Punkt Mitternacht haben die Wähler kleiner Dörfer in New Hampshire den Wahltag in den USA eingeleitet. In einem Ort siegt Biden, im anderen Trump. Neben dem Präsidenten stimmen die Wähler auch über die Abgeordneten des Repräsentantenhauses sowie rund ein Drittel der Senatoren ab.
WASHINGTON (dpa) — Im Osten der USA sind am Tag der Präsidentenwahl die ersten Wahllokale zur persönlichen Stimmabgabe geöffnet worden. Nachdem in kleinen Orten in New Hampshire bereits um Mitternacht (Ortszeit) abgestimmt worden war, machten nun auch die Wahllokale in größeren Städten und Kommunen auf.
Um 6.00 Uhr Ortszeit (12.00 Uhr MEZ) öffneten etwa viele in New York, New Jersey, Connecticut, Virginia, Indiana und Kentucky. Vor einigen Lokalen bildeten sich lange Schlangen, wie in verschiedenen Beiträgen auf Twitter zu sehen war.
Weil sich die USA über mehrere Zeitzonen erstrecken, zieht sich die Öffnung der Wahllokale am Wahltag über mehrere Stunden. Nach den ersten Wahllokalen im Osten folgen die Staaten im Zentrum des Landes. Im Westküstenstaat Kalifornien öffnen die Wahllokale um 7.00 Uhr Ortszeit (16.00 Uhr MEZ). Hawaii und Alaska sind die Schlusslichter: Hier können die Wähler ihre Stimme von 18.00 MEZ am Dienstag bis 6.00 am Mittwochmorgen abgeben, auf den Aleuten noch eine Stunde länger.
Viele Wähler haben aber schon gewählt. Fast 100 Millionen US-Bürger stimmten schon vor dem Wahltag per Brief oder in vorab geöffneten Wahllokalen ab, wie das «U.S. Elections Project» berichtete. Das entspricht rund 70 Prozent der im Jahr 2016 bei der Präsidentenwahl abgegebenen Stimmen.
Der Wahltag hatte mit Abstimmungen in kleinen Orten im Bundesstaat New Hampshire begonnen. Der demokratische Herausforderer Joe Biden gewann in Dixville Notch mit 5 zu 0 Stimmen gegen Präsident Donald Trump. Im Nachbarort Millsfield setzte sich der Republikaner dagegen mit 16 zu 5 Stimmen gegen Biden durch. Die Auszählung wurde live im Fernsehen gezeigt.
Dass in New Hampshire so früh abgestimmt werden durfte, ist einem Gesetz zu verdanken, das Gemeinden mit weniger als 100 Einwohnern erlaubt, schon um Mitternacht (Ortszeit) ihr Wahllokal zu öffnen. Damit sollte Eisenbahnarbeitern die Möglichkeit gegeben werden, wählen zu gehen, sich aufs Ohr zu legen und dann pünktlich zur Arbeit anzutreten. Längst nicht immer spiegelten die Resultate aus den kleinen Orten aber wider, wer dann am Ende Präsident wurde.
Trump (74) bezeichnete Biden am letzten Tag des Wahlