SAN FRANCISCO (dpa) — Es soll ein Schrei­ben mit dem Betreff «Ihre Rolle bei Twitter» an die Angestell­ten heraus­ge­hen — per E‑Mail. Als Vorsichts­maß­nah­me und aus Angst vor Protes­ten bleiben die Twitter-Büros zu.

Die Mitar­bei­ter von Twitter sollen am Freitag per E‑Mail erfah­ren, ob sie nach der Übernah­me durch Elon Musk noch bei dem Online-Dienst arbeiten.

Das Schrei­ben werde mit dem Betreff «Ihre Rolle bei Twitter» verse­hen sein, kündig­te das Unter­neh­men in einer von mehre­ren US-Medien veröf­fent­lich­ten Rundmail an. Medien­be­rich­ten zufol­ge könnte mit 3700 Jobs rund jeder zweite Arbeits­platz bei dem Kurznach­rich­ten­dienst wegfal­len. Tech-Milli­ar­där Musk hatte vergan­ge­ne Woche den Kauf von Twitter für rund 44 Milli­ar­den Dollar (45 Mrd Euro) abgeschlossen.

Der Rundmail zufol­ge sollen die Mitar­bei­ter, die bei Twitter bleiben können, die E‑Mail um 9.00 Uhr US-Westküs­ten­zeit am Freitag (17.00 MEZ) an ihre Firmen-Adres­se bekom­men. Wer seinen Job verliert, erhält demnach Infor­ma­tio­nen über die weite­ren Schrit­te an seine priva­te E‑Mail-Adres­se.

Bei Twitter verste­he man, dass es ein «heraus­for­dern­des Erleb­nis sei», stand in der Rundmail, die mit der Anrede «Team» begann und nur mit «Twitter» signiert war.

Zugangs­kar­ten am Freitag deaktiviert

Die Twitter-Büros werden am Freitag geschlos­sen bleiben und alle Zugangs­kar­ten deakti­viert sein, wie es weiter hieß. «Wenn Sie in einem Büro oder auf dem Weg in ein Büro sind, kehren Sie bitte nach Hause zurück.» Die Maßnah­me solle die Sicher­heit der Mitar­bei­ter sowie der Twitter-Syste­me und der Nutzer­da­ten gewährleisten.

Der Schritt dürfte damit eine Vorsichts­maß­nah­me sein, um eventu­el­le Protest­hand­lun­gen Entlas­se­ner auszu­schlie­ßen. Beispiel­los wäre das nicht: Im Novem­ber 2017 deakti­vier­te ein Support-Mitar­bei­ter an seinem letzten Tag im Job den Twitter-Account des damali­gen US-Präsi­den­ten Donald Trump. Es dauer­te rund zehn Minuten, bis der Account wieder online war.

In der Rundmail hieß es, der Stellen­ab­bau sei «unglück­li­cher­wei­se notwen­dig, um den Erfolg des Unter­neh­mens in der Zukunft sicher­zu­stel­len». Twitter schrieb zuletzt rote Zahlen. Auch hatte Musk für den Übernah­me­deal Kredi­te von rund 13 Milli­ar­den Dollar aufge­nom­men — und deren Bedie­nung erfor­dert laut Medien­be­rich­ten mehr Geld als das Twitter-Geschäft an freien Mitteln dafür abwirft.

«Wir arbei­ten alle für das Weiße Haus von Donald Trump»

Für Twitter-Mitar­bei­ter war die Rundmail die erste offizi­el­le Kommu­ni­ka­ti­on, seit Musk am Donners­tag vergan­ge­ner Woche den Twitter-Kauf abgeschlos­sen hatte, wie unter anderem die «Washing­ton Post» berich­te­te. Ursprüng­lich sei für den Freitag darauf eine allge­mei­ne Zusam­men­kunft mit Musk angekün­digt gewesen. Diese sei jedoch abgesagt worden — genau­so wie auch ein späte­rer Termin dafür, hieß es unter Berufung auf Mitarbeiter.

Über Musks Ideen für die Zukunft des Diens­tes erfuh­ren die Angestell­ten demnach am ehesten aus den Tweets des Tech-Milli­ar­därs. So seien seine öffent­lich gemach­ten Pläne für neue Funktio­nen im kosten­pflich­ti­gen Abo-Angebot Twitter Blue für die meisten Mitar­bei­ter des zustän­di­gen Bereichs eine Überra­schung gewesen, schrieb die «Washing­ton Post».

«Wir arbei­ten alle für das Weiße Haus von Donald Trump», zitier­te sie einen Mitar­bei­ter. Er spiel­te darauf an, dass Trump Ankün­di­gun­gen bei Twitter zum Teil ohne Rückspra­che mit Beamten machte und selbst einige seiner Minis­ter von ihrer Entlas­sung aus Tweets des US-Präsi­den­ten erfuhren.