NEW YORK (dpa) — Unaus­ge­schla­fen sind einige Menschen ganz schön grumme­lig. Manche sind bei Schlaf­man­gel offen­bar auch weniger hilfs­be­reit. Die Gründe könnten in bestimm­ten Berei­chen unseres Gehirns liegen.

Schlaf­man­gel macht Menschen einer neuen Studie zufol­ge weniger großzü­gig und hilfs­be­reit. Das berich­ten Forschen­de der US-Univer­si­tät Berke­ley im Fachma­ga­zin «PLOS Biology».

Sie hatten unter anderem Testper­so­nen nach genügend und ungenü­gend viel Schlaf zu bestimm­ten Situa­tio­nen befragt, in denen es um Hilfs­be­reit­schaft geht. Zudem analy­sier­ten sie das Spenden­ver­hal­ten in den USA nach einer Zeitumstellung.

Die Wissen­schaft­ler um Eti Ben Simon konnten zeigen, dass die über 100 Proban­din­nen und Proban­den nach einer Nacht mit zu wenig Schlaf nach eigener Aussa­ge weniger Drang verspür­ten, Anderen zu helfen. Dabei ging es beispiels­wei­se um das Aufhal­ten einer Fahrstuhl­tür oder auch um Hilfe für einen verletz­ten Fremden auf der Straße.

Schlaf­man­gel schadet Inter­ak­tio­nen mit dem Umfeld

Es ist bekannt, dass ausrei­chen­der und stabi­ler Schlaf eng mit unserer Gesund­heit verknüpft ist. So stehen viele psychi­sche Proble­me im Zusam­men­hang mit schlech­tem Schlaf. Auch körper­li­che Leiden können dadurch begüns­tigt werden. Nun konnten die Forschen­den nach eigener Aussa­ge zeigen, dass ungenü­gen­der Schlaf nicht nur einem selbst schadet, sondern auch die Inter­ak­tio­nen mit dem Umfeld beeinflusst.

Die Forschen­den um Eti Ben Simon unter­such­ten auch, ob sich die Umstel­lung auf Sommer­zeit — die Nacht ist eine Stunde kürzer — auf das Spenden­ver­hal­ten von Bürgern auswirkt. Tatsäch­lich spende­ten Menschen in der Woche nach der Zeitum­stel­lung im Schnitt zehn Prozent weniger.

«Ein Rückgang, der nicht in Staaten zu beobach­ten ist, die ihre Uhren nicht umstel­len», hieß es. «Wenn Sie nicht genug Schlaf bekom­men, schadet das nicht nur Ihrem eigenen Wohlbe­fin­den, sondern auch dem Wohlbe­fin­den Ihres gesam­ten sozia­len Umfelds», kommen­tier­te Eti Ben Simon.

Bestimm­te Berei­che des Gehirns beeinträchtigt

Die Forsche­rin­nen und Forscher unter­zo­gen Proban­din­nen und Proban­den auch Gehirn­scans nach acht Stunden Schlaf sowie nach einer Nacht ganz ohne Nacht­ru­he. Sie fanden heraus, dass bestimm­te Berei­che des Gehirns, die für Einfüh­lungs­ver­mö­gen und Empathie wichtig sind, nach einer schlaf­lo­sen Nacht weniger aktiv sind.

Dieser Teil des Gehirns wurde Simon zufol­ge deutlich beein­träch­tigt, wenn Perso­nen Schlaf­ent­zug hatten. «Es ist, als würden diese Teile des Gehirns nicht reagie­ren, nachdem wir nicht genug Schlaf bekom­men haben.»