FRANKFURT/BERLIN (dpa) — Um 0,7 bzw. 1,5 Prozent sank der Heizener­gie­be­darf in den ersten Pande­mie­jah­ren — für Exper­ten eine Überra­schung. Ernst wird es in diesem Jahr: Die Energie­kri­se erhöht den Spardruck.

In den Corona-Jahren 2020 und 2021 haben die Haushal­te in Deutsch­land trotz vermehr­ter Homeof­fice-Arbeit weniger Geld für Heizener­gie ausge­ge­ben. Auch wurde tempe­ra­tur­be­rei­nigt etwas weniger geheizt, wie der «Wärme­mo­ni­tor» des Deutschen Insti­tuts für Wirtschafts­for­schung (DIW) zeigt.

Für die Studie wurden Heizkos­ten­ab­rech­nun­gen des Energie­dienst­leis­ters Ista von rund 250.000 Mehrpar­tei­en­häu­sern hierzu­lan­de ausge­wer­tet. Für dieses Jahr sagen die DIW-Forscher indes eine Verdop­pe­lung der Heizkos­ten oder mehr für Verbrau­cher voraus.

Laut der Analy­se ist der Heizener­gie­be­darf 2020 berei­nigt um Tempe­ra­tur­ef­fek­te um 0,7 Prozent zum Vorjahr gesun­ken. 2021 gab es eine weite­re Abnah­me um 1,5 Prozent auf 128,7 Kilowatt­stun­den je Quadrat­me­ter beheiz­ter Wohnflä­che. Betrach­tet wurden Gas, Heizöl, Fernwär­me und Strom.

Die Ausga­ben fürs Heizen sanken 2020 dank damals noch niedri­ger Energie­prei­se um 3,9 Prozent zum Vorjahr und 2021 noch leicht um 0,7 Prozent. Im Schnitt gaben Haushal­te 7,86 Euro je Quadrat­me­ter beheiz­ter Wohnflä­che aus.

Der Rückgang beim Heizener­gie­be­darf in der Pande­mie überra­sche, sagte DIW-Ökono­min Franzis­ka Schüt­ze. «Schließ­lich waren über beide Jahre die Menschen aufgrund von Homeof­fice, Lockdowns und Kurzar­beit mehr zu Hause.» Dank Sanie­run­gen seien Gebäu­de zuneh­mend energieeffizient.

Hohe Kosten erwartet

Die Energie­kri­se infol­ge des Ukrai­ne-Kriegs erhöht nun den Spardruck: Millio­nen Menschen drohen vor allem wegen der rasant gestie­ge­nen Gasprei­se hohe Mehrkos­ten. Das DIW erwar­tet, dass sich die Gasprei­se von 5 bis 6 Cent je Kilowatt­stun­de 2020 auf etwa 12 Cent je Kilowatt­stun­de oder noch mehr in diesem Jahr erhöhen.

Das treffe Haushal­te mit niedri­gem Einkom­men am stärks­ten. Schon bei einem Preis­an­stieg auf 12,5 Cent pro Kilowatt­stun­de, was knapp über dem vorge­schla­ge­nen Niveau der Gaspreis­brem­se liege, würden die Antei­le der Heizkos­ten an den unteren Einkom­men von 6,2 Prozent auf 11,7 Prozent steigen, schrei­ben die Autoren. Die Neukun­den­ta­ri­fe bei Energie­ver­sor­gern hätten im Septem­ber sogar bei 21,75 Cent pro Kilowatt­stun­de außer­halb der Grund­ver­sor­gung gelegen. Zuletzt gaben die Gasprei­se im Großhan­del immer­hin nach.

Weite­re Reduk­ti­on nötig

Die Bundes­netz­agen­tur hält trotz gut gefüll­ter Gasspei­cher eine Reduk­ti­on des Gasver­brauchs in Deutsch­land um 20 Prozent für nötig. Neben kurzfris­ti­gen Entlas­tun­gen seien nun verstärkt langfris­ti­ge Inves­ti­tio­nen nötig wie energie­ef­fi­zi­en­te Gebäu­de­sa­nie­run­gen und Heizungs­wech­sel, vor allem zu erneu­er­ba­ren Energien, meint das DIW.

Bei den Sanie­run­gen müsse das Tempo auch angesichts der Klima­zie­le steigen. Die leich­ten Einspa­run­gen beim Heizener­gie­be­darf in den beiden vergan­ge­nen Pande­mie­jah­ren änder­ten nichts daran, dass der Gebäu­de­sek­tor weiter zu viel Kohlen­di­oxid aussto­ße, schrie­ben die Forscher. Um die Klima­zie­le zu errei­chen, müsse Deutsch­land im Gebäu­de­be­reich jährlich rund fünf Millio­nen Tonnen CO2 sparen, rund vier Prozent der Emissio­nen 2020. «Wir beobach­ten jedoch im Jahr 2020 eine Reduk­ti­on von nur einem Prozent bei den Mehrfamiliengebäuden.»

Unberei­nigt um Tempe­ra­tur­ein­flüs­se sah die Heizbi­lanz hierzu­lan­de zuletzt ohnehin trüber aus: In dem Fall ist der Energie­ver­brauch 2021 um neun Prozent gestie­gen, auch wegen des relativ kalten Winters.