BIBERACH — Bei einem Herz-Kreis­lauf-Still­stand kommt es auf jede Sekun­de an: Deshalb alarmiert die Integrier­te Leitstel­le Biber­ach (ILS) bei einem medizi­ni­schen Notfall nicht nur den klassi­schen Rettungs­dienst mit Notarzt. Haupt- und ehren­amt­li­che Ersthel­fer verkür­zen das thera­pie­freie Inter­vall stark und spielen so eine große Rolle in der Rettungskette.

„Einen wichti­gen Beitrag leisten unsere Helfer vor Ort, auch First Respon­der, genannt“, sagt Micha­el Mutsch­ler, DRK-Geschäfts­füh­rer für den Bereich Rettungs­dienst. „Das sind ausge­bil­de­te Ersthel­fer, die dann zum Einsatz kommen, wenn sie den Notfall­ort schnel­ler errei­chen können als der Rettungs­dienst.“ Rund 140 Helfer vor Ort aus dem Haupt- und Ehren­amt gibt es aktuell im Landkreis Biber­ach – die Leitstel­le alarmiert sie nicht nur bei Herz-Kreis­lauf-Still­stän­den, sondern auch bei Unfäl­len, inter­nis­ti­schen oder häusli­chen Notfäl­len. „Die Helfer vor Ort sind mit einer Sanitäts­dienst­aus­bil­dung oder rettungs­dienst­li­chen Quali­fi­ka­ti­on gut ausge­bil­det und können die Patien­ten bis zum Eintref­fen des Rettungs­diens­tes schnell erstver­sor­gen“, so Mutschler. 

Unter­stützt werden die Helfer vor Ort vom Team der Region der Lebens­ret­ter: 2020 war das DRK Biber­ach gemein­sam in der Region mit dem DRK Aalen und dem DRK Ulm einer der Vorrei­ter in der Einfüh­rung einer Smart­phone basier­ten Alarmie­rung von Ersthel­fern. Das Team besteht aktuell aus rund 280 Ersthel­fern aus dem medizi­ni­schen Bereich oder aus der Blaulicht­fa­mi­lie, die über einen aktuel­len Erste-Hilfe-Kurs verfü­gen und zusätz­lich eine Reani­ma­ti­ons-Schulung absol­viert haben. Sie werden ergän­zend bei den Einsatz­stich­wor­ten Herz-Kreis­lauf-Still­stand oder Atemstill­stand alarmiert und reani­mie­ren die Patien­ten bis Notarzt und Rettungs­wa­gen eintreffen. 

„Wieder­be­le­bungs­maß­nah­men in den ersten drei bis fünf Minuten nach einem Herz-Kreis­lauf-Still­stand können die Überle­bens­chan­ce verdop­peln bis vervier­fa­chen“, sagt Kreis­aus­bil­der Manfred Rommel. „Deshalb ist es so wichtig, dass wir flächen­de­ckend viele Helfer alarmie­ren können.“ Diese verschie­de­nen Rettungs­ebe­nen seien vor allem im ländli­chen Raum essen­ti­ell, um schnel­le Hilfe gewähr­leis­ten zu können.

Die Kosten der Smart­phone basier­ten Alarmie­rung von Ersthel­fern sowie deren Ausbil­dung und Ausstat­tung werden vom DRK-Kreis­ver­band Biber­ach getra­gen. Eine Weiter­ent­wick­lung der Smart­phone basier­ten Alarmie­rung soll in den nächs­ten Wochen zur Verfü­gung stehen. Unter anderem wird die Google-Naviga­ti­on einge­bun­den. So kann die Ankunfts­zeit der Helfer zum Patien­ten berech­net und anhand der aktuel­len Verkehrs­la­ge jedem Ersthel­fer seine Rolle in der Rettungs­ket­te zugewie­sen werden. Außer­dem soll es eine überre­gio­na­le Alarmie­rung in den einzel­nen Regio­nen geben, um die Zahl der verfüg­ba­ren Ersthel­fer und damit die Chance, ein Leben zu retten, zu erhöhen. 

Insge­samt sind die Helfer vor Ort 2023 mehr als 800-mal ausge­rückt, außer­dem gab es rund 280 Einsät­ze vom Team der Lebens­ret­ter. Ein wichti­ges Instru­ment für die Ersthel­fer sind bei Herz-Kreis­lauf-Still­stän­den auch Defibril­la­to­ren (AEDs) – sollten die Ersthel­fer keinen eigenen besit­zen greifen sie auf die gut 140 Geräte im Landkreis in öffent­li­chen Einrich­tun­gen wie Schulen, Banken oder Unter­neh­men zurück. „Wir haben in der Integrier­ten Leitstel­le eine Daten­bank, in der alle uns bekann­ten AEDs erfasst sind“, sagt Alexan­der Koltan, stell­ver­tre­ten­der Leiter der Leitstel­le. „Wir sind dankbar, wenn neue AEDs gemel­det werden, außer­dem beraten und schulen wir Unter­neh­men und öffent­li­che Einrich­tun­gen gern, wenn sie sich ein Gerät anschaf­fen wollen.“

„Ich freue mich sehr, dass es so viele freiwil­li­ge und rein ehren­amt­li­chen Ersthel­fer gibt“, sagt Landrat und DRK-Präsi­dent Mario Glaser. „Diese leisten einen wichti­gen Beitrag zur medizi­ni­schen Erstver­sor­gung der Menschen im Landkreis Biberach.“