STUTTGART (dpa) — Der Klima­wan­del und die Folgen der Corona-Pande­mie haben die Zahl der FSME-Erkran­kun­gen in Baden-Württem­berg im vergan­ge­nen Jahr auf eine Rekord­hö­he schnel­len lassen. Im Jahr 2020 wurden aus 38 von 44 Kreisen in Baden-Württem­berg insge­samt 350 Fälle von Frühsom­mer-Menin­go­en­ze­pha­li­tis an das Landes­ge­sund­heits­amt Baden-Württem­berg (lGA) übermit­telt. Das seien mehr als doppelt so viele wie im Vorjahr 2019 mit 171 Fällen und der höchs­te Wert seit 2001, teilte das Gesund­heits­mi­nis­te­ri­um am Mittwoch weiter mit.

Abgese­hen vom Stadt­kreis Heilbronn wird das gesam­te Bundes­land vom Robert Koch-Insti­tut (RKI) als FSME-Risiko­ge­biet ausge­wie­sen. Auch bundes­weit erreich­te die Zahl der Erkran­kun­gen nach Angaben der Stutt­gar­ter Univer­si­tät Hohen­heim einen Höchst­wert. Die Krank­heit wird durch Zecken­bis­se übertra­gen und kann unter anderem mit einer Hirnhaut­ent­zün­dung einhergehen.

«Als Ursache für diesen drama­ti­schen Trend können wir zum einen Corona mitver­ant­wort­lich machen», sagte Gerhard Dobler vom Insti­tut für Mikro­bio­lo­gie der Bundes­wehr (München) der dpa. Denn die dem RKI gemel­de­ten Zahlen der FSME-Fälle hingen unter anderem auch vom Freizeit­ver­hal­ten der Menschen ab. Menschen hielten sich in ihrer Freizeit häufi­ger im Freien auf, so steige das Risiko.

Aller­dings suchten als Folge der klima­ti­schen Verän­de­run­gen bestimm­te Zecken­ar­ten nun auch bereits früher nach Wirten, die sie stechen könnten, sagte Dobler. Damit steige das Risiko für Menschen, früher im Jahr an Erregern zu erkran­ken, die durch Zecken übertra­gen würden, warnte der Leiter der Abtei­lung für Virolo­gie und Rickettsiologie.

Nach RKI-Angaben schwankt die jährli­che FSME-Fallzahl seit 2001 stark. Die Erkran­kung ist von wenigen Landkrei­sen abgese­hen vor allem in Süddeutsch­land bis hinein nach Hessen, Thürin­gen und Sachsen verbrei­tet. Gegen diese Krank­heit gibt es eine Impfung, nicht jedoch gegen die in ganz Deutsch­land verbrei­te­te Borreliose.