SIGMARINGEN — Elias Sichler ist beim Leistungswettbewerb für Auszubildende der Deutschen Vereinigung für Wasserwirtschaft – Kategorie Abwasser – mit seiner Gruppe Landessieger geworden. Gegen neun Gruppen mit insgesamt 40 Teilnehmenden setzte sich Sichlers Gruppe bei der Bewältigung diverser Aufgaben rund um das Thema Abwasser durch. So mussten die Teilnehmenden etwa an einem Miniaturmodell eines Pumpsystems ein Stück Rohr zurechtschneiden um den Abwasserzufluss zu regeln, aber auch mathematische Aufgaben lösen und ihr fachliches Wissen unter Beweis stellen. Mit dem Sieg auf Landesebene qualifiziert sich der 20-Jährige nun für die Teilnahme am Leistungswettbewerb auf Bundesebene, der im Mai stattfindet, und im Zweierteam bestritten wird. 2026 messen sich wiederum die Bundessieger auf Weltmeister-Ebene.
Elias Sichler befindet sich derzeit im zweiten Lehrjahr seiner Ausbildung zur Fachkraft für Abwassertechnik bei der Stadtverwaltung Sigmaringen. Sein Einsatzgebiet ist die Kläranlage. Was bei manchen Menschen ein Naserümpfen hervorruft, begeistert den 20-Jährigen voll und ganz: „Ich habe einen Beruf gesucht, der sehr vielfältig ist“, erzählt Sichler. Und er hat ihn bei der Stadt Sigmaringen gefunden, nachdem er mehrere Praktika in diesem Bereich absolviert hat.
Als Auszubildender steht Sichler jeden Tag zwei Stunden im Labor der Kläranlage und überprüft etwa Wasserproben. Aber auch die technische Überwachung der Anlage mit-samt den Pumpen und Becken obliegt dem sechsköpfigen Team der Kläranlage. Nachdem die Kläranlage 2023 für 3,8 Millionen Euro erweitert worden ist, ist die Kapazität Anlage, die 26 000 Einwohnergleichwerte umfasst, auf potenziell 34 000 Einwohnergleichwerte erweitert worden.
Nach der Aufbereitung des Abwassers landet das gereinigte Wasser in Deutschland in Oberflächengewässern wie dem Bodensee oder im Falle Sigmaringens: der Donau. „Das Ziel ist es, dass der Ausfluss in die Donau die Qualität des Flusswassers übertrifft“, so Elias Sichler. Um das zu gewährleisten, durchläuft das Abwasser mehrere Reinigungsstufen. Zunächst erfolgt die mechanische Abwasserreinigung, um Grobstoffe oder Fette aus dem Abwasser zu entfernen. Im zweiten Klärbecken herrscht eine langsame Fließgeschwindigkeit, sodass weitere Grobstoffe absinken können. Anschließend folgt die biologische Abwasserreinigung mittels Denitrifikation. Dabei werden Sauerstoff und Nitrat voneinander getrennt und beides der Luft zugeführt. Außerdem wird dem Wasser Sauerstoff zugeführt, um Ammonium in Nitrat zu verwandeln. Es folgt das Nachklärbecken, wo sich Belebtschlamm absetzt.
Des Weiteren wird das Wasser zusätzlich chemisch gereinigt – durch Fällmittel wie Eisen- und Aluminiumsalze wird Phosphor aus dem Wasser herausgelöst. Ist das Wasser komplett gereinigt, wird es der Donau zugeführt – etwa 60 bis 200 Liter pro Sekunde.
Ist Sichler nicht gerade in der Kläranlage anzutreffen, pendelt er zum Blockunterricht mehrmals im Jahr nach Stuttgart an die Kerschensteiner-Schule. Von dort aus erfolgte auch die Anmeldung zum Wettbewerb.
Und um abschließend eine sich aufdrängende Frage zu klären: Die olfaktorische Belastung hält sich sehr in Grenzen: „Bei meinem Freiwilligen Ökologischen Jahr bei einem landwirtschaftlichen Betrieb war die Geruchsbelastung viel heftiger“, sagt Elias Sichler schmunzelnd. Bei manchen Reinigungsvorgängen in der Kläranlage dufte es sogar ganz gut.