STUTTGART (dpa/lsw) — Ist Frack­ing in Deutsch­land eine Möglich­keit, unabhän­gig von russi­schem Gas zu werden? Der starke Anstieg der Energie­prei­se lässt so manches Tabu wackeln. Doch die Südwest-CDU stemmt sich dagegen.

Trotz der Energie­kri­se ist Baden-Württem­bergs Innen­mi­nis­ter Thomas Strobl strikt gegen die Förde­rung von Erdgas durch die Frack­ing-Techno­lo­gie in Deutsch­land. «Frack­ing bringt uns für diesen und im Übrigen auch für den nächs­ten Winter ganz sicher gar nichts», sagte der CDU-Landes­chef der Deutschen Presse-Agentur in Stutt­gart. Zunächst müssten die recht­li­chen Voraus­set­zun­gen geschaf­fen werden und dann seien Probe­boh­run­gen nötig. «Ich würde mal sagen, bevor dann das erste Gas kommt, dauert es Jahre.» Die Diskus­si­on über Frack­ing, die vor allem die FDP führe, sei deshalb absei­tig. «Das ist wirklich ein Vorschlag, der ins Nirwa­na führt», sagte Strobl.

Der CDU-Politi­ker hielt den Südwest-Libera­len vor, ihr Eintre­ten für das Frack­ing sei sehr zum Nachteil Baden-Württem­bergs. «Denn die mögli­chen Gasvor­kom­men liegen vor allem im Nordos­ten des Boden­sees. Aus dem Boden­see kommt aber für vier Millio­nen Menschen das Trink­was­ser.» Er sei froh, dass es den See zur Trink­was­ser­ver­sor­gung der Menschen gebe. «Das zu gefähr­den, kommt defini­tiv nicht in Frage, sagte Strobl. «Der Boden­see ist absolut tabu. Hände weg vom Boden­see. Der Vorschlag der FDP ist ahnungs­los und gefährlich.»

Zuletzt hatten Exper­ten und vor allem FDP-Politi­ker wegen des russi­schen Angriffs­kriegs auf die Ukrai­ne empfoh­len, mit Hilfe von Frack­ing Gas im Schie­fer­ge­stein zu fördern. Zuletzt hatte sich auch Sachsens Minis­ter­prä­si­dent Micha­el Kretschmer dafür ausge­spro­chen. «Heimi­sches Frack­ing-Gas wäre eine Möglich­keit, um die Abhän­gig­keit von Russland und auch vom Weltmarkt zu reduzie­ren», sagte der CDU-Politi­ker. Beim Frack­ing wird Gas oder Öl mit Hilfe von Druck und Chemi­ka­li­en aus Gesteins­schich­ten heraus­ge­holt, was Gefah­ren für die Umwelt birgt. Kritik gibt es auch daran, dass das Gas bei der Verflüs­si­gung stark abgekühlt werden muss, was nach Angaben von Umwelt­schüt­zern bis zu 25 Prozent des Energie­ge­halts des Gases kostet.