BERLIN (dpa) — Mit der akuten Corona-Infek­ti­ons­wel­le in China wächst inter­na­tio­nal die Sorge vor einer Ausbrei­tung des Virus durch Reisen­de — und neuen Varian­ten des Erregers.

Als Reakti­on auf die aktuel­le Corona-Infek­ti­ons­wel­le in China verschär­fen immer mehr Länder ihre Kontrol­len für Einrei­sen­de aus der Volks­re­pu­blik. Am Freitag­abend kündig­ten auch Frank­reich und England eine Testpflicht an, nachdem zuvor bereits Itali­en, Spani­en, die USA, Indien und Südko­rea Beschrän­kun­gen für Reisen­de aus China einge­führt oder in Aussicht gestellt hatten.

WHO fordert mehr Daten

Die Weltge­sund­heits­or­ga­ni­sa­ti­on (WHO) forder­te bei einem Treffen mit Vertre­tern chine­si­scher Gesund­heits­be­hör­den detail­lier­te­re und schnel­le­re Lagebe­rich­te zum Infek­ti­ons­ge­sche­hen in der Volks­re­pu­blik ein.

Bei dem Austausch am Freitag sei die chine­si­sche Seite zum wieder­hol­ten Mal darum gebeten worden, präzi­se Daten in Echtzeit zu erheben und mit der WHO zu teilen, teilte die in Genf ansäs­si­ge Organi­sa­ti­on mit. Dabei gehe es unter anderem um Infor­ma­tio­nen zur geneti­schen Sequen­zie­rung positiv getes­te­ter Fälle, die einen besse­ren Überblick über kursie­ren­de Virus­va­ri­an­ten bieten sollen, sowie um Zahlen zu Patien­ten in Kranken­häu­sern und Inten­siv­sta­tio­nen, Todes­fäl­len und Impfraten.

Es sei wichtig, die Lage genau «zu überwa­chen und Daten recht­zei­tig zu veröf­fent­li­chen, um China und der Weltge­mein­schaft zu helfen, passen­de Risiko­ein­schät­zun­gen vorzu­neh­men und effek­ti­ve Maßnah­men ergrei­fen zu können».

Warnung vor neuen Varianten

Nach fast drei Jahren äußerst strik­ter Vorkeh­run­gen hatte Chinas Führung am 7. Dezem­ber abrupt ein Ende ihrer umstrit­te­nen Null-Corona-Politik verkün­det. Nach offizi­ell unbestä­tig­ten inter­nen Schät­zun­gen haben sich allein in den ersten drei Dezem­ber­wo­chen 248 Millio­nen Menschen oder 18 Prozent der Bevöl­ke­rung infiziert. Wissen­schaft­ler warnen, die Corona-Welle könnte neue Varian­ten hervor­brin­gen, die dann ihren Weg in andere Länder finden würden.

Die Europäi­sche Union, der ein EU-weiter Ansatz bislang fehlt, hatte zu der Corona-Welle in China am Donners­tag beraten. Anschlie­ßend rief EU-Gesund­heits­kom­mis­sa­rin Stella Kyria­ki­des die Staaten dazu auf, ihre natio­na­len Maßnah­men zur Überwa­chung des Virus zu überprü­fen und gegebe­nen­falls wieder hochzu­fah­ren. Voraus­sicht­lich soll bei einem Krisen­tref­fen kommen­de Woche das weite­re Vorge­hen inner­halb der EU bespro­chen werden.

Und was macht Deutschland?

Bundes­ge­sund­heits­mi­nis­ter Karl Lauter­bach (SPD) hielt eine Verschär­fung der Einrei­se­re­geln für Deutsch­land zuletzt für «noch nicht notwen­dig», kündig­te aber ein engma­schi­ges «Varian­ten-Monito­ring» an den europäi­schen Flughä­fen an.

Eine koordi­nier­te europa­wei­te Lösung sei wichtig. «Wir brauchen ein sehr genau­es «Varian­ten-Monito­ring», denn diese Varian­ten-Überwa­chung können wir nicht zuver­läs­sig aus China abrufen», sagte er. «Hier könnte auch die geziel­te Überprü­fung beispiels­wei­se von einzel­nen Flugzeu­gen eine Rolle spielen, das wird vorbe­rei­tet.» Es gebe aber keinen Anlass für «Antigen-Tests auf Routi­ne-Basis». Bayern forder­te vom Bund eine zeitna­he Abstim­mung mit den Ländern über mögli­che Aufla­gen für Reisen­de aus China.

Die Regie­run­gen in Paris und London reagier­ten auf die jüngs­ten Entwick­lun­gen mit schär­fe­ren Regeln. Vor dem Abflug aus China nach Frank­reich müssen Reisen­de ab 1. Januar einen höchs­tens 48 Stunden alten negati­ven Corona-Test vorzei­gen, wie Gesund­heits­mi­nis­ter François Braun mitteil­te. Während des Flugs nach Frank­reich gilt die Masken­pflicht, bei der Ankunft wird ein PCR-Test vorge­nom­men. Alle positi­ven Proben sollen zur epide­mio­lo­gi­schen Überwa­chung syste­ma­tisch analy­siert werden.

Im Verei­nig­ten König­reich gilt die neue Corona-Testpflicht für Reisen­de aus China laut einer Mittei­lung der briti­schen Regie­rung zunächst nur für England, und zwar ab 5. Januar. Stich­pro­ben­ar­tig würden ab dem 8. Januar auch Passa­gie­re bei der Ankunft in England getes­tet. Obwohl es keine Direkt­flü­ge aus China nach Schott­land, Wales und Nordir­land gibt, arbei­tet die Regie­rung nach eigenen Angaben daran, dass die Maßnah­me so bald wie möglich in ganz Großbri­tan­ni­en umgesetzt wird.

Spani­ens Gesund­heits­mi­nis­te­rin Caroli­na Darias kündig­te ebenfalls an, dass Reisen­de aus der Volks­re­pu­blik künftig bei der Einrei­se einen Corona-Test vorle­gen oder eine vollstän­di­ge Impfung nachwei­sen müssten. Ab wann war zunächst unklar.

In Südko­rea müssen sich ab Montag alle aus dem Nachbar­land einge­trof­fe­nen Menschen binnen einem Tag nach Einrei­se einem PCR-Test unter­zie­hen. Ab nächs­tem Donners­tag müssen auch alle, die aus China anrei­sen wollen, vorher einen negati­ven Corona-Test vorweisen.