BERLIN (dpa) — Die Berli­ner Modewo­che bringt meistens viele schöne Bilder — diesmal sind die Gedan­ken auch bei den Menschen in der Ukrai­ne. Um einem Designer aus Kiew zu helfen, setzt man sich spontan an die Nähmaschine.

Bevor die Gäste ihre Handys rausho­len, beginnt der Abend mit einer Schwei­ge­mi­nu­te für die Ukrai­ne. Bei der Berli­ner Modewo­che haben am Montag­abend die großen Laufsteg­schau­en begonnen.

Zum Auftakt zeigte die finni­sche Designe­rin Sofia Ilmonen ihre Entwür­fe im «Kraft­werk» — einem ehema­li­gen Heizkraft­werk. Der Abend stand aber auch unter dem Eindruck des russi­schen Angriffs­kriegs in der Ukraine.

«Jetzt erst recht»

«Wir alle haben Diskus­sio­nen darüber geführt: Wie geht man damit um?», hatte Berlins Regie­ren­de Bürger­meis­te­rin Franzis­ka Giffey (SPD) gesagt. Könne man die Modewo­che statt­fin­den lassen, auch wenn alle erschüt­tert und entsetzt seien, wenn alle dabei seien zu helfen, wo sie könnten? «Und ich sage Ihnen: Ja, man kann. Und man kann es jetzt erst recht.»

Mit der Fashion Week setzten sie auch ein Zeichen für Kunst, Kultur, Kreati­vi­tät und Freiheit, sagte Giffey. Sie könnten alle mitein­an­der auch ein Zeichen der Solida­ri­tät und des Mitge­fühls, der Zusam­men­ar­beit, Hilfe und Freiheit auch an die Ukrai­ne senden. Geplant ist nun beispiels­wei­se eine stille Aukti­on, um Spenden für die Caritas zu sammeln.

Seit Länge­rem war bereits eine Show des ukrai­ni­schen Designers Jean Grits­feldt geplant. Weil er nun nicht nach Berlin kommen und auch die Kollek­ti­on nicht gelie­fert werden kann, haben etliche Helfen­de in Berlin begon­nen, seine Designs nachzu­schnei­dern. Grits­feldt werde sich am Mittwoch­abend auch in einer Video­bot­schaft an die Gäste wenden, kündig­te ein Vertre­ter der Merce­des-Benz Fashion Week an.

«Die Mode ist immer auch politisch»

Etwa 30 Freiwil­li­ge hätten dabei gehol­fen, seine Kollek­ti­on noch spontan nachzu­schnei­dern, sagte die Geschäfts­füh­re­rin des Vereins Fashion Revolu­ti­on Germa­ny, Carina Bischof. «Irgend­wie fühlte es sich sinnlos an, eine Fashion Week vorzu­be­rei­ten in diesen Zeiten.» Das Projekt für Grits­feldt aber mache Sinn, deswe­gen habe sie relativ schnell «Ja» gesagt. Er habe das Team telefo­nisch aus Kiew gebrieft. «Und wenn man manch­mal für ein paar Stunden nichts hört, macht man sich auch gleich Sorgen.» Sie findet es wichtig, mit dem Projekt etwas gegen die Ohnmacht zu tun.

Die Berli­ner Modewo­che findet zweimal jährlich statt und vereint mehre­re Veran­stal­tun­gen unter einem Dach. Dazu gehören etwa auch Konfe­renz­for­ma­te. Giffey sagte: «Die Mode ist immer auch politisch.» Die Mode sei auch früher politisch gewesen. «Denken Sie an die Jakobi­ner­müt­ze, die für Freiheit und Unabhän­gig­keit stand. Denken Sie an die lilanen Farben der Frauen­be­we­gung.» Sie erinner­te etwa auch an das das Peace-Zeichen. «Und deswe­gen ist diese Fashion Week auch politisch. Sie ist ein Zeichen des Zusammenhalts.»