BIBERACH — Für seine Verdiens­te um die Pallia­tiv- und Hospiz­ver­sor­gung in der Stadt und im Landkreis Biber­ach ist Prof. Dr. Egon Lanz vergan­ge­nen Samstag im Martin-Luther-Gemein­de­haus mit dem Bundes­ver­dienst­kreuz ausge­zeich­net worden. Der frühe­re Chefarzt der Anästhe­sio­lo­gie am Kreis­kran­ken­haus war Initia­tor, Gründungs­mit­glied und langjäh­ri­ger Vorsit­zen­der des Förder­ver­eins Hospiz im Landkreis. Der 82-Jähri­ge erhielt das Bundes­ver­dienst­kreuz aus den Händen von Oberbür­ger­meis­ter Norbert Zeidler, der die Auszeich­nung vor rund 160 Gästen im Auftrag des Bundes­prä­si­den­ten vornahm. 

Egon Lanz stehe quasi sinnbild­lich für das Thema Hospiz- und Pallia­tiv­ver­sor­gung in der Stadt und in der Region. „Neben einem durch­aus fordern­den Berufs­le­ben als Chefarzt der ehema­li­gen Kreis­kli­nik haben Sie sich in höchs­tem Maße für die Hospiz- und Pallia­tiv­ver­sor­gung engagiert, weit über die Grenzen des Norma­len hinaus“, sagte Zeidler in seiner Begrü­ßung. Er glaube, dass Lanz dies aus einer Haltung heraus getan habe, die man als ärztli­ches Ethos im besten Sinne bezeich­nen könnte. „Getra­gen von einer großen Menschen­freund­lich­keit, einer immensen Fachlich­keit und von dem Gefühl, mit den eigenen Begabun­gen Verant­wor­tung für die Gesell­schaft zu tragen.“ Mit dieser beein­dru­cken­den Haltung sei es dem Geehr­ten gelun­gen, über die Jahre viele Mitstrei­te­rin­nen und Mitstrei­ter zu finden und zu motivie­ren und ein erfolg­rei­cher Vermitt­ler für die Idee der Hospiz­ver­sor­gung in und um Biber­ach zu werden.

Beein­dru­ckend bescheiden 

Zeidler beton­te, dass Lanz dabei immer ein beein­dru­ckend beschei­de­ner Mensch geblie­ben sei, dem es fernlie­ge, sich selbst auch nur annähernd in den Mittel­punkt zu stellen. Dies sei auch in den Vorbe­rei­tun­gen auf den heuti­gen Tag deutlich gewor­den. „Mehr als einmal haben Sie, lieber Herr Lanz, betont, dass diese Ehrung eigent­lich nicht Ihnen, sondern ganz vielen Protago­nis­ten zuste­he.“ Zeidler schloss seine Ausfüh­run­gen mit dem Wunsch, dass die Erfolgs­ge­schich­te der Hospiz- und Pallia­tiv­be­we­gung weiter­ge­hen möge – gerade auch angesichts der Heraus­for­de­run­gen, die der demogra­fi­sche Wandel und der Pflege­not­stand mit sich brächten. 

Eberhard Lehmann, Schatz­meis­ter des Förder­ver­eins Hospiz im Landkreis Biber­ach und jahrzehn­te­lan­ger Wegge­fähr­te von Egon Lanz, ging in seiner Lauda­tio auf die Verdiens­te des Geehr­ten ein. Bereits 2003 habe Lanz vor gut 250 Zuhörern den ersten Pallia­tiv- und Hospiz­tag moderiert, 20 weite­re seien gefolgt. Der Wunsch nach einem statio­nä­ren Hospiz habe sich im Dezem­ber 2010 erfüllt, als das Hospiz Maria am Kirchen­platz einge­weiht wurde. Eng mit der Geschich­te des Hospi­zes sei die Geschich­te des Förder­ver­eins Hospiz Landkreis Biber­ach verbun­den, dessen Vorsit­zen­der und „Herz und Motor“ Egon Lanz nach der Gründung im Juni 2006 15 Jahre lang war. 350.000 Euro Spenden­gel­der seien in diesem Zeitraum akqui­riert worden. 

Lanz, von Lehmann als „Spiri­tus rector“ des Pallia­tiv- und Hospiz­ge­sche­hens im Landkreis gewür­digt, habe sich für Fort- und Weiter­bil­dun­gen von Pflege­kräf­ten und ehren­amt­li­chen Hospiz­hel­fern stark gemacht, den Arbeits­kreis „Vorsor­ge treffen“ mitin­iti­iert sowie zahlrei­che unent­gelt­li­che Vorträ­ge gehal­ten. „Sein Ziel, wieder mehr Sterben zu Hause zu ermög­li­chen, hat er defini­tiv erreicht.“ Neben seinem Wirken in der Hospiz- und Pallia­tiv­ver­sor­gung engagier­te sich Egon Lanz ehren­amt­lich in zahlrei­chen Organi­sa­tio­nen wie der Matthi­as-Erzber­ger-Initia­ti­ve, der Bruno-Frey-Stiftung und im Kreis­tag. „Die Ehrung mit dem Bundes­ver­dienst­kreuz ist weit mehr als eine bloße Auszeich­nung für ein Lebens­werk“, sagte Lehmann. „Sie ist ein Ausdruck der tiefen Dankbar­keit unserer Gesell­schaft für vorbild­li­ches Wirken einer Person im sozia­len, wohltä­ti­gen, kultu­rel­len und politi­schen Bereich.“ Egon Lanz habe bewie­sen, dass auch und gerade im Ehren­amt weit in die Gesell­schaft hinein­rei­chen­de positi­ve Verän­de­run­gen möglich seien. 

Nach der Verlei­hung des Bundes­ver­dienst­kreu­zes sagte Egon Lanz in seiner Rede, dass er viel zu sehr gelobt worden sei. „Die überra­schen­de und hohe Auszeich­nung empfin­de ich als eine viel zu große Ehre für mich.“ Es sei eine Selbst­ver­ständ­lich­keit gewesen, neben seinem Beruf als Anästhe­sist und Inten­siv­me­di­zi­ner sowie später im Ruhestand einige erfül­len­de Aufga­ben zu überneh­men. „Eine leben­di­ge Gesell­schaft braucht und verdient ehren­amt­li­che Helfer.“ Eine Heraus­for­de­rung habe sich für ihn in der Hospiz- und Pallia­tiv­ar­beit ergeben, die ihm viel Freude geschenkt habe. Stell­ver­tre­tend für die zahlrei­chen Mitar­bei­ter und Unter­stüt­zer nehme er die Ehre und den Dank gerne an. 

Lanz blick­te auf die Entste­hung von Hospiz­be­we­gung und Pallia­tiv­me­di­zin sowohl weltweit als auch in Deutsch­land und konkret in Biber­ach zurück. Die erste ambulan­te Hospiz­grup­pe im Landkreis wurde 1989 in Biber­ach gegrün­det. Inzwi­schen gibt es deren fünf. Grund­sätz­lich würden viele Menschen heute offen über die Endlich­keit ihres Lebens denken und sprechen, so Lanz. Die Kultur des Sterbens habe sich gebes­sert, dem Sterben­den und seinen Angehö­ri­gen werde mehr Aufmerk­sam­keit geschenkt. Er sei glück­lich, dass er einen Beitrag zur Hospiz- und Pallia­tiv­ent­wick­lung im Landkreis leisten durfte. „Für die Zukunft hoffe ich, dass die Pallia­tiv- und Hospiz­ar­beit die Lebens­qua­li­tät am Lebens­en­de weiter verbes­sern wird.“ 

Musika­lisch beglei­tet wurde die Verlei­hung von Egon Lanz´ Tochter, der Opern­sän­ge­rin Corne­lia Lanz, sowie Anita Bender am Klavier. Den Abschluss bilde­te das Lied „My way“, das Corne­lia Lanz gemein­sam mit ihrem Bruder Tobias sang, der für die Verlei­hung eigens aus Kalifor­ni­en angereist war.