BERLIN (dpa) — Im März soll im Bundes­tag über die Einfüh­rung einer Corona-Impfpflicht abgestimmt werden. Ob es dafür eine Mehrheit gibt, ist noch offen.

Eine allge­mei­ne Corona-Impfpflicht ab 18 könnte — sofern es im Bundes­tag eine Mehrheit dafür gibt — nach den Vorstel­lun­gen einiger Abgeord­ne­ter ab dem 1. Oktober in Deutsch­land gelten.

«Wir streben an, das Gesetz in der zweiten Märzhälf­te im Bundes­tag zu beschlie­ßen. Nach einer mehrmo­na­ti­gen Frist für Beratung und nachge­hol­te Impfun­gen soll die Impfpflicht dann am 1. Oktober greifen», sagte die FDP-Politi­ke­rin Marie-Agnes Strack-Zimmer­mann den Zeitun­gen der Funke Mediengruppe.

Strack-Zimmer­mann gehört zu einer Gruppe von Abgeord­ne­ten aus SPD, Grünen und FDP, die sich für eine Impfpflicht ab 18 stark­ma­chen. Zuletzt waren immer mehr Details ihres Vorschlags bekannt gewor­den. So sprach sich die Parla­men­ta­ri­er­grup­pe in einem Eckpunk­te­pa­pier dafür aus, dass die Impfpflicht mit drei Impfun­gen erfüllt und bis Ende des nächs­ten Jahres befris­tet sein soll. Die Kranken­kas­sen sollen demnach ihre Versi­cher­ten infor­mie­ren, über ein Impfpor­tal den Impfsta­tus abfra­gen und diesen speichern.

Wer Impfter­min verstrei­chen lässt, dem droht Bußgeld

«In einem dritten Schritt sollen die Kassen dann dieje­ni­gen Perso­nen an die Kommu­nen melden, die keinen Impfnach­weis vorge­legt haben», sagte Strack-Zimmer­mann. Die Gesund­heits­äm­ter würden dann einen Impfter­min anbie­ten. Wer ihn verstrei­chen lasse, müsse mit einem Bußgeld rechnen, sofern er sich nicht inner­halb von vier Wochen doch noch impfen lasse. «Auf diese Weise wird es mit Sicher­heit gelin­gen, mehre­re Millio­nen Ungeimpf­te zu erreichen.»

In dem Eckpunk­te­pa­pier hatten die Parla­men­ta­ri­er bereits klarge­stellt, dass zur Not auch mehrfach Bußgel­der verhängt werden könnten. Auf sogenann­te Erzwin­gungs­haft solle aber verzich­tet werden. Ziel der Impfpflicht soll es aus Sicht der Abgeord­ne­ten sein, die Gesell­schaft und das Gesund­heits­we­sen vor erneu­ter Überlas­tung zu schüt­zen und «recht­zei­tig vor dem nächs­ten Winter eine hohe Grund­im­mu­ni­tät» aufzubauen.

Kein Frakti­ons­zwang bei Abstimunng

Bei der Abstim­mung im Bundes­tag soll es keinen Frakti­ons­zwang geben. Die Abgeord­ne­ten können sich sogenann­ten partei­über­grei­fen­den Gruppen­an­trä­gen anschlie­ßen. Strack-Zimmer­mann hat ihren Vorschlag gemein­sam mit den SPD-Abgeord­ne­ten Dirk Wiese, Heike Baehrens und Dagmar Schmidt, den Grünen Janosch Dahmen und Till Steffen sowie Katrin Helling-Plahr von der FDP erarbeitet.

Daneben gibt es andere Parla­men­ta­ri­er um den FDP-Gesund­heits­po­li­ti­ker Andrew Ullmann, die sich für einen Mittel­weg ausspre­chen und ein verpflich­ten­des profes­sio­nel­les und persön­li­ches Beratungs­ge­spräch für alle volljäh­ri­gen Ungeimpf­ten befür­wor­ten. Sollte damit nach gewis­ser Zeit die nötige Impfquo­te nicht erreicht werden, könnte eine Pflicht ab 50 greifen. Eine Gruppe um FDP-Vize Wolfgang Kubicki will dagegen eine Impfpflicht generell verhin­dern. Auch die AfD hat einen Antrag gegen eine Impfpflicht vorgelegt.

Ob es eine Mehrheit für eine Impfpflicht geben wird, ist offen. Eine Umfra­ge der «Welt» unter allen 736 Bundes­tags­ab­ge­ord­ne­ten hatte zuletzt ein sehr unkla­res Bild ergeben.