STUTTGART (dpa/lsw) — Zehntausende Menschen sind vor dem Krieg in der Ukraine nach Baden-Württemberg geflüchtet. Die Erstaufnahme-Einrichtungen des Landes sind deswegen so gut wie voll. Aber auch in den Städten im Südwesten wird die Unterbringung Geflüchteter immer schwieriger.
Baden-Württembergs Städten fällt es immer schwerer, ausreichend Unterkünfte für Geflüchtete bereitzustellen. «Die Situation hat sich in den letzten Wochen drastisch verschärft», sagte eine Sprecherin des Städtetags Baden-Württemberg in Stuttgart der Deutschen Presse-Agentur. Da im Herbst erfahrungsgemäß noch einmal mehr Geflüchtete in den Städten ankämen, sei «nicht mit einer Entspannung der Lage zu rechnen».
Schwierigkeiten bereiteten derzeit neben der Suche nach und dem Bau von Gebäuden auch Lieferprobleme bei der Ausstattung der Unterkünfte. Einzelne Städte hätten Probleme, Möbel wie Betten und Schränke, aber auch Elektrogeräte wie Kühlschränke sowie Haushaltsgegenstände wie Besteck zu bekommen, sagte die Sprecherin des Städtetags.
In den Erstaufnahme-Einrichtungen des Landes sind nach Angaben des Migrationsministeriums in Stuttgart inzwischen die Kapazitätsgrenzen erreicht. Die Erstaufnahme sei derzeit mit Geflüchteten aus der Ukraine und Asylsuchenden voll belegt, trotz fast verdoppelter Kapazitäten und weiterem Ausbau, sagte ein Ministeriumssprecher. «In der aktuellen Lage müssen wieder zusätzliche Flüchtlingsunterkünfte und kurzfristig Notunterkünfte geschaffen werden.»
Die Städte im Südwesten planten deshalb auch, wieder Sporthallen als Unterkünfte für Geflüchtete zu nutzen. «Das wird auch Auswirkungen auf den Schul- und Vereinssport haben», sagte die Sprecherin des Städtetags. In Veranstaltungs- und Messehallen würden Geflüchtete schon jetzt untergebracht.
Der Landkreistag im Südwesten warnte wegen des sprunghaften Anstiegs bei den Flüchtlingszahlen vor einer «Situation, die, was den Umfang des Flüchtlingszugangs und dessen Dynamik anbelangt, die Dimensionen von 2015/2016 inzwischen sogar übertreffen dürfte». Das System zur Unterbringung Geflüchteter im Land sei trotz des weiteren Ausbaus «am Anschlag», sagte der Hauptgeschäftsführer des Gremiums, Alexis von Komorowski.
Verschiedene Landkreise im Südwesten seien schon dazu übergegangen, die Sporthallen als Unterkünfte zu belegen. «Auch Containerlösungen und weitere alternative Unterbringungsmöglichkeiten werden ausgelotet», sagte von Komorowski. Bei Container-Unterkünften kommt es dem Städtetag zufolge derzeit aber oft zu Verzögerungen wegen Lieferproblemen.
Seit Beginn des Ukraine-Kriegs am 24. Februar dieses Jahres kamen nach Angaben des Migrationsministeriums rund 116.500 Menschen aus der Ukraine nach Baden-Württemberg. Zudem habe das Land in diesem Jahr bereits weitere rund 15.000 Asylsuchende aufgenommen.