Auch in diesem Jahr werden am Valen­tins­tag zahllo­se Blumen verschenkt. Doch die meisten Blumen-Fachhänd­ler dürften wegen des Lockdowns vom ersten wichti­gen Geschenk­tag des Jahres nicht profi­tie­ren. Das große Geschäft werden andere machen.

DÜSSELDORF (dpa) — Bei vielen Blumen­händ­lern wird es in diesem Jahr am Valen­tins­tag lange Gesich­ter geben. «Der Valen­tins­tag am 14. Febru­ar ist eigent­lich der erste wichti­ge Blumen­schenk­tag im Jahr — die Umsät­ze in den Blumen­fach­ge­schäf­ten steigen dann um bis zu 200 Prozent», sagt Nicola Fink vom Fachver­band Deutscher Floristen.

Eigent­lich. Denn im Corona-Jahr 2021 ist alles ganz anders. In den meisten Bundes­län­dern werden die Blumen­lä­den am Valen­tins­tag wegen des Lockdowns wohl noch geschlos­sen sein. Und selbst dort, wo sie offen sind — etwa in Nordrhein-Westfa­len und Hessen -, ist das Angebot häufig einge­schränkt. Viele Blumen­händ­ler müssen deshalb zusehen, wie andere das große Geschäft machen.

Denn der Bedarf an Blumen zum Valen­tins­tag dürfte in diesem Jahr trotz der Pande­mie nicht viel gerin­ger sein als sonst. Nach einer aktuel­len Umfra­ge der Unter­neh­mens­be­ra­tung Simon Kucher & Partners wollen auch in diesem Jahr gut zwei Drittel der Befrag­ten ihre Liebs­ten mit etwas Schönem überra­schen. Jeder Vierte will demnach Blumen verschen­ken. Das liegt kaum unter dem Vorjahresniveau.

Doch werden die Pflan­zen in diesem Jahr viel häufi­ger als sonst aus dem Super­markt oder aus einem Online-Shop stammen. Kauften im vergan­ge­nen Jahr der Umfra­ge zufol­ge noch fast zwei Drittel der Konsu­men­ten den Blumen­strauß zum Valen­tins­tag bei ihrem lokalen Blumen­händ­ler, so planen das in diesem Jahr nur noch 41 Prozent der Befrag­ten. Mehr als die Hälfte will in diesem Jahr die Blumen im Lebens­mit­tel­han­del oder online kaufen. Vor einem Jahr tat das nicht einmal jeder Dritte.

«Der Blumen­ab­satz im Lebens­mit­tel­han­del hat stark zugenom­men. Für die Kundin­nen und Kunden ist es einfach bequem, die Blumen beim Lebens­mit­tel­ein­kauf mitzu­neh­men — und sie erspa­ren sich, noch in einen weite­ren Laden gehen zu müssen», berich­tet Eva Stüber vom Kölner Insti­tut für Handels­for­schung (IFH). Gerade dieses Bequem­lich­keits­ar­gu­ment habe in Corona-Zeiten eine verstärk­te Bedeu­tung gewonnen.

Viele Blumen­händ­ler und Garten­cen­ter-Betrei­ber sehen die florie­ren­den Geschäf­te der Lebens­mit­tel­händ­ler aller­dings mit Wut im Bauch. «Wir können nur zuschau­en, wie die Konkur­renz unser Geschäft übernimmt», klagte kürzlich der Geschäfts­füh­rer des Floris­ten­ver­ban­des Bayern, Roland Maier­ho­fer. Und auch der Präsi­dent des Zentral­ver­ban­des Garten­bau, Jürgen Mertz, beschwer­te sich, das einige Super­märk­te ihr Blumen­pro­gramm im Lockdown ausge­baut hätten und dafür sogar Radio­wer­bung machten. «Da hört unsrer Verständ­nis auf.»

Mertz, der selbst ein Garten­cen­ter im hessi­schen Hadamar betreibt, drängt darauf, dass Blumen­lä­den und Garten­cen­tern spätes­tens zum 1. März wieder bundes­weit öffnen dürfen. Andern­falls würden wieder große Mengen an Pflan­zen, die für das Frühjahr gezüch­tet worden seien, auf dem Kompost landen. Schon jetzt müssten erste Pflan­zen entsorgt werden.

Es geht um einen Milli­ar­den­markt: Die Verbrau­cher in Deutsch­land geben im Jahr fast 9 Milli­ar­den Euro für Blumen und Pflan­zen aus. Und 2020 war für nach Angaben der Agrar­markt Infor­ma­ti­ons-Gesell­schaft war trotz oder wegen Corona sogar ein «Rekord­jahr für den Zierpflanzenbau».

Trotz der schwie­ri­gen Situa­ti­on und der lautstar­ken Klagen ist die Branchen­ken­ne­rin Stüber denn auch durch­aus optimis­tisch, was die Zukunft der Floris­ten-Zunft angeht. «Eine große Insol­venz­wel­le im Blumen­han­del ist nicht zu erwar­ten, denn die Branche profi­tiert von dem gestei­ger­ten Bedürf­nis nach Gemüt­lich­keit und positi­ven Emotio­nen im Wohnum­feld», meint sie.

Die Tradi­ti­on, seinen Liebs­ten am Valen­tins­tag ein Geschenk zu machen, stammt eher aus dem angel­säch­si­schen Raum. In Deutsch­land wurde sie in den vergan­ge­nen Jahrzehn­ten mit Werbung der Floris­tik- und Süßwa­ren­in­dus­trie gefördert.