TUTTLINGEN — Das Video­un­ter­richts­mo­dell der Tuttlin­ger Gymna­si­en könnte beispiel­ge­bend für andere Schulen im Land sein. Davon ist Minis­ter Guido Wolf MdL überzeugt. Bei einem Besuch im Otto-Hahn-Gymna­si­um ließ sich Wolf das Modell erklä­ren, bei dem trotz Wechsel­un­ter­richt alle Schüle­rin­nen und Schüler nach Stunden­plan lernen können.

„Was hier geschieht, ist Bench­mark“, so Guido Wolf, „das ist ein Beispiel, das Schule machen könnte und für das ich auch in Stutt­gart werben werde.“ Beein­druckt war Wolf von der Art und Weise, wie die Tuttlin­ger Gymna­si­en sich auf den Wechsel­un­ter­richt vorbe­rei­tet haben. Denn dank Video­tech­nik ist es hier möglich, dass weiter nach Stunden­plan unter­rich­tet werden kann – auch wenn die Hälfte der Schüler nicht persön­lich anwesend ist.

Das Otto-Hahn-Gymna­si­um zum Beispiel hat dafür zehn Räume so mit Kameras, Beamern und Laptops ausge­rüs­tet, dass die Hälfte der Klasse sich per Video­kon­fe­renz zuschal­ten kann und auf die Rückwand des Klassen­zim­mers proji­ziert wird. Der Lehrer hat dann zumin­dest optisch die ganze Klasse vor sich – auch wenn die Hälfte zu Hause ist und den Lehrer und das Tafel­bild nur am Laptop sieht. Eine andere Varian­te: Falls der Lehrer in Quaran­tä­ne muss, kann er von zu Hause aus unter­rich­ten – und die Klasse verfolgt ihn über Bildschirm oder Leinwand. Ein ähnli­ches Modell wird auch am Immanu­el-Kant-Gymna­si­um angewandt.

Oberstu­di­en­di­rek­tor Georg Schwarz fasst das Ergeb­nis seines Schul­pro­jekts mit wenigen Worten zusam­men: „Egal, wo sich Lehrer und Schüler gerade befin­den: Wir sind immer in der Lage, Unter­richt nach Stunden­plan zu fahren.“ Damit ist der größte Nachteil aufge­ho­ben, der sonst mit dem Wechsel­un­ter­richt einher­geht – nämlich die Tatsa­che, dass die Hälfte der Schüle­rin­nen und Schüler nicht direkt mitbe­kommt, was gerade in der Schule läuft und sich mit Arbeits­blät­tern und anderen Hilfs­mit­teln begnü­gen muss.

„Uns war es wichtig, dass der Wechsel­un­ter­richt den negati­ven Beiklang verliert“, sagt Georg Schwarz. „Jetzt gibt es keine Nachtei­le mehr für die, die gerade zu Hause sind.“ Das, was die Tuttlin­ger Gymna­si­en heute anbie­ten, sei nicht mehr mit der Art von Wechsel­un­ter­richt vergleich­bar, der noch beim ersten Lockdown im Frühjahr impro­vi­siert wurde.

Davon ist nun auch Guido Wolf überzeugt. Er will das Modell der Tuttlin­ger Gymna­si­en daher auch Kultus­mi­nis­te­rin Susan­ne Eisen­mann vorstel­len. Dabei sei ihm aber auch klar, dass zum Erfolg mehre­re Fakto­ren gehören: Zum einen ein Kolle­gi­um, das offen für Neues ist und Engage­ment an den Tag legt. Am OHG zum Beispiel griffen Lehrer am Wochen­en­de zum Schrau­ben­zie­her, um Beamer und Kameras zu montie­ren. Zum anderen ein Schul­trä­ger, der für den finan­zi­el­len Rahmen sorgt. So ließ sich die Stadt Tuttlin­gen allein die Ausstat­tung des OHG rund 17 000 Euro kosten.

OB Micha­el Beck macht aber deutlich, dass es trotz der Kosten kein exklu­si­ves Modell für die Gymna­si­en bleiben soll: „Ich hoffe, dass andere Schulen auch einstei­gen – am Geld soll das nicht scheitern.“