ULM — Noch fehlt die Gleich­wer­tig­keit von beruf­li­chen und akade­mi­schen Ausbil­dungs­we­gen im Alltag an vielen Stellen. Aus diesem Grund haben jetzt 32 Elektro­ni­ke­rin­nen und Elektro­ni­ker an den Stand­or­ten in Ulm und Fried­richs­ha­fen zum Start ihrer Vollzeit-Meister­stu­di­ums von der Handwerks­kam­mer Ulm erstmals einen Meister­stu­die­ren­den­aus­weis erhalten. 

Mit diesem können sie belegen, dass sie an einer Fachschu­le für beruf­li­che Weiter­bil­dung einge­schrie­ben sind und von Vergüns­ti­gun­gen im Lebens­all­tag profi­tie­ren. Dr. Tobias Mehlich, Haupt­ge­schäfts­füh­rer der Handwerks­kam­mer Ulm sagt: „Es gibt in unserem Land eben nicht nur einen Bildungs­weg für junge Menschen, sondern zwei: die beruf­li­che und die akade­mi­sche Bildung. Das ist gut, wir brauchen sie beide. Mit dem neuen Meister­stu­die­ren­den­aus­weis kann jetzt auch die häufi­ge Ungleich­be­hand­lung in vielen Insti­tu­tio­nen beendet werden.“ Aktuell zahlt beispiels­wei­se eine handwerk­li­che Meister­stu­den­tin oft mehr als das Doppel­te für die Fahrkar­te im ÖPNV als ein Hochschul­stu­dent. Dabei haben auch Meister­stu­die­ren­de, die in Vollzeit ihre Weiter­bil­dung absol­vie­ren, kein geregel­tes Einkom­men. Meister­stu­die­ren­de sollen deshalb ebenfalls von Rabat­ten etwa an der Kinokas­se, im Schwimm­bad, Museum oder beim Einkau­fen profitieren. 

In den Betrie­ben zwischen Ostalb und Boden­see werden sie gesucht: beruf­lich gebil­de­te Fachkräf­te. Auf dem Arbeits­markt fehlen 2030 zehnmal mehr Gesel­len, Meiste­rin­nen und Techni­ker als Akade­mi­ker. Auch der jährlich veröf­fent­lich­te OECD-Bildungs­be­richt weist jetzt auf die Heraus­for­de­rung in den kommen­den Jahren hin. Zwar lobt die Auswer­tung das duale Ausbil­dungs­sys­tem in Deutsch­land, trotz­dem gibt es Nachhol­be­darf. Während in den OECD-Ländern durch­schnitt­lich jeder Zweite der 25- bis 34-Jähri­gen einen weiter­qua­li­fi­zie­ren­den Abschluss hat – dazu gehört etwa der Meister­brief – sind es hierzu­lan­de nur rund 36 Prozent. Um weiter­hin junge Menschen für eine Karrie­re im Handwerk zu begeis­tern, müssen die Vortei­le einer beruf­li­chen Ausbil­dung deutli­cher werden. Dazu gehört es, die im Ampel- Koali­ti­ons­ver­trag angekün­dig­te Exzel­lenz­stra­te­gie für die beruf­li­che Bildung mit Leben zu füllen. Mehlich betont: „In vielen Berei­chen, wie etwa dem Steuer- und Sozial­ver­si­che­rungs­recht, werden Auszu­bil­den­de und Meister­stu­die­ren­de finan­zi­ell schlech­ter gestellt als Studie­ren­de an Hochschu­len und Univer­si­tä­ten. Wenn die Politik von Gleich­wer­tig­keit spricht, müssen auch gleiche Maßstä­be gelten. Dazu gehört zum Beispiel auch der Ausbau von Weiter­bil­dungs­sti­pen­di­en und ein neues Aufstiegsfortbildungsförderungsgesetz.“ 

Link: www.hwk-ulm.de/studierendenausweis-fur-angehende-meisterinnen-und-meister-im-handwerk/