OCHSENHAUSEN — Die TTF Liebherr Ochsen­hau­sen haben am Sonntag­nach­mit­tag in der Tisch­ten­nis Bundes­li­ga einen wichti­gen, hart erkämpf­ten Sieg errun­gen. In einer Partie des 9. Spiel­tags – für die Oberschwa­ben war es indes erst das fünfte TTBL-Saison­spiel – konnte Pokal­sie­ger ASV Grünwet­ters­bach mit 3:2 geschla­gen werden. Nach dem etwas unglück­li­chen 2:3 gegen Bad Königs­ho­fen zwei Tage zuvor, melde­ten sich die TTF eindrucks­voll zurück. Beson­ders zwei ihrer jungen Wilden imponierten.

Am Anfang „roch“ es nach einer Niederlage

Zunächst schien alles den Gästen aus Baden in die Karten zu spielen. Simon Gauzy mühte sich auch diesmal vergeb­lich gegen Dang Qiu, dessen Penhol­der-Spiel im nicht gut liegt und gegen den er nun dreimal in Folge den Kürze­ren gezogen hat. 1:3 hieß es am Ende aus Ochsen­hau­ser Sicht. Gegen Defen­siv-Ass Wang Xi stand der 20-jähri­ge Kanak Jha anschlie­ßend auf verlo­re­nem Posten, wobei der erste Satz ganz knapp in der Verlän­ge­rung wegging. Auch hier stand schließ­lich ein 1:3 im Spiel­be­richt. 0:2 – es sah gar nicht gut aus.

Kulczy­cki leite­te die Wende ein

Doch dann folgte der erste große Auftritt des 18-jähri­gen Samuel Kulczy­cki, der – trotz des immensen Drucks, da er ja gewin­nen musste, um sein Team im Spiel zu halten – den in der Weltrang­lis­te 248 Plätze höher notier­ten Slowe­nen Deni Kozul in vier Sätzen auf Distanz hielt, wobei er auch Nerven­stär­ke unter Beweis stell­te, da er bei seinem 3:1‑Erfolg die Durch­gän­ge drei und vier jeweils mit 12:10 in der Verlän­ge­rung gewann. „Samuel war trotz seines Alters in diesem Match eindeu­tig der abgezock­te­re Spieler“, freute sich nachher TTF-Präsi­dent Kristi­jan Pejinovic.

Die TTF waren wieder da und schal­te­ten nun endgül­tig in den Angriffs­mo­dus. Simon Gauzy ließ seinem Gegen­über Wang Xi im Duell der Spitzen­spie­ler beim 11:5, 11:9, 5:11 und 11:7 keine echte Chance. Das vierte Match bereits an diesem Nachmit­tag, das mit 3:1 endete. Und es sollte nicht das letzte 3:1 gewesen sein.

Blutjun­ges Ochsen­hau­ser „No-Name-Doppel“ lässt ASV-Topduo alt aussehen

Als krasser Außen­sei­ter ging das polni­sche Youngs­ter-Duo Samuel Kulczy­cki und Maciej Kubik – für den erst 17 Jahre alten Kubik war es der erste Punkt­spiel­ein­satz für die TTF überhaupt – an den Tisch, hießen die bestens einge­spiel­ten Gegner doch Dang Qiu/Tobias Rasmus­sen. Das beste Bundes­li­ga-Doppel der Vorsai­son, das zudem im Januar beim Endspiel des Liebherr Pokal-Finales den TTF den K.o.-Schlag versetzt hatte. Doch was dann kam, hatte kaum einer auf der Rechnung und brach­te auch den Gegner zum Staunen. Kulczycki/Kubik harmo­nier­ten präch­tig und boten großar­ti­ges, fast perfekt aufein­an­der abgestimm­tes Tisch­ten­nis – und das in einem alles entschei­den­den Schluss­dop­pel, geleis­tet von einem 17- und einem 18-Jähri­gen, die letzte Saison noch in der 2. Liga gespielt hatten! Mit 11:5 und 11:9 gingen die ersten beiden Durch­gän­ge an die zwei Ochsen­hau­ser. Als dann der dritte Satz mit 8:11 verlo­ren wurde, fürch­te­te immer noch mancher, nun könnte der Einbruch erfol­gen. Doch nichts derglei­chen geschah. Die beiden TTF-Youngs­ter spiel­ten weiter­hin ungehemmt auf, riskier­ten etwas ohne die Übersicht zu verlie­ren und brach­ten den letzten Satz der denkwür­di­gen TTBL-Partie mit 11:7 nach Hause. Es durfte gejubelt werden.

