STUTTGART (dpa/lsw) — Zwar wurde sein Name schon gehan­delt, doch der Zuschlag für Danyal Bayaz ist dennoch eine Überra­schung. Der neue Finanz­mi­nis­ter von Kretsch­manns Gnaden bekommt einen heiklen Job. Denn die neue grün-schwar­ze Koali­ti­on hat zwar viel vor, aber wenig Geld.

Der Grünen-Bundes­tags­ab­ge­ord­ne­te Danyal Bayaz wird neuer Finanz­mi­nis­ter in Baden-Württem­berg. Minis­ter­prä­si­dent Winfried Kretsch­mann (Grüne) habe sich für den 37-Jähri­gen aus Heidel­berg entschie­den, erfuhr die Deutsche Presse-Agentur am Sonntag in Stutt­gart aus Regie­rungs­krei­sen. Der frühe­re Unter­neh­mens­be­ra­ter hat sich im Bundes­tag als Finanz­ex­per­te und Grünen-Vertre­ter im Unter­su­chungs­aus­schuss zum Skandal um den Finanz­dienst­leis­ter Wirecard einen Namen gemacht. Am kommen­den Mittwoch — nach der dritten Wahl von Kretsch­mann zum Regie­rungs­chef — soll das neue grün-schwar­ze Landes­ka­bi­nett ernannt werden.

Bayaz wird Nachfol­ger von Finanz­mi­nis­te­rin Edith Sitzmann (Grüne), die sich aus persön­li­chen Gründen aus der Politik zurück­zie­hen will. Er gilt als Realo und leitet derzeit den Wirtschafts­bei­rat der Grünen-Bundes­tags­frak­ti­on, in dem auch Indus­trie­ka­pi­tä­ne wie BASF-Chef Martin Bruder­mül­ler sitzen. Der Heidel­ber­ger ist seit 2005 bei den Grünen und kam 2017 in den Bundestag.

De 37-Jähri­ge hat eine deutsche Mutter und einen türki­schen Vater. Er hat in Stutt­gart Politik- und Wirtschafts­wis­sen­schaf­ten studiert und in New York geforscht. Bayaz ist nicht der erste Minis­ter im Südwes­ten, der türki­sche Wurzeln hat. Vor ihm war die Berli­ne­rin Bilkay Öney (SPD) zwischen 2011 und 2016 Integra­ti­ons­mi­nis­te­rin im grün-roten Landeskabinett.

Vor dem neuen Finanz­mi­nis­ter liegt ein schwe­rer Job. Die neue grün-schwar­ze Koali­ti­on will zahlrei­che kostspie­li­ge Vorha­ben im Klima­schutz und beim Ausbau des schnel­len Inter­nets und des Nahver­kehrs umset­zen, hat aber coronabe­dingt große Lücken im Haushalt. Zudem dringt die CDU auf zahlrei­che neue Stellen für die Polizei. Es zeich­net sich ein harter Vertei­lungs­kampf in der Koali­ti­on ab.

Schon am Tag seiner Ernen­nung wird Bayaz ungefähr wissen, wie viel Geld er in den kommen­den Jahren voraus­sicht­lich zur Verfü­gung haben wird: Am Mittwoch kommt das Ergeb­nis der Steuer­schät­zung für Bund, Länder und Gemein­den. Bis es genau auf Baden-Württem­berg herun­ter­ge­rech­net ist, wird es aller­dings noch ein paar Tage dauern.

Kretsch­mann hatte schon Mitte vergan­ge­ner Woche mitge­teilt, dass Grüne und CDU ein weite­res Minis­te­ri­um für Landes­pla­nung und Wohnen schaf­fen wollen. Damit können die Grünen nach ihrem klaren Wahlsieg sechs Fachres­sorts beset­zen, die CDU weiter­hin fünf.

Eine beson­de­re Neuerung ist auch, dass die Grünen erstmals im Südwes­ten das Kultus­mi­nis­te­ri­um überneh­men werden. Neue Ressort­che­fin soll dem Verneh­men nach Staats­mi­nis­te­rin There­sa Schop­per (60) werden, die früher bayeri­sche Grünen-Chefin war. Sie würde die Nachfol­ge von Kultus­mi­nis­te­rin Susan­ne Eisen­mann (CDU) antre­ten, die sich nach ihrem Schei­tern als CDU-Spitzen­kan­di­da­tin aus der Politik zurück­zie­hen will.