BERLIN (dpa) — Friseu­re und Taxifah­rer sind am unteren Rand der Einkom­mens­ska­la in Deutsch­land — doch niedri­ge Löhne betref­fen viel mehr Menschen.

Fast jeder fünfte Beschäf­tig­te mit vollem Job in Deutsch­land arbei­tet zu Niedriglöhnen. 

Beson­ders hoch ist der Niedrig­lohn­an­teil mit 92 Prozent bei der Friseu­rin­nen und Friseu­ren, wie eine Antwort der Bundes­re­gie­rung auf eine Anfra­ge der Linken zum Tag der Arbeit am Samstag zeigt, die der Deutschen Presse-Agentur in Berlin vorliegt. Das betraf zuletzt fast 50.000 Menschen. Im Friseur­ge­wer­be lag das mittle­re Einkom­men zuletzt bei 1680 Euro brutto im Monat.

In der Floris­tik arbei­ten 85 Prozent aller regulär Vollzeit­be­schäf­tig­ten zu niedri­gen Löhnen. In der Kosme­tik und bei den Berufs­kraft­fah­rern im Perso­nen­trans­port sind es jeweils 78 Prozent. 

Als Bezie­her von Niedrig­lohn gilt man, wenn man in einer sozial­ver­si­che­rungs­pflich­ti­gen Vollzeit­be­schäf­ti­gung weniger als zwei Drittel des mittle­ren Entgelts aller bekommt. Das waren zuletzt 18,8 Prozent der Vollzeit­be­schäf­tig­ten oder knapp vier Millio­nen — die Schwel­le lag zuletzt bei 2267 Euro. Im Westen lag der Anteil bei 16,3 Prozent. Fünf Jahre zuvor waren es noch 16,5 Prozent. Im Osten war mit 30,4 Prozent fast jeder Dritte zu Niedrig­löh­nen beschäf­tigt — nach 37,3 Prozent fünf Jahre zuvor.

Am oberen Rand der Einkom­mens­ska­la bewegen sich die mittle­ren Entgel­te teils deutlich oberhalb von 6000 Euro — etwa bei Juris­ten mit guten Jobs in der Rechts­be­ra­tung oder Rechtsprechung.

Der Deutsche Gewerk­schafts­bund DGB und die Einzel­ge­werk­schaf­ten wollen zum Tag der Arbeit am 1. Mai dieses Mal unter dem Motto «Solida­ri­tät ist Zukunft» für die Arbeit­neh­mer­rech­te eintre­ten. Ein Livestream mit Talkrun­den, Kultur und State­ments soll kurzwei­li­ge Anspra­che bieten. Präsen­tiert werden sollen auch die Forde­run­gen zur Bundestagswahl.

Die arbeits­markt­po­li­ti­sche Spreche­rin der Linken, Sabine Zimmer­mann, die die Anfra­ge gestellt hatte, forder­te mehr Anstren­gun­gen gegen niedri­ge Löhne. Der Mindest­lohn habe bisher wenig daran geändert, dass Millio­nen Beschäf­tig­te mit niedrigs­ten Löhnen abgespeist würden. «In der Corona-Krise werden nun ausge­rech­net die Beschäf­tig­ten mit den niedrigs­ten Löhnen am härtes­ten von den Lockdowns getroffen.»

Vorran­gig müsse die Krisen­ab­si­che­rung deutlich verbes­sert werden. «Das Kurzar­bei­ter­geld ist für viele Beschäf­tig­te zu niedrig, um davon leben zu können», sagte Zimmer­mann. Auch das Arbeits­lo­sen­geld müsse erhöht werden. Zügig müsse auch der Mindest­lohn auf 12 Euro steigen.