„Das war eine tolle Leistung unserer beiden Youngs­ter gegen dieses Topdop­pel“, lobte Kristi­jan Pejino­vic. „Besser konnte man es gar nicht machen.“ Selbst vom Gegner kam Anerken­nung. „Respekt an Samuel, er spielt im Moment sehr gut. Wir hatten nicht erwar­tet, dass sie so stark aufspie­len. Sie haben uns ein bisschen überrollt“, so der deutsche Natio­nal­spie­ler Dang Qiu.

Auch wenn keine Zuschau­er anwesend sein durften, herrsch­te keines­wegs Toten­stil­le in der Dr.-Hans-Liebherr-Halle, in der man die berühm­te Steck­na­del eben nicht fallen hören konnte. Die Bänke beider Klubs und die wenigen anwesen­den Vereins­funk­tio­nä­re waren stimm­ge­wal­tig und engagiert dabei und pusch­ten ihre Spieler unabläs­sig. Kristi­jan Pejino­vic räumte kurz nach Spielen­de ein: „Ich bin noch ganz heiser vom Anfeuern.“

Zufrie­de­ne Ochsen­hau­ser sprin­gen auf Play-off-Platz

„Unglaub­lich! Sie haben super gekämpft“, lobte TTF-Trainer Yong Fu. „Heute hat das Team gewon­nen und sich für einen super­har­ten Kampf belohnt.“ „In meinem Einzel hatte ich großen Druck, wir lagen ja 0:2 hinten“, sagte Match­win­ner Kulczy­cki. „Ich bin sehr froh, dass ich dem Team helfen konnte. Im Doppel haben wir dann super gespielt.“ Und Kristi­jan Pejino­vic bilan­zier­te: „Heute hatten wir zum zweiten Mal inner­halb von zwei Tagen ‚Jugend forscht‘ – und diesmal höchst erfolg­reich, das war wirklich spitze, größten Respekt!“

Durch den heuti­gen Sieg haben sich die TTF mit 8:2 Punkten auf den vierten Platz empor­ge­ar­bei­tet, wobei man berück­sich­ti­gen muss, dass sie wesent­lich weniger Partien absol­viert haben als sämtli­che Mitbe­wer­ber. Am kommen­den Wochen­en­de wird es für die Schütz­lin­ge von Fu Yong keines­wegs leich­ter mit der Freitags­par­tie in Mühlhau­sen und dem Sonntags­spiel gegen den Tabel­len­zwei­ten Bergneustadt.

TTF Liebherr Ochsen­hau­sen – ASV Grünwet­ters­bach 3:2
Simon Gauzy – Dang Qiu 1:3 (12:10, 9:11, 4:11, 8:11)
Kanak Jha – Wang Xi 1:3 (11:13, 6:11, 11:7, 3:11)
Samuel Kulczy­cki – Deni Kozul 3:1 (11:4, 5:11, 12:10, 12:10)
Simon Gauzy – Wang Xi 3:1 (11:5, 11:9, 5:11, 11:7)
Samuel Kulczycki/Maciej Kubik – Dang Qiu/Tobias Rasmus­sen 3:1 (11:9, 11:5, 8:11, 11:7)