OCHSENHAUSEN — Erstens kommt es anders, zweitens als man denkt. Eigent­lich wollten die TTF Liebherr Ochsen­hau­sen im Topspiel der TTBL Rekord­meis­ter Düssel­dorf mit einer „innova­ti­ven“ Aufstel­lung überra­schen. Doch die perso­nel­len Wünsche zerschlu­gen sich aufgrund höherer Gewalt und man konnte beim 0:3 in der ausver­kauf­ten „Höhle des Löwen“ vor 1.100 Tisch­ten­nis­fans keine nennens­wer­ten Akzen­te setzen. Nicht sonder­lich erfreu­lich, aber zu verschmer­zen, weil man das Pokal-Viertel­fi­na­le gegen Grenzau am kommen­den Freitag für wichti­ger erach­tet und alles tun wird, um da mit der besten mögli­chen Aufstel­lung hoch fokus­siert in die Box zu gehen. 

Schwie­ri­ge Perso­nal­si­tua­ti­on nach geplatz­tem Togami-Debüt, „zerschos­se­ne“ Vorbereitung 

Eigent­lich war die Bundes­li­ga-Premie­re von Shunsuke Togami geplant gewesen, doch das zerschlug sich deshalb, weil der Weltklas­se-Japaner beim WTT Conten­der in Slowe­ni­en im Doppel einfach nicht ausschei­den wollte. Mit seinem Lands­mann Hiroto Shino­zu­ka erreich­te Togami das Finale und gewann es am heuti­gen Sonntag auch. Auch Simon Gauzy hätte spielen sollen, doch der kehrte etwas angeschla­gen mit leich­ten Rücken­pro­ble­men aus Slowe­ni­en zurück, sodass man sich entschloss, als Sicher­heits­maß­nah­me mit Blick auf das Pokal­spiel den Franzo­sen pausie­ren zu lassen. Somit war also auch der „Leader“ nicht an Bord. Mit einer Aufstel­lung Togami – Gauzy – Robles hätte man die Düssel­dor­fer vielleicht schon ein wenig in Bedräng­nis bringen können, doch Konjunk­ti­ve zählen nicht im Sport. 

Kanak Jha, der zurzeit vielleicht stärks­te, zumin­dest aber konstan­tes­te TTF-Spieler, kam ohnehin nicht für einen Einsatz in Frage, da er – wie erwar­tet – bei den Pan Ameri­can Champi­on­ships in Santia­go de Chile heute das Finale gegen Hugo Calder­ano bestrei­tet. Das Ergeb­nis liegt noch nicht vor. 

Es blieb keine andere Wahl, neben Samuel Kulczy­cki auf die Schnel­le den ursprüng­lich für diese Partie überhaupt nicht einge­plan­ten Can Akkuzu zu rekru­tie­ren. Letzte­rer hatte tags zuvor noch beim WTT-Turnier in Slowe­ni­en gespielt und war dort nach einigen starken Matches immer­hin ins Viertel­fi­na­le vorge­sto­ßen, wo er am späte­re Finalis­ten Darko Jorgic geschei­tert war. Akkuzu düste sofort nach Matchen­de mit seinem Auto nach Ochsen­hau­sen, um dann sogleich von einem TTF-Mitar­bei­ter in dessen PKW nach Düssel­dorf chauf­fiert zu werden. Nun, er traf recht­zei­tig ein, natür­lich aber mit Schlafdefizit. 

Überhaupt kam hinzu, dass die Vorbe­rei­tung auf das Düssel­dorf-Spiel „etwas zerschos­sen“ war, wie es Teamma­na­ger Manuel Pfender formu­lier­te. Logisch, wenn alle sechs Spieler in inter­na­tio­na­len Turnie­ren im Einsatz sind. Das soll keine Entschul­di­gung für eine letzt­lich klare und an diesem Tag leistungs­ge­rech­te Nieder­la­ge sein, sondern nur die schwie­ri­ge Situa­ti­on im Vorfeld etwas beleuchten. 

Akkuzu versucht alles, Robles unter­liegt in fünf Sätzen, Kulczy­cki gibt sich zu früh auf 

Die Geschich­te des Spiels ist schnell erzählt. Gegen den Weltrang­lis­ten-Elften Qiu Dang versuch­te Akkuzu alles, was an diesem Tag möglich war, doch zu einem Satzge­winn reich­te es nicht (8:11, 10:12, 5:11). Alvaro Robles kämpf­te sich gegen Kay Stumper nach einem 0:2‑Satzrückstand ins Match zurück, konnte im Entschei­dungs­satz jedoch nicht mehr zulegen und musste seinem 20-jähri­gen Gegner, der wie alle Düssel­dor­fer diese Saison in der TTBL noch ungeschla­gen ist, gratu­lie­ren. Gegen Timo Boll schien Samuel Kulczy­cki anfäng­lich auf gutem Kurs, konnte jedoch eine 10:6‑Führung im ersten Satz nicht ins Ziel bringen und verlor danach völlig den Faden, spiel­te kopflos und ließ sich gerade­zu deklas­sie­ren. Das ärger­te die TTF-Verant­wort­li­chen schon etwas, denn auch gegen einen Boll kann man Punkt für Punkt konzen­triert arbei­ten und muss sich nicht wider­stands­los ergeben, wenn es anfäng­lich etwas unglück­lich läuft. „Das wird unser Cheftrai­ner sicher nochmal mit ihm bespre­chen“, so TTF-Präsi­dent Kristi­jan Pejino­vic. Nach gut 100 Minuten war jeden­falls alles entschieden. 

Nicht desolat, aber auch nicht berau­schend: Ochsen­hau­ser Stimmen zum 0:3 in Düsseldorf 

„Es war sicher keine desola­te Vorstel­lung von uns gegen erwar­tet starke Düssel­dor­fer, in den ersten beiden Matches gewiss nicht, aber insge­samt auch nicht das, was wir uns erhofft hatten“, räumt Kristi­jan Pejino­vic ein. „Es waren harte Wochen wegen der vielen inter­na­tio­na­len Einsät­ze, die dann irgend­wann eben auch spürbar sind. Es bleibt uns gar nichts anderes, als nun den Mund abzuwi­schen, nach vorne zu schau­en und den vollen Fokus auf das nächs­te Wochen­en­de zu richten.“ 

„Düssel­dorf ist mit breiter Brust aufge­tre­ten und hat stark aufge­spielt vor voller Hütte“, so Manuel Pfender. „Allzu viel ist nicht passiert, aber wir hatten uns schon ein bisschen mehr vorge­nom­men und wollten Düssel­dorf eigent­lich etwas mehr ärgern. Ab Diens­tag­vor­mit­tag liegt unser Fokus dann aber voll auf dem Pokal.“ 

Borus­sia Düssel­dorf – TTF Liebherr Ochsen­hau­sen 3:0

Dang Qiu – Can Akkuzu 3:0 (11:8, 12:10, 11:5)
Kay Stumper — Alvaro Robles 3:2 (11:8, 11:9, 10:12, 7:11, 11:4)
Timo Boll — Samuel Kulczy­cki 3:0 (12:10, 11:4, 11:4)