COBURG (dpa) — Über 5000 Bahnhö­fe gibt es in Deutsch­land — jedes Jahr würdigt die «Allianz pro Schie­ne» ein heraus­ra­gen­des Beispiel. In diesem Jahr ist die Jury voll des Lobes für das oberfrän­ki­sche Coburg.

Das oberfrän­ki­sche Coburg hat den «Bahnhof des Jahres 2022». «Er bietet eine tolle Aufent­halts­qua­li­tät und hat die Bedürf­nis­se der Reisen­den immer im Fokus», sagte der Geschäfts­füh­rer des Verkehrs­bünd­nis­ses Allianz pro Schie­ne, Dirk Flege, am Mittwoch. Die Jury des jährlich verge­be­nen Preises schrieb in ihrer Begrün­dung: «Vor allem die histo­ri­sche Bahnhofs­hal­le ist ein wahrer Hingucker.»

Konkret lobte die Jury unter anderem den renovier­ten Boden im histo­ri­schen Schach­brett­mus­ter, moder­ne Sitzin­seln mit USB-Anschlüs­sen, die Sitzni­schen in ehema­li­gen Schau­fens­tern und die Bahnsteig­un­ter­füh­rung mit «moder­nen, hellen Grafi­ken». Auch den Selfie­point mit der Veste Coburg, einer große Burgan­la­ge, im Hinter­grund und die digita­le Infos­te­le der Stadt lobte das Komitee. Auf kleinem Raum seien kreati­ve Lösun­gen gefun­den worden, um den Fahrgäs­ten einen Wohlfühlort zu bieten. «Einzig Gepäck­auf­be­wah­rungs­mög­lich­kei­ten im Bahnhofs­be­reich sowie mehr und überdach­te Fahrrad­stell­plät­ze am Bahnhof hätte sich die Jury noch gewünscht», hieß es.

Der Bahnhof im Norden Bayerns wurde kürzlich renoviert und war von 2019 bis 2021 einer von bundes­weit 16 Zukunfts­bahn­hö­fen, an denen die Deutsche Bahn neue Konzep­te und Services teste­te. Man habe den Bahnhof von der Empfangs­hal­le bis zum Bahnsteig ganzheit­lich schöner und moder­ner gestal­tet, sagte der Vorstands­vor­sit­zen­de der DB Station&Service AG, Bernd Koch, laut Mittei­lung. «Das Erfolgs­re­zept: neue Ideen, attrak­ti­ves Design und eine enge Zusam­men­ar­beit mit Stadt, Land und Bund. Coburg ist für uns ein Modell: Wir wollen künftig noch mehr Bahnhö­fe zu Zukunfts­bahn­hö­fen machen.»

Der erste Eindruck zählt

Coburg ist nach Angaben des bayeri­schen Verkehrs­mi­nis­te­ri­ums bereits der siebte Bahnhof in Bayern, der die Auszeich­nung «Bahnhof des Jahres» erhält. In der Vergan­gen­heit waren Oberst­dorf (2006), Lands­berg am Lech (2007), Aschaf­fen­burg (2012), Murnau (2013), Bayerisch Eisen­stein (2017) und zuletzt Altöt­ting (2020) als Sieger aus dem Wettbe­werb hervor­ge­gan­gen. Damit stelle der Freistaat von allen Bundes­län­dern bislang die meisten Gewin­ner, hieß es.

Coburgs Oberbür­ger­meis­ter Dominik Sauer­teig beton­te, dass der Bahnhof seit der Sanie­rung einen tollen ersten Eindruck vermit­te­le. «Möglich gemacht haben das gemein­sa­me Anstren­gun­gen von Stadt und Deutscher Bahn.» Der SPD-Politi­ker hofft nach eigener Aussa­ge, dass sich die Auszeich­nung positiv auf die ICE-Anbin­dung Coburgs auswirkt. Die Stadt liegt an der Trasse München — Berlin, aller­dings halten bei Weitem nicht alle Verbin­dun­gen in Coburg. Hier wünsche man sich perspek­ti­visch mehr halten­de ICE-Züge, erläu­ter­te eine Sprecherin.

Infor­ma­tio­nen für Reisende

Das gemein­nüt­zi­ge Bündnis Allianz pro Schie­ne verleiht den Preis seit 2004. Hinter Bayern als Spitzen­rei­ter folgen Hessen mit fünf und Nieder­sach­sen mit vier ausge­zeich­ne­ten Bahnhö­fen. Die Preis­trä­ger der vergan­ge­nen Jahre waren Cottbus, Altöt­ting und Bad Bentheim.

Für die zehnköp­fi­ge Jury spielen unter anderem die Sauber­keit, Infor­ma­tio­nen für Reisen­de, Integra­ti­on in die Stadt, die Gebäu­de­ar­chi­tek­tur und Einkaufs­mög­lich­kei­ten eine Rolle. Die Anbin­dung an den Nah- und Fernver­kehr fließt nicht in die Wertung mit ein, hieß es. In manchen Jahren gab es Sonder­prei­se, 2022 ist das nicht der Fall.