BERLIN (dpa) — Die Rufe nach Öffnungs­per­spek­ti­ven werden lauter, auch aus den Ländern. Die Bundes­re­gie­rung findet Locke­run­gen aber «noch ein bisschen verfrüht».

Die Bundes­re­gie­rung sieht im Moment noch keinen Anlass für Locke­run­gen der Corona-Maßnahmen.

«In dem Moment, wo wir das Gefühl haben, verant­wort­lich lockern zu können, wird diese Bundes­re­gie­rung, werden alle Landes­re­gie­run­gen genau diesen Schritt gehen», sagte Regie­rungs­spre­cher Steffen Hebestreit. Im Augen­blick sei es aber «noch ein bisschen verfrüht», schon diesen Schritt zu machen. Man sei noch in der Phase, in der es bergauf gehe mit den Zahlen, jeden Tag gebe es neue Rekord­wer­te. Der Höhepunkt der Welle sei noch nicht erreicht. «Und insofern würde ich im Augen­blick davor warnen, zu frühzei­tig zu glauben, es ist schon vorbei», sagte Hebestreit.

Auch der Grünen-Gesund­heits­po­li­ti­ker Janosch Dahmen warnt vor zu schnel­len Locke­run­gen. «Es gibt keinen Anlass dafür, dass es kurzfris­tig Öffnungs­maß­nah­men gibt», sagte der Bundes­tags­ab­ge­ord­ne­te. «Wir sind noch nicht über den Berg.» Die Hospi­ta­li­sie­rungs­ra­te steige inzwi­schen wieder an, es gebe keinen Grund zur Entwar­nung. Falls sich die Lage verschlech­te­re, müsse eher über eine Auswei­tung bestehen­der Schutz­maß­nah­men wie 2G-Plus-Regeln nachge­dacht werden.

Merz: Zu früh für Lockerungen

Der neue CDU-Chef Fried­rich Merz ruft die Bevöl­ke­rung zu Geduld auf. «Für Locke­run­gen ist es aus meiner Sicht heute am Tag zu früh. Aber das kann in zwei bis drei Wochen schon anders sein», sagte Merz. «Wir müssen noch ein bisschen Geduld haben.» Nötig seien noch «ein wenig Einschrän­kun­gen auch in den persön­li­chen Kontak­ten» und auch in den Großveranstaltungen.

Trotz weiter steigen­der Corona-Infek­ti­ons­zah­len wurden zuletzt die Rufe nach einem Konzept für eine Rücknah­me von Beschrän­kun­gen lauter. Entspre­chend äußer­ten sich unter anderem führen­de FDP- und CSU-Politi­ker. Sie begrün­de­ten dies mit den bislang weniger schwe­ren Krank­heits­ver­läu­fen in der Omikron-Welle.

Auch Bremens Bürger­meis­ter Andre­as Boven­schul­te ist für eine Debat­te über Locke­run­gen. Bei einer stabi­len Lage unter anderem auf den Inten­siv­sta­tio­nen könne man sich einer Perspek­tiv­de­bat­te nicht verschlie­ßen, sagte der SPD-Politi­ker am Morgen im Deutsch­land­funk. Diskus­si­ons­punk­te könnten die 2G-Regelung im Einzel­han­del und die Auslas­tung von Fußball­sta­di­en sein.

Klini­ken erwar­ten mehr Patienten

Für den Einzel­han­del hält Bremens Bürger­meis­ter eine bundes­wei­te konse­quen­te Masken­pflicht statt der 2G-Regelung für denkbar. 2G besagt, dass nur geimpf­te oder genese­ne Menschen entspre­chen­de Innen­räu­me betre­ten dürfen. «Und wir müssen zu einer möglichst einheit­li­chen Regelung kommen, was Großver­an­stal­tun­gen angeht», sagte Boven­schul­te mit Verweis auf den Sport.

CSU-Chef Markus Söder sagte am Sonntag­abend im «Bericht aus Berlin» der ARD: «Wir müssen in dieser Omikron-Wand, die da auf uns zukommt, auch nach einer Tür suchen, durch die man durch­ge­hen kann in eine neue Zeit. Also Vorsicht ja, aber eben auch mit Hoffnung.» Wegen der rasan­ten Ausbrei­tung der Omikron-Varian­te stellen sich Klini­ken auf zahlrei­che neue Patien­ten ein.

Bund und Länder hatten sich vor einer Woche darauf verstän­digt, dass Öffnungs­per­spek­ti­ven entwi­ckelt werden sollten für den Moment, an dem eine Überlas­tung des Gesund­heits­sys­tems ausge­schlos­sen werden könne. Die nächs­ten Beratun­gen sind bislang für den 16. Febru­ar geplant.