BERLIN/MÜNCHEN (dpa) — Laschet oder Söder? Die Macht­fra­ge um die Kanzler­kan­di­da­tur ist noch immer ungelöst. Doch nun tagt noch am Montag­abend der CDU-Bundes­vor­stand. Aus Bayern kommt ein klares Signal.

Nach acht Tagen Macht­kampf in der Union um die Kanzler­kan­di­da­tur überlässt die CSU die Frage nun der Schwes­ter­par­tei CDU. Dies entschei­de die CDU jetzt «souve­rän», sagte der CSU-Vorsit­zen­de Markus Söder.

«Wir als CSU und auch ich respek­tie­ren jede Entschei­dung». Söder machte nach einer Sitzung des CSU-Präsi­di­ums deutlich, dass der CDU-Vorsit­zen­de Armin Laschet Kanzler­kan­di­dat werde, wenn der CDU-Bundes­vor­stand dies beschlie­ße. Er versi­cher­te: «Wird es Armin, hat er meine volle Unter­stüt­zung und die Rücken­de­ckung der CSU.»

Laschet berief für Montag­abend eine Online-Sonder­kon­fe­renz des Partei­vor­stands ein. «Ich werde dem Bundes­vor­stand einen Vorschlag machen, wie wir jetzt sehr schnell die nicht geklär­te Frage zwischen CDU und CSU auflö­sen», kündig­te der nordrhein-westfä­li­sche Regie­rungs­chef an. Er hoffe, dass man dann «sehr schnell in dieser Woche» zu Entschei­dun­gen komme. Mit dem Argument «Gerade in diesen Tagen müssen wir sehr viel mitein­an­der reden» bot Laschet Söder an, an der Sitzung teilzu­neh­men. Bayerns Minis­ter­prä­si­dent lehnte dies jedoch ab.

Söder beton­te, er stehe weiter bereit, die Kandi­da­tur zu überneh­men, sofern die CDU dies wolle. Wichtig für den Wahlkampf sei, dass CDU und CSU als Team aufträ­ten. Egal wie die Entschei­dung der CDU ausge­he, er werde keinen «Groll» hegen. «Egal, wie entschie­den wird: Da bleibt jeden­falls bei mir und uns nichts hängen. Wir müssen — egal, wie es ausgeht — versöh­nen, zusam­men­füh­ren, zu einer gemein­sa­men, großen, schlag­kräf­ti­gen Einheit in diesem Wahlkampf werden.» CSU-General­se­kre­tär Markus Blume sagte, das CSU-Präsi­di­um habe sich nochmals klar hinter Söder gestellt.

Seit vorver­gan­ge­nem Sonntag hatten sich Laschet (60) und Söder (54) eine zuneh­mend härter werden­de Ausein­an­der­set­zung gelie­fert. Dabei führte Söder immer wieder — auch am Montag — seine erheb­lich besse­ren Umfra­ge­wer­te ins Feld, aus denen er größe­re Erfolgs­aus­sich­ten bei der Bundes­tags­wahl am 26. Septem­ber ablei­tet. Seinen vorläu­fi­gen Höhepunkt fand der Macht­kampf in der Nacht zum Montag, als Laschet und Söder in einem Bundes­tags­ge­bäu­de rund dreiein­halb Stunden im kleinen Kreis mitein­an­der verhan­del­ten. Auch dieses Gespräch blieb aber ohne Einigung.

Aus CDU-Kreisen verlau­te­te, der NRW-Regie­rungs­chef wolle hart bleiben. Laschet und sein General­se­kre­tär Paul Ziemi­ak führten am Vormit­tag ein Gespräch mit dem CDU-Vize und hessi­schen Minis­ter­prä­si­den­ten Volker Bouffier. Dieser habe versucht, zwischen Laschet und Söder zu vermit­teln, hieß es. Laschet verließ das Treffen in der hessi­schen Landes­ver­tre­tung in Berlin wortlos. Ziemi­ak antwor­te­te auf die Frage, wie es nun weiter gehe, ledig­lich: «Es geht immer gut weiter.» Auch Bouffier gab sich wortkarg.

Söder sieht Laschet auch im Falle von dessen Nicht-Nominie­rung nicht politisch angeschla­gen. «Da sehe ich überhaupt kein Problem, null», sagte er auf die Frage, ob Laschets Posten als Partei­chef gefähr­det wäre.

Die Union steht nicht nur wegen der inter­nen Folgen des Streits fünf Monate vor der Bundes­tags­wahl maximal unter Druck. Hinzu kommt, dass die Grünen — nach aktuel­len Umfra­gen stärks­te Kraft hinter der Union — Partei­che­fin Annale­na Baerbock als ihre Kanzler­kan­di­da­tin präsen­tier­ten. Dass für die SPD Olaf Scholz antritt, steht seit länge­rem fest. Einzig die Union, die mit Angela Merkel seit fast 16 Jahren die Kanzle­rin stellt, hat diese Perso­na­lie wegen des inter­nen Streits noch nicht entschieden.

Kurz vor dem Treffen am Sonntag­abend hatte sich die Junge Union mit großer Mehrheit hinter Söder gestellt und damit den Druck auf Laschet erhöht. «Die beiden Kandi­da­ten hatten genug Zeit, zu einer Entschei­dung zu kommen. Dies ist nicht gesche­hen und jetzt sehen wir uns gezwun­gen, uns zu positio­nie­ren. Dies ist mit deutli­cher Mehrheit für Markus Söder erfolgt», erklär­te JU-Chef Tilman Kuban. In der Konfe­renz der JU-Landes­chefs sprachen sich den Angaben zufol­ge 14 von 18 Landes­vor­sit­zen­den für Söder aus.