Die britisch-schwe­di­sche Firma Astra­ze­ne­ca will mit ihrem Corona-Impfstoff eine große Hürde nehmen: Sie beantragt die Zulas­sung für den europäi­schen Markt. Das Mittel wirkt zweifach.

Der schwe­disch-briti­sche Pharma­kon­zern Astra­ze­ne­ca hat die Zulas­sung seines Corona-Impfstof­fes bei der Europäi­schen Arznei­mit­tel­be­hör­de EMA beantragt.

Die Bewer­tung des Vakzins werde «in einem beschleu­nig­ten Zeitrah­men» erfol­gen, teilte die EMA in Amster­dam mit. Der Impfstoff könnte nach Einschät­zung der EU-Kommis­si­on Ende Januar zugelas­sen werden. Die Kommis­si­on hat bis zu 400 Millio­nen Dosen des Mittels für die 27 EU-Staaten bestellt.

Kommis­si­ons­prä­si­den­tin Ursula von der Leyen begrüß­te die Ankün­di­gung als gute Nachricht. Die EMA werde die Sicher­heit und Wirksam­keit beurtei­len. «Sobald der Impfstoff eine positi­ve wissen­schaft­li­che Beurtei­lung erhält, werden wir mit vollem Tempo daran arbei­ten, die Nutzung in Europa zuzulas­sen», schrieb von der Leyen auf Twitter.

Astra­ze­ne­ca könnte «mögli­cher­wei­se bis zum Ende des Monats eine Zulas­sung haben», sagte die für Gesund­heit zustän­di­ge General­di­rek­to­rin der Kommis­si­on, Sandra Galli­na, in einer Anhörung im EU-Parla­ment. Der 29. Januar könnte der Tag der Geneh­mi­gung sein. Doch sei die EMA unabhän­gig in ihrer Bewertung.

Der Konzern entwi­ckel­te das Vakzin gemein­sam mit der renom­mier­ten briti­schen Univer­si­tät Oxford. Anders als die Impfstof­fe der Mainzer Firma Biontech und des Pharma­kon­zerns Pfizer sowie der US-Firma Moder­na gehört das britisch-schwe­di­sche Präpa­rat nicht zu den sogenann­ten mRNA-Impfstof­fen. Insge­samt wurden weltweit schon Milli­ar­den Dosen bei dem Herstel­ler bestellt.

Der vielver­spre­chen­de Wirkstoff AZD1222 beruht auf der abgeschwäch­ten Versi­on eines Erkäl­tungs­vi­rus von Schim­pan­sen. Es enthält geneti­sches Materi­al eines Oberflä­chen­pro­te­ins, mit dem der Erreger Sars-CoV‑2 an mensch­li­che Zellen andockt. Das Mittel wirkt zweifach: Es soll sowohl die Bildung von spezi­fi­schen Antikör­pern als auch von T‑Zellen fördern — beide sind für die Immun­ab­wehr wichtig.

Anfangs hatte das Unter­neh­men mit seinem Impfstoff auch Kritik einste­cken müssen: So gab es Beden­ken zum Studi­en­de­sign, und die hohe Wirksam­keit des Mittels war von einigen Exper­ten auch bezwei­felt worden. Der Konzern legte darauf­hin mit weite­ren Unter­su­chun­gen nach. Ein großer Vorteil des Impfstof­fes ist: Er kann den Angaben zufol­ge bei Kühlschrank­tem­pe­ra­tu­ren von zwei bis acht Grad aufbe­wahrt werden. Außer­dem ist es Berich­ten zufol­ge viel preis­wer­ter als die Mittel von Biontech oder Moderna.

Die EMA beurteilt und überwacht Arznei­mit­tel für den europäi­schen Markt, auch für Corona-Impfstof­fe. Die Behör­de verleg­te wegen des Brexits schon im Frühjahr 2019 ihren Sitz von London nach Amsterdam.

Großbri­tan­ni­en setzt den Impfstoff bereits seit gut einer Woche ein.