Die Stadt­ho­tel­le­rie in Wien ist ohnehin schwer angeschla­gen — mit einer Erholung von den Corona-Folgen wird erst in Jahren gerech­net. Nun kommt ein neuer Schlag für den wichti­gen Stadt­tou­ris­mus in Öster­reichs Hauptstadt.

Das bundes­ei­ge­ne Robert Koch-Insti­tut (RKI) veröf­fent­lich­te am Mittwoch eine aktua­li­sier­te Liste der Corona-Risiko­ge­bie­te, in der nun auch das Bundes­land Wien als einzi­ges Risiko­ge­biet in Öster­reich aufge­führt wird.

Zentra­les Krite­ri­um für die Einstu­fung als Risiko­ge­biet ist, in welchen Staaten oder Regio­nen es in den vergan­ge­nen sieben Tagen mehr als 50 Neuin­fi­zier­te pro 100 000 Einwoh­ner gegeben hat. Meist folgt kurz nach der Einstu­fung als Risiko­ge­biet eine entspre­chen­de Reise­war­nung des Auswär­ti­gen Amtes.

Eine Reise­war­nung geht dabei weiter: Sie ist zwar kein Verbot, soll aber eine erheb­li­che abschre­cken­de Wirkung haben. Aller­dings hat sie auch eine positi­ve Seite für Verbrau­cher: Sie ermög­licht es Reisen­den, Buchun­gen kosten­los zu stornieren.

Vor diesem Hinter­grund ist die neue Einschät­zung aus Berlin ein hefti­ger Schlag für den für Wien wichti­gen und ohnehin angeschla­ge­nen Stadt­tou­ris­mus. Als Folge der Corona-Krise hatte beispiels­wei­se das Tradi­ti­ons­ho­tel Sacher am Diens­tag an seinen Stand­or­ten in Wien und Salzburg 140 Mitar­bei­tern gekün­digt. Allein in Wien sind 105 Beschäf­tig­te betrof­fen. «Drama­ti­scher kann eine Situa­ti­on nicht sein», sagte Sacher-Chef Matthi­as Winkler. Der Umsatz bei Sacher werde 2020 bei nur 25 Prozent des Vorjah­res (rund 100 Millio­nen Euro) liegen. Im nächs­ten Jahr würden es «vielleicht 30 bis 35 Prozent», so Winkler. Er rechne damit, dass der inter­na­tio­na­le Touris­mus vier bis Jahre brauchen werde, um sich wieder zu erholen.

Vor allem Feiern im Famili­en- oder Freun­des­kreis sind nach Ansicht von Öster­reichs Gesund­heits­mi­nis­ter Rudolf Anscho­ber (Grüne) für die anhal­tend hohe Zahl der Corona-Neuin­fek­tio­nen in der gesam­ten Alpen­re­pu­blik verant­wort­lich. Das Land befin­de sich in einer entschei­den­den Phase, sagte Anscho­ber am Mittwoch.

Die Progno­sen gingen deutlich ausein­an­der. Die eher positi­ve Varian­te sage ein tägli­ches Plus von etwa 650 Fällen voraus, pessi­mis­ti­sche­re Varian­ten gingen von 1500 tägli­chen Neuin­fek­tio­nen aus. Am Mittwoch wurden 768 neue Fälle verzeich­net. Auch die Zahl der beleg­ten Kranken­haus­bet­ten begin­ne spürbar zu steigen, sagte Anschober.

Mit dieser Entwick­lung liegt Öster­reich deutlich über dem Trend in Deutsch­land. Unter Berück­sich­ti­gung der Zahl der Einwoh­ner sind die Infek­ti­ons­zah­len in Öster­reich gut drei Mal höher. 3600 der derzeit rund 6600 aktiven Fälle in Öster­reich werden aus Wien gemel­det. Die Schweiz hatte die öster­rei­chi­sche Haupt­stadt daher bereits auf die Liste der Risiko­ge­bie­te gesetzt.