Die Corona-Impfun­gen machen Hoffnung auf eine Entspan­nung der Pande­mie­la­ge im Sommer — sorgen aber auch für Streit und Skepsis. Die Regie­rung versucht, möglichst noch schnel­ler mehr Menschen mit den schüt­zen­den Präpa­ra­ten zu versorgen.

Die Bundes­re­gie­rung will bei der geplan­ten zusätz­li­chen Produk­ti­on von Corona-Impfstof­fen in Deutsch­land aufs Tempo drücken.

So wollen die zustän­di­gen Minis­ter unter Leitung von Bundes­kanz­le­rin Angela Merkel (CDU) an diesem Mittwoch beraten, an welchen Stellen zusätz­li­che Produk­ti­on durch die Bundes­re­gie­rung unter­stützt werden kann, wie die Deutsche Presse-Agentur am Diens­tag in Berlin erfuhr. Vor den Beratun­gen der Minis­ter­prä­si­den­ten mit Merkel an diesem Diens­tag forder­te der Bundes-Pflege­be­voll­mäch­tig­te Andre­as Wester­fell­haus die Bundes­län­der auf, einheit­li­che Impfre­geln zu erlassen.

An der Regie­rungs­be­ra­tung zum Impfen mit der Kanzle­rin sollen wegen der unter­schied­li­chen Zustän­dig­kei­ten Gesund­heits­mi­nis­ter Jens Spahn, Wirtschafts­mi­nis­ter Peter Altmai­er (beide CDU), Finanz­mi­nis­ter Olaf Scholz (SPD) und der Chef des Bundes­kanz­ler­am­tes Helge Braun (CDU) teilneh­men, wie es hieß. Ziel sei es, zusätz­li­che Produk­ti­on in Deutsch­land möglichst zügig hochzufahren.

Spahn hatte am Montag­abend im ZDF Kritik an der Impfstoff­be­schaf­fung erneut zurück­ge­wie­sen. «Dass wir jetzt am Anfang so wenig haben, dass wir priori­sie­ren müssen, hat nichts zu tun mit der Bestell­men­ge, also wie viel wir bestellt haben, sondern das hat etwas damit zu tun, dass jetzt am Anfang die Produk­ti­ons­ka­pa­zi­tät knapp ist», sagte er im ZDF. Man arbei­te daran, dass die Produk­ti­on bei Biontech etwa durch ein neues Werk in Marburg hochge­fah­ren werden könne.

Schon Anfang Febru­ar könne dieser zweite Produk­ti­ons­stand­ort mögli­cher­wei­se zur Verfü­gung stehen, berich­te­te die «Süddeut­sche Zeitung» unter Berufung auf die Regie­rung. Die Arbeits­grup­pe mit Spahn, Altmai­er, Scholz und Braun habe die Kanzle­rin bereits am Montag einge­setzt, so das Blatt weiter.

Die Impfkam­pa­gne und die Frage einer verbes­ser­ten Einla­dung der Menschen zum Impfen sollen auch Thema sein, wenn Merkel an diesem Diens­tag mit den Minis­ter­prä­si­den­ten über eine Verlän­ge­rung des Lockdowns berät. Wester­fell­haus sagte im Deutsch­land­funk, es brauche eine durch­gän­gi­ge Klarheit für alle Impfbe­rech­tig­ten, wie sie an ihre Immuni­sie­rung kämen. Er kriti­sier­te, dass in einigen Bundes­län­dern die Menschen angeschrie­ben würden, in anderen müssten sie sich eigen­stän­dig um Termi­ne bemühen. An das Pflege­per­so­nal appel­lier­te der gelern­te Kranken­pfle­ger, sich immuni­sie­ren zu lassen. Das verlan­ge das Berufsethos.

Das Bundes­ge­sund­heits­mi­nis­te­ri­um listet in einer der dpa vorlie­gen­den Aufstel­lung auf, wie die Impfun­gen beschleu­nigt werden könnten. Unter anderem geht es dabei um die Entnah­me von sechs statt bisher fünf Dosen aus einem Fläsch­chen der Firma Biontech. Dazu gebe es einen offizi­el­len Antrag. Und es solle geprüft werden, ob es möglich ist, den zeitli­chen Abstand zwischen erster und zweiter Impfung zu vergrößern.

Nieder­sach­sens Gesund­heits­mi­nis­te­rin Carola Reimann (SPD) kriti­sier­te den Vorstoß, den Zeitraum zwischen den beiden Impfun­gen zu vergrö­ßern. Dem Sender «NDR Info» sagte sie am Diens­tag, dass man sich an Vorga­ben der Herstel­ler­fir­ma halten müsse.

An mangeln­der Impfstoff­be­schaf­fung hatte es seit Tagen Kritik gegeben — auch aus der SPD. Scholz überreich­te Spahn laut einem Bericht der «Bild»-Zeitung am Montag im Namen der SPD-regier­ten Länder einen viersei­ti­gen Katalog mit kriti­schen Fragen rund um das Thema Impfen. FDP-General­se­kre­tär Volker Wissing sagte im ARD-Morgen­ma­ga­zin: «Das Haupt­pro­blem, was wir gegen­wär­tig haben, ist, dass offen­sicht­lich ja nicht in ausrei­chen­der Menge Impfstoff bestellt worden ist.»

Mehre­re CDU-Politi­ker wiesen die Kritik an Spahn zurück. Dieser forder­te vom Koali­ti­ons­part­ner gemein­sa­mes Agieren ein. «In dieser echt schwe­ren Phase der Pande­mie, denke ich, erwar­ten die Bürge­rin­nen und Bürger zu Recht Geschlos­sen­heit und Entschlos­sen­heit ihrer Regie­rung», sagte er im ARD-«Morgenmagazin». Spahn warf der SPD indirekt vor, bereits wahltak­tisch zu agieren.

Spahn hatte am Abend das Ziel bekräf­tigt, bis zum Sommer jedem ein Impfan­ge­bot in Deutsch­land machen zu können. Das hänge aber auch davon ab, dass weite­re Zulas­sun­gen von Impfstof­fen erfolgen.