Ein gigan­ti­sches finan­zi­el­les Hilfs­pa­ket hat die Bundes­re­gie­rung in Aussicht gestellt. Gigan­tisch dürften aller­dings auch die Einbu­ßen der vom harten Lockdown betrof­fe­nen Unter­neh­men sein. Reicht die Unter­stüt­zung aus Berlin?

Mit mehr als elf Milli­ar­den Euro pro Monat will der Bund Unter­neh­men unter­stüt­zen, die vom bevor­ste­hen­den harten Lockdown zur Bekämp­fung der Corona-Pande­mie betrof­fen sind. Das kündig­te Finanz­mi­nis­ter Olaf Scholz (SPD) am Sonntag in Berlin nach den Beratun­gen von Bund und Ländern an.

Der Einzel­han­del, der nach den neuen Regeln von Mittwoch an weitge­hend schlie­ßen muss, reagier­te prompt: Das Geld werde nicht reichen.

Konkret soll bei der Überbrü­ckungs­hil­fe III, die von Januar an gilt, der Höchst­be­trag von 200.000 Euro auf 500.000 Euro erhöht werden. Der maxima­le Zuschuss ist demnach geplant für direkt und indirekt von Schlie­ßun­gen betrof­fe­ne Unter­neh­men. Die Überbrü­ckungs­hil­fe ist ein Zuschuss bei coronabe­ding­ten Umsatzrückgängen.

Erstat­tet werden betrieb­li­che Fixkos­ten. Für die von der Schlie­ßung betrof­fe­nen Unter­neh­men soll es Abschlags­zah­lun­gen ähnlich wie bei den Novem­ber- und Dezem­ber­hil­fen geben.

Die Kosten der erwei­ter­ten Überbrü­ckungs­hil­fe III werden während eines Monats mit angeord­ne­ten Schlie­ßun­gen auf etwa 11,2 Milli­ar­den Euro geschätzt, wie aus einem Papier von Finanz- und Wirtschafts­mi­nis­te­ri­um hervor­geht. Es lag der Deutschen Presse-Agentur vor.

Geplant sind laut Beschluss­pa­pier außer­dem Entlas­tun­gen für den Handel. Vor allem der Einzel­han­del hatte angesichts der erwar­te­ten schär­fe­ren Maßnah­men zur Eindäm­mung des Virus zusätz­li­che Hilfen gefordert.

Im Beschluss­pa­pier heißt es, der mit den Schlie­ßungs­an­ord­nun­gen verbun­de­ne Wertver­lust von Waren und anderen Wirtschafts­gü­tern im Einzel­han­del und anderen Branchen solle aufge­fan­gen werden, indem Teilab­schrei­bun­gen unbüro­kra­tisch und schnell möglich gemacht werden. Zu inven­ta­ri­sie­ren­de Güter könnten ausge­bucht werden. Das bedeu­tet, dass nicht verkauf­te Ware nicht als Bestand ins Umlauf­ver­mö­gen aufge­nom­men werden muss, sondern sofort abgeschrie­ben werden darf.

Aus Sicht des Handels­ver­ban­des Deutsch­land (HDE) ist das immer noch viel zu wenig: «Die bisher vorge­se­he­nen Gelder reichen bei weitem nicht aus, um eine Pleite­wel­le in den Innen­städ­ten zu verhin­dern», kriti­sier­te er am Sonntag. Der Verband fordert für den Dezem­ber die gleiche Unter­stüt­zung, die bereits die seit Anfang Novem­ber geschlos­se­ne Gastro­no­mie erhält. Die Überbrü­ckungs­hil­fen allei­ne reich­ten nicht aus, um die betrof­fe­nen Handels­un­ter­neh­men zu retten. Der weitge­hend geschlos­se­nen Gastro­no­mie wurde hinge­gen bereits vor Wochen verspro­chen, dass ihnen 75 Prozent des entgan­ge­nen Umsat­zes erstat­tet würden.

Der Präsi­dent des Zentral­ver­ban­des des Deutschen Handwerks, Hans Peter Wolls­ei­fer, reagier­te positi­ver auf die angekün­dig­ten Auswei­tun­gen der Hilfen: Es sei wichtig, die von den härte­ren Vorga­ben betrof­fe­nen Betrie­be und Unter­neh­men nicht allein zu lassen. «Insofern begrü­ßen wir die Ankün­di­gung einer Überbrü­ckungs­hil­fe III», sagte Wolls­ei­fer. «Wir hätten uns Anderes gewünscht und auf die nun geplan­ten Einschrän­kun­gen gerne verzich­tet, aber leider gibt die Infek­ti­ons­dy­na­mik der Politik den Takt vor.»

«Kurzschluss-Beschlüs­se» nennt hinge­gen der Mittel­stands­ver­band BVMW die neuen Maßnah­men. «Statt eines klaren Kurses der wirksa­men Pande­mie-Bekämp­fung durch schnel­le und massen­haf­te Impfan­ge­bo­te, wird das öffent­li­che Leben drastisch einge­schränkt und damit das Überle­ben sehr vieler Mittel­ständ­ler weiter erschwert», teilte der Verband mit.

Karl Haeus­gen, Präsi­dent des Maschi­nen­bau­ver­ban­des VDMA, zeigte sich erleich­tert, dass die indus­tri­el­le Produk­ti­on nicht auch schlie­ßen muss. Er begrüß­te die Beschlüs­se am Sonntag. Die Unter­neh­men seines Verbands «nehmen auch unter den neuen Vorzei­chen ihre Verant­wor­tung im Kampf gegen das Infek­ti­ons­ge­sche­hen an.»

Eine der neuen Maßnah­men gegen die Ausbrei­tung der Corona-Pande­mie ist das grund­sätz­li­che Verkaufs­ver­bot von Feuer­werk vor Silves­ter. Die Herstel­ler stürzt das nach eigenen Angaben in eine schwe­re Krise. Im Zweifel drohe die Insol­venz des gesam­ten Wirtschafts­zweigs, erklär­te Thomas Schrei­ber, Vorstands­vor­sit­zen­der des Verban­des der pyrotech­ni­schen Indus­trie (VPI), am Sonntag.

Der Verband fordert einen vollen Ausgleich für die Umsatz­ver­lus­te im dreistel­li­gen Millio­nen­be­reich. Da die Branche 95 Prozent ihrer Jahres­er­lö­se im Dezem­ber erwirt­schaf­te, befürch­te­ten Verbands­ju­ris­ten, dass Unter­neh­men bei den Überbrü­ckungs­hil­fen leer ausge­hen. «Wir brauchen geson­der­te Hilfs­gel­der, um die 3000 Einzel­exis­ten­zen in der Branche zu sichern», erklär­te Schreiber.