WEISSENAU — Bundes­weit wurde am 27. Januar der Opfer des Natio­nal­so­zia­lis­mus gedacht. An der zentra­len Gedenk­fei­er der ZfP-Gruppe Baden-Württem­berg am ZfP-Stand­ort Weisse­nau sagte Manne Lucha, Minis­ter für Sozia­les, Gesund­heit und Integra­ti­on: „Demokra­tie ist nichts von Gott Gegebe­nes; sie ist das, was wir uns jeden Tag gemein­sam erarbei­ten müssen.“

In diesem Jahr stell­te die Gedenk­fei­er vor dem Denkmal der grauen Busse am ZfP-Stand­ort Weisse­nau die zentra­le Gedenk­ver­an­stal­tung der ZfP-Gruppe Baden-Württem­berg dar. Zu Beginn erinner­ten 691 Glocken­schlä­ge vom Turm der Münster­kir­che an die 691 Opfer der sogenann­ten „Eutha­na­sie“ der ehema­li­gen Heil- und Pflege­an­stalt Weissenau. 

Manne Lucha, Minis­ter für Sozia­les, Gesund­heit und Integra­ti­on des Landes Baden-Württem­berg, sagte in seiner Anspra­che: „Es macht heute noch fassungs­los, wie schein­bar ganz norma­le Menschen zu grausa­men Massen­mör­dern wurden. Der heuti­ge Gedenk­tag ist die immer wieder­keh­ren­de Verin­ner­li­chung unserer gemein­sa­men Verant­wor­tung. Erinnern heißt: Arbei­ten an der Zukunft. Erinnern heißt auch: Schutz­schild für die Gegen­wart.“ Völki­sches, autori­tä­res und am „Herren­men­schen­ide­al“ orien­tier­tes Denken dürfe nicht zugelas­sen werden.

Lucha: „Nie wieder ist jetzt!“

Es gebe zu allem eine Alter­na­ti­ve, so der Minis­ter weiter, aber eben nicht zur offenen Gesell­schaft, welche sich durch Vielfalt, Toleranz und Respekt ausdrü­cke und welche die Menschen­wür­de zur Grund­la­ge habe. Lucha beton­te: „Demokra­tie ist nichts von Gott Gegebe­nes; sie ist das, was wir uns jeden Tag gemein­sam erarbei­ten müssen. Wir erheben heute die Stimme gegen Holocaust­leug­nung, Verschwö­rungs­my­then, Desin­for­ma­ti­on, Gewalt, Ausgren­zung, Rassis­mus, Antise­mi­tis­mus und Herab­wür­di­gung. Nie wieder ist jetzt!“ 

Anschlie­ßend legte Lucha gemein­sam mit Ravens­burgs Oberbür­ger­meis­ter Dr. Daniel Rapp einen Kranz nieder. Einen weite­ren Kranz spende­te der Werkstatt­rat der Weissen­au­er Werkstät­ten, Vertreter:innen des DGB Südost­würt­tem­berg legten rote Nelken auf das Denkmal der grauen Busse. 

Seit 1996 ist der 27. Januar der Tag des Geden­kens an die Opfer des Natio­nal­so­zia­lis­mus, an dem bundes­weit an die Gescheh­nis­se der damali­gen Zeit erinnert wird. Das ZfP Südwürt­tem­berg am Stand­ort Weisse­nau richtet jährlich im Wechsel und zusam­men mit der Stadt Ravens­burg eine Gedenk­fei­er aus, um an die zahlrei­chen psychisch kranken und geistig behin­der­ten Menschen zu erinnern, die von medizi­ni­schem Perso­nal während der Jahre des Natio­nal­so­zia­lis­mus ermor­det wurden. Histo­ri­sche Vorträ­ge und Ausstel­lun­gen, Publi­ka­tio­nen und Schul­ver­an­stal­tun­gen gehören seit vielen Jahren zu diesem Engage­ment der Aufar­bei­tung am ZfP Südwürttemberg.

In der Woche vor dem Gedenk­tag hatte das ZfP Südwürt­tem­berg wieder zu drei Veran­stal­tun­gen für Schüle­rin­nen und Schüler in den Weissen­au­er Hörsaal einge­la­den. Rund 250 junge Menschen nahmen gemein­sam mit ihren Lehrkräf­ten daran teil. Sie lausch­ten aufmerk­sam den Ausfüh­run­gen über die sogenann­te „Eutha­na­sie“ während des Natio­nal­so­zia­lis­mus und die Hinter­grün­de der Erinne­rungs­ar­beit im ZfP Südwürt­tem­berg. Im Anschluss an Ausschnit­te aus einem Dokumen­tar­film über Schloss Grafeneck, einer der „Tötungs­an­stal­ten“ der „Aktion T4“, stell­ten die Schüler:innen zahlrei­che inter­es­sier­te Fragen und trugen ihren Teil zu einer aufschluss­rei­chen Geschichts­stun­de bei.