LEUTKIRCH — Einmal im Jahr gestal­tet das Hospiz Ursula der St. Elisa­beth-Stiftung eine Gedenk­fei­er für alle seine verstor­be­nen Gäste. Das Hospiz in Leutkirch gibt es seit dem Sommer 2019. Wegen der Corona-Pande­mie konnten in den ersten beiden Jahren die Angehö­ri­gen nicht an der Gedenk­fei­er teilneh­men. Das haben alle Betei­lig­ten sehr bedau­ert. Jetzt haben erstmals Hospiz-Team, Angehö­ri­ge und Freun­de zusam­men der verstor­be­nen Hospiz­gäs­te gedacht. 

Ein leuch­tend gelber Bienen­korb, ein Sonnen­auf­gang in den Bergen, Waldbäu­me, Autos, viele Schmet­ter­lin­ge und Blumen: Für jeden der 34 Gäste, die im vergan­ge­nen Jahr im Hospiz Ursula in Leutkirch verstor­ben sind, hat ein Mitglied des Hospiz-Teams liebe­voll eine Astschei­be bemalt — mit Motiven, die an die indivi­du­el­len Freu-den und Vorlie­ben der Verstor­be­nen erinnern. „Unsere Gäste sind so vielfäl­tig“, sagt Hospiz­lei­te­rin Evelyn Mauch. „Jeder geht seinen Weg auf seine Weise.“ Die einen hätten nur kurz im Hospiz verweilt, andere seien mehre­re Monate geblieben. 

„Jeder hinter­lässt seine Spuren bei uns“, sagt Mauch. Deshalb sei es auch für das Hospiz-Team wichtig, sich noch einmal ganz bewusst von jedem Gast zu verab­schie­den. Und sie seien alle sehr froh, dass sie in diesem Jahr gemein­sam mit An-gehöri­gen sowie Freun­din­nen und Freun­den der verstor­be­nen Gäste den Abschied begehen dürfen. Mehr als 40 Perso­nen haben sich im Foyer des ehema­li­gen Kranken­hau­ses in Leutkirch versam­melt. „Menschen, die sich mitein­an­der vertraut ge-macht haben, trauern, weil sie einan­der loslas­sen müssen“, sagt Claudia Bimm, Mit-arbei­te­rin für psycho­so­zia­le Beglei­tung im Hospiz. „Trauer ist ja Liebe. Nichts anderes.“

In der Mitte liegen die Erinne­rungs­bü­cher, in denen jeder einzel­ne Gast verzeich­net ist. Daneben steht die große Kerze, die im Hospiz immer dann entzün­det wird, wenn jemand gestor­ben ist. Pflege­dienst­lei­te­rin Dorothee Braig liest die Namen der Verstor­be­nen vor. Während­des­sen zünden Hospiz-Mitar­bei­te­rin­nen an der großen Ker-ze kleine Lichter an und stellen sie jeweils zur bemal­ten Holzschei­be. Carolin Otto und Alexan­der Wachter beglei­ten die berüh­ren­de Trauer­fei­er mit Stimme, Gitar­re, Querflö­te und Cajon. Zufäl­lig schlägt gerade jetzt ein bunter Drachen seine Kaprio­len am Himmel, verfolgt von zwei kleinen Kindern auf dem Rasen hinter dem Gebäude.
„Bei den einen ist der Abschied schon lange her, bei den anderen noch ganz frisch“, sagt Hospiz­lei­te­rin Mauch. „Der Schmerz ist bei allen gleich und doch so verschie­den, jeder trauert auf seine ganz eigene Weise.“ Die Gedenk­fei­er endet mit Kaffee und Zopfbrot. Angehö­ri­ge und Hospiz-Team freuen sich an der Gelegen­heit zum Austausch.