Der Einzel­han­del klagt oft und gerne über notlei­den­de Betrie­be und wegfal­len­de Umsät­ze in Lockdown-Zeiten. Wie ist es da zu erklä­ren, dass die Gesamt­erlö­se der Branche im Vorjahr sogar gestie­gen sind?

STUTTGART (dpa/lsw) — Trotz der für Zehntau­sen­de Betrie­be existenz­be­droh­li­chen Corona-Pande­mie sind die Gesamt­um­sät­ze des Einzel­han­dels in Baden-Württem­berg im Vorjahr sogar etwas gestie­gen. Die Branche habe im Jahres­ver­gleich 3,1 Prozent mehr umgesetzt als noch 2019, teilte das Statis­ti­sche Landes­amt am Freitag in Stutt­gart mit. Grund sind vor allem stark gewach­se­ne Geschäf­te im Lebens­mit­tel­be­reich, dort gingen die Erlöse um 8,4 Prozent nach oben.

Das Plus in diesem extrem umsatz­star­ken Einzel­han­dels­seg­ment machte negati­ve Entwick­lun­gen in anderen, kleine­ren Sparten statis­tisch wett. Am stärks­ten fiel der Einzel­han­del mit Texti­li­en, Beklei­dung, Schuhen und Leder­wa­ren, hier stand den Statis­ti­kern zufol­ge im Jahres­ver­gleich ein Umsatz­mi­nus von 24,4 Prozent.

Der Handels­ver­band Baden-Württem­berg teilte auf Anfra­ge mit, es sei «durch­aus so», dass einzel­ne Branchen wie etwa der Lebens­mit­tel­ein­zel­han­del gut durch die Krise gekom­men seien. Zudem sei zu berück­sich­ti­gen, dass der Online­han­del enorme Umsatz­zu­wäch­se verbucht habe, die in die Jahres­zah­len einge­flos­sen seien. Das ändere nichts daran, dass etliche Händler — vor allem aus dem Modebe­reich — mit teils immensen Umsatz­rück­gän­gen konfron­tiert seien.

Der Verband rechnet bereits seit länge­rem im schlimms­ten Fall mit coronabe­dingt bis zu 12 000 Geschäfts­schlie­ßun­gen und Insol­ven­zen im Südwest-Einzel­han­del in den kommen­den zwei Jahren. Haupt­ge­schäfts­füh­re­rin Sabine Hagmann warnt vor einer «Entlas­sungs­wel­le im Handel und am Ende auch katastro­pha­len Auswir­kun­gen auf die Innenstädte».