RAVENSBURG (dpa/lsw) — Medizin­tech­nik­un­ter­neh­men mit Spezia­li­sie­rung auf die sogenann­te In-Vitro-Diagnos­tik haben länger Zeit, um die neuen EU-Vorga­ben umzuset­zen. Die EU-Kommis­si­on habe mitge­teilt, dass sie der Forde­rung Baden-Württem­bergs nach einer Frist­ver­län­ge­rung für solche Produk­te nachkom­me, bestä­tig­te Wirtschafts­mi­nis­te­rin Nicole Hoffmeis­ter-Kraut (CDU) der «Schwä­bi­schen Zeitung» (Samstag). «Das ist eine großar­ti­ge Nachricht für unsere Medizin­tech­nik-Unter­neh­men.» Dadurch entschär­fe sich der zeitli­che Engpass bei den Zertifizierungsstellen.

Hoffmeis­ter-Kraut sagte, dies sei aber nur ein erster Schritt. «Die gewon­ne­ne Zeit müssen wir nun nutzen, um die Unter­neh­men bei der Umset­zung der Verord­nung zu unter­stüt­zen.» Die Fristen werden je nach Produkt­grup­pe um zwei bis fünf Jahre verlän­gert, wie das Minis­te­ri­um weiter mitteil­te. Die Verord­nung ist seit Mai 2017 in Kraft und hätte eigent­lich bis zum 22. Juli 2022 umgesetzt werden müssen.

Die Europäi­sche Regulie­rung für In-Vitro-Diagnos­ti­ka-Produk­te (IVDR) hat der baden-württem­ber­gi­schen Landes­re­gie­rung seitdem große Sorgen berei­tet. Vor allem die kleinen und mittle­ren der rund 800 Unter­neh­men der Medizin­technik­bran­che in Baden-Württem­berg befürch­ten nach Angaben von Hoffmeis­ter-Kraut Geschäfts­auf­ga­ben, Verlust der inter­na­tio­na­len Wettbe­werbs­fä­hig­keit und Innova­ti­ons­hemm­nis­se. Die Entschei­dung der EU-Kommis­si­on habe diese Gefahr nun deutlich entschärft.

Baden-Württem­bergs Minis­ter­prä­si­dent Winfried Kretsch­mann (Grüne) führt das Einlen­ken der EU-Kommis­si­on auch auf die Innova­ti­ons­kraft seines Bundes­lan­des und die Bedeu­tung der im Südwes­ten ansäs­si­gen Indus­trie für die gesam­te EU zurück. «Wir liegen beim Innova­ti­ons­in­dex der Regio­nen der EU regel­mä­ßig auf Platz 1. Das ist in Brüssel bekannt», wurde er von der «Schwä­bi­schen Zeitung» zitiert.

Zudem begrüß­te der Grünen-Politi­ker die Entschei­dung als Zeichen, dass eine Einfluss­nah­me auf die Brüsse­ler Politik möglich ist, wenn man gute Argumen­te vorbringe.