SCHWEINFURT (dpa) — «Faust­schlä­ge und Fußtrit­te» gegen die Polizei: In Schwein­furt läuft eine Corona-Kundge­bung aus dem Ruder. Auch ein Kind wird verletzt. Einige Teilneh­mer stehen heute schon vor Gericht.

Nur einen Tag nach gewalt­tä­ti­gen Übergrif­fen während einer Demons­tra­ti­on gegen die Corona-Maßnah­men in Schwein­furt stehen einige Teilneh­mer schon vor Gericht.

Wie ein Sprecher des Polizei­prä­si­di­ums Unter­fran­ken mitteil­te, sollten «plus minus vier» festge­nom­me­ne Demons­tran­ten noch heute in einem beschleu­nig­ten Verfah­ren ihr Urteil vom Amtsge­richt Schwein­furt bekom­men. Der Vorwurf: Wider­stand gegen Vollstre­ckungs­be­am­te und Angriff auf Polizei­be­am­te. Das Amtsge­richt Schwein­furt teilte mit, dass es heute drei Verhand­lun­gen geben sollte.

Auch ein Kind unter den Verletzten

Bei der Demons­tra­ti­on waren mehre­re Teilneh­mer verletzt worden — darun­ter ein vierjäh­ri­ges Kind. Gegen die Mutter des Kindes ist Anzei­ge erstat­tet worden. «Die Frau wurde nach dem Versamm­lungs­ge­setz angezeigt», sagte ein Sprecher des Polizei­prä­si­di­ums Unter­fran­ken. Sie habe sich nicht an Aufla­gen für die Demons­tra­ti­on gehal­ten und eine Absper­rung durch­bro­chen. «Außer­dem wird das Jugend­amt von der Polizei über den Vorfall informiert.»

Das vierjäh­ri­ge Kind war mit einer Pfeffer­spray­wol­ke in Kontakt gekom­men und musste medizi­nisch versorgt werden. «Dem Kind geht es jetzt wieder gut», hatte ein Polizei­ober­kom­mis­sar noch am Sonntag­abend gesagt.

«Faust­schlä­ge und Fußtrit­te» gegen Polizisten

Wie die Polizei mitteil­te, versam­mel­ten sich mehre­re hunder­te «fried­vol­le Protest­ler». Über Lautspre­cher­wa­gen habe die Polizei auf einzu­hal­ten­de Beschrän­kun­gen wie die Masken­pflicht hinge­wie­sen. Dann setzten sich Perso­nen zu Marsch­ko­lon­nen zusam­men, die die Beamten durch Polizei­ket­ten und Absper­run­gen zu durch­bre­chen versuch­ten, bis die Einsatz­kräf­te mit «Faust­schlä­gen und Fußtrit­ten teils mittel­schwer verletzt wurden», hieß es nach Angaben der Polizei. Es sei notwen­dig gewesen, mit Schlag­stö­cken weite­re Angrif­fe zu unter­bin­den. Die Polizei nahm acht Perso­nen fest und leite­te gegen 44 Perso­nen ein Ordnungs­wid­rig­keits­ver­fah­ren ein.

Versamm­lung war nicht angemeldet

Beamten seien durch Versamm­lungs­teil­neh­mer «belei­digt und bespuckt» worden, hieß es von der Polizei in der Nacht. «Unsere Einsatz­kräf­te waren bereits gezwun­gen, gegen aggres­si­ve Versamm­lungs­teil­neh­mer Schlag­stock und Pfeffer­spray einzu­set­zen. Wir fordern alle Teilneh­mer auf, fried­lich von ihrem Grund­recht Gebrauch zu machen und die Regeln einzu­hal­ten», twitter­te die Polizei Unter­fran­ken noch am Sonntag­abend. Die Polizei bat die Teilneh­mer, «sich deutlich von Krawall­ma­chern und Straf­tä­tern abzugren­zen». Die Versamm­lung sei nicht angemel­det worden, die Polizei­in­spek­ti­on Schwein­furt war mit zahlrei­chen Unter­stüt­zungs­kräf­ten im Einsatz.

Noch am vergan­ge­nen Sonntag hatten wieder im unter­frän­ki­schen Schwein­furt bei einer nicht angemel­de­ten Veran­stal­tung bis zu 3000 Menschen gegen die Corona-Maßnah­men demons­triert. Zeitwei­se seien Sicher­heits­ab­stän­de nicht einge­hal­ten worden, hatte die Polizei mitge­teilt. Teilneh­mer hätten immer wieder versucht, sich in Klein­grup­pen abzuson­dern. Einen «unkoor­di­nier­ten Versamm­lungs­ver­lauf» verhin­der­te die Polizei jedoch nach eigenen Angaben.

In zahlrei­chen deutschen Städten wollen Gegner von Corona-Maßnah­men am Montag wieder mobil machen. Demons­tra­tio­nen sind unter anderem in mehre­ren Städten in Mecklen­burg-Vorpom­mern, Hessen, Rhein­land-Pfalz und Branden­burg sowie in Mannheim in Baden-Württem­berg angemeldet.