RAVENSBURG — Im Führungs- und Lagezentrum des Polizeipräsidiums Ravensburg arbeiten zwei Einsatzassistenten mit Behinderung im Wechselschichtdienst.
Ob ihnen die Arbeit Spaß macht, braucht man Luis Haggenmüller und Alexander Maly nicht zu fragen: Ihre Begeisterung und Lebensfreude sind unverkennbar, als sie mit strahlenden Augen und fröhlichem Lachen die Tür zum Polizeipräsidium Ravensburg öffnen. Die jungen Männer arbeiten im Wechselschichtdienst als Einsatzassistenten im Führungs- und Lagezentrum der Polizei und beide sind seit Geburt schwerbehindert. Luis Haggenmüller trägt links eine Armprothese mit Roboterhand, Alexander Maly kann nur mit einem Auge etwas sehen. Doch ihre Handicaps schmälern ihre Einsatz- und Arbeitsfreude keineswegs: „Es ist spannend und schön, hier im Team zu arbeiten“, sind sich die beiden einig – und sie verstehen sich bestens.
Alexander Maly stammt aus Ulm und ist gelernter Sozialversicherungsfachwirt. Nach beruflichen Stationen in Behörden – zuletzt in Überlingen – ging er zur Polizei in Göppingen. „Ich war dort vier Jahre lang tätig und wollte gerne zurück in die Bodenseeregion“, sagt er. Als er erfahren habe, dass für das neue Polizeipräsidium Ravensburg Einsatzassistenten gesucht wurden, habe er sich sofort beworben. Mit Erfolg: Am 1. Februar dieses Jahres trat Alexander Maly seinen Dienst in Ravensburg an. „Ich wurde offen und herzlich im Team aufgenommen. Atmosphäre und Arbeitsklima hier sind bestens und voll motivierend“, freut er sich und berichtet von seinen vielfältigen Aufgaben bei der Unterstützung der polizeilichen Einsatzleitung. Die Spanne reiche von der Überwachung des Einsatzgeschehens, auch mit einsatzbegleitender Mediensteuerung zur Visualisierung notwendiger Lagefelder, über Alarmierungsmaßnahmen und Abfragedienste bis hin zur Kommunikationsund Informationssteuerung. „Langweilig ist mir nie“, betont Alexander Maly. Bei seiner Tätigkeit schätzt er vor allem die hohe Eigenverantwortlichkeit, die herausfordernd und motivierend zugleich sei. „Ich freue mich, dass ich gebraucht werde, dass ich etwas Sinnvolles tun, helfen und mitgestalten kann.“
Luis Haggenmüller, der im August in das polizeiliche Lagezentrum-Team kam, teilt Malys Ansichten voll und ganz. Auch in den Nachtschichten sei viel los, berichtet er. Immer wieder müssten Telefonanrufe angenommen und be-arbeitet, Verkehrsunfall- und Straftatenmeldungen aufgenommen, Autokenn-zeichen ermittelt oder auch Haftbefehle auf den Weg gebracht werden. Der Verkehrswarnfunk in den Medien gehöre gleichfalls zum Aufgabenbereich der Einsatzassistenten. Wie sein Kollege Maly liebt Haggenmüller die Zu-sammenarbeit im Kollegenteam und den Kontakt mit vielen unterschiedli-chen Menschen. Nicht alle Kontakte seien angenehm, gibt er zu bedenken. „Das ist kein Job für jemanden, der nah am Wasser gebaut hat. Man muss auch einiges aushalten können, beispielsweise wenn es um Fälle der häusli-chen Gewalt geht.“ Für Luis Haggenmüller ist die Arbeit als Einsatzassistent die erste berufliche Station nach seiner Ausbildung. Der junge Mann aus dem Allgäu besuchte die Wirtschaftsschule im beruflichen Schulzentrum Wangen und machte bei der Vom Fass AG eine Ausbildung zum Groß- und Außenhandelskaufmann. Seine anschließende Bewerbung bei der Polizei fand schnelle Berücksichtigung. „Nur kurze Zeit nach dem Vorstellungsge-spräch erhielt ich die Zusage“, erzählt er stolz. Durch Fortbildungen an der Polizeihochschule Böblingen sei er für seine Tätigkeit als polizeilicher Ein-satzassistent fit gemacht worden.
Alexander Maly und Luis Haggenmüller sind dankbar, dass ihnen ihre An-stellung im öffentlichen Dienst durch besonderen Kündigungsschutz eine hohe Arbeitsplatzsicherheit und Vorteile wie Zusatzurlaub oder vorgezogene Altersrente bietet. Eine Sonderbehandlung aufgrund ihrer Handicaps erfah-ren die beiden jedoch nicht. „Das ist ja gerade das Schöne an unserem Job und das wollen wir auch nicht“, betonen beide. „Wir sind Teil eines gut funkti-onierenden, tollen Teams und erhalten, wann immer nötig, Unterstützung und Hilfe wie jeder andere auch.“