STUTTGART (dpa/lsw) — Die steigen­den Energie­kos­ten stellen auch die Kranken­häu­ser im Land vor große Proble­me. Dass der Bund in dieser Lage Kürzun­gen bei bestimm­ten Klinik­fi­nan­zie­run­gen plant, alarmiert die Kranken­haus­ge­sell­schaft. Sie appel­liert an Südwest-Abgeordnete.

Die Klini­ken in Baden-Württem­berg bekla­gen erheb­li­che Mehrkos­ten durch die Energie­kri­se und fordern mehr Unter­stüt­zung durch den Bund. Allei­ne durch Sachkos­ten kämen auf die Klini­ken in diesem Jahr Mehrkos­ten von rund 640 Millio­nen Euro zu, sagte der Haupt­ge­schäfts­füh­rer der Baden-Württem­ber­gi­schen Kranken­haus­ge­sell­schaft (BWKG), Matthi­as Einwag, der Deutschen Presse-Agentur.

Die Kosten für Perso­nal, Dienst­leis­tun­gen, Medika­men­te — alles werde teurer, sagte Einwag. Die Mehrkos­ten allei­ne für Gas belie­fen sich laut einer Schät­zung auf 180 Millio­nen Euro. Es drohten Millio­nen­de­fi­zi­te, in den Häusern herrsche deshalb große Unruhe. Um dem entge­gen­zu­wir­ken, sieht Einwag auch den Bund am Zug. Zuletzt war der Gaspreis aber wieder deutlich gesunken.

Bundes­ge­sund­heits­mi­nis­ter Karl Lauter­bach (SPD) kündi­ge zwar Wohlta­ten an, sagte Einwag. Zugleich plane der Minis­ter aber Geset­ze, mit denen er den Klini­ken Geld wegneh­me. Beson­ders kritisch sieht der Verband eine geplan­te Geset­zes­än­de­rung, die den Klini­ken bei sinken­den Patien­ten­zah­len laut Einwag unver­hält­nis­mä­ßig viel Geld wegneh­men würde. Die geplan­te Änderung sieht laut BWKG vor, bei sinken­den Patien­ten­zah­len auch bei den Fixkos­ten anzuset­zen, statt nur bei den Kosten, die für den jewei­li­gen Patien­ten nicht mehr anfallen.

Mit einem Brief an alle Bundes­tags­ab­ge­ord­ne­ten aus dem Südwes­ten fordert die Landes-Kranken­haus­ge­sell­schaft zum Wider­stand gegen die Pläne des Bundes auf. «Es geht hier um sehr viel Geld, das den Kranken­häu­sern in unserem Land zu Unrecht entzo­gen würde», heißt es in dem Schrei­ben, das der dpa vorliegt. So würde etwa eine Leistungs­ab­sen­kung um zwei Prozent rund 65 Millio­nen Euro weniger für die Klini­ken im Land bedeu­ten — was den Perso­nal­kos­ten von mehr als 1000 Beschäf­ti­gen entspre­che. Man forde­re deshalb dringend, die Strei­chung zu verhin­dern, so der Aufruf an die Abgeord­ne­ten aus dem Südwesten.

Auch abseits der Geldsor­gen, sieht Einwag Proble­me auf die Klini­ken zukom­men. «Ich befürch­te, dass Versor­gungs­ket­ten reißen könnten.» Es sei schon jetzt oft nicht mehr möglich, ältere Patien­tin­nen und Patien­ten nach der Behand­lung im Kranken­haus in ein Pflege­heim zu entlas­sen. Durch viele Ausfäl­le aufgrund von Krank­heit habe sich die Lage in den Heimen weiter zugespitzt. Die Folge seien länge­re Behand­lungs­zei­ten in den Klini­ken und damit auch eine stärke­re Belas­tung für das dorti­ge Perso­nal. Die Klini­ken bräuch­ten deshalb eine solide Finan­zie­rung für das gesam­te nächs­te Jahr statt kurzfris­ti­ger Hilfen, so Einwag.