STUTTGART (dpa/lsw) — Seit Monaten zankt Grün-Schwarz über die Zukunft der Mobili­tät in Baden-Württem­berg. Ein neues Gesetz von Verkehrs­mi­nis­ter Winfried Hermann lehnt die CDU ab. Der Deutsche Gewerk­schafts­bund macht nun Druck und will mehr Tempo.

Der Deutsche Gewerk­schafts­bund hat von der grün-schwar­zen Landes­re­gie­rung mehr Tempo bei der Verkehrs­wen­de im Südwes­ten gefor­dert. Zuletzt hatte es in der Koali­ti­on Streit über einen Entwurf für das geplan­te Landes­mo­bi­li­täts­ge­setz von Verkehrs­mi­nis­ter Winfried Hermann (Grüne) gegeben. Mobili­tät sei ein Grund­be­dürf­nis und gleich­zei­tig bestehe im Verkehrs­sek­tor dringen­der klima­po­li­ti­scher Handlungs­be­darf, sagte Maren Diebel-Ebers, DGB-Vizeche­fin von Baden-Württem­berg. Der DGB dringe deshalb auf einen zeitna­hen Beschluss zum Mobilitätsgesetz.

«Ein attrak­ti­ver ÖPNV mit verbes­ser­ten und verläss­li­che­ren Takten ist genau das, was wir brauchen», sagte Diebel-Ebers. Der koali­ti­ons­in­ter­ne Streit darüber sei leider das Gegen­teil. Die Verkehrs­wen­de sei nicht zum Nullta­rif zu haben. Deshalb gelin­ge ein attrak­ti­ve­res Angebot von Bussen und Bahnen nur mit einer ausrei­chen­den öffent­li­chen Finan­zie­rung. «Diese muss in erster Linie durch das Land sicher­ge­stellt werden.»

Die von Verkehrs­mi­nis­ter Hermann geplan­te Mobili­täts­ga­ran­tie, wonach bis 2026 überall in Baden-Württem­berg zur Haupt­ver­kehrs­zeit mindes­tens alle halbe Stunde ein Bus oder eine Bahn fahren soll, ist jedoch im Doppel­haus­halt 2023/2024 nicht finan­ziert. Ob sie im nächs­ten Doppel­haus­halt enthal­ten sein wird, ist unklar. Minis­ter­prä­si­dent Winfried Kretsch­mann (Grüne) hatte Ende April gesagt, dass die Kassen­la­ge immer Auswir­kun­gen auf wichti­ge Projek­te habe. «Auch gute und wichti­ge Dinge, die im Koali­ti­ons­ver­trag stehen, müssen finan­zier­bar sein», sagte Kretsch­mann damals.

Um die Mobili­täts­ga­ran­tie voran­zu­trei­ben und auch im ländli­chen Raum umzuset­zen, setzt das Land auf Rufan­ge­bo­te. Den Ausbau dieser sogenann­ten «On-Demand-Verkeh­re» soll ein Förder­pro­gramm beschleu­ni­gen. Städte und Landkrei­se könnten jeweils bis zu zwei Millio­nen Euro vom Land bekom­men, teilte das Verkehrs­mi­nis­te­ri­um in Stutt­gart mit. Das Förder­pro­gramm hatte es auch bereits im vergan­ge­nen Jahr gegeben, es sei nun verlän­gert worden.

Überle­gun­gen zu einer verpflich­ten­den Nahver­kehrs­ab­ga­be lehnt der DGB ab. «Hier wünschen wir uns vom Verkehrs­mi­nis­te­ri­um mehr sozia­les Augen­maß», sagte Diebel-Ebers. Statt­des­sen sei es klüger, die Arbeit­ge­ber stärker an der Finan­zie­rung des ÖPNV zu beteiligen.

Die CDU-Frakti­on hatte Verkehrs­mi­nis­ter Hermann Anfang April in einem Brief mitge­teilt, dass der Entwurf des Mobili­täts­ge­set­zes aus Sicht der CDU-Abgeord­ne­ten keine Grund­la­ge für eine weite­re Diskus­si­on darstel­le. Nach einem darauf folgen­den Gespräch hatten sich die Frakti­ons­vor­sit­zen­den von CDU und Grünen darauf verstän­digt, die inhalt­li­chen Beratun­gen über den Entwurf zu vertiefen.

Nach Angaben der Grünen-Frakti­on hat es inzwi­schen ein Gespräch von Grünen, CDU und Verkehrs­mi­nis­te­ri­um gegeben. «Das Verkehrs­mi­nis­te­ri­um wird sich mit der geäußer­ten Kritik und den konstruk­ti­ven Hinwei­sen ernst­haft ausein­an­der­set­zen», sagte die verkehrs­po­li­ti­sche Spreche­rin der Grünen-Frakti­on, Silke Gericke. Der Gesetz­ent­wurf gehe nun im regulä­ren Verfah­ren voran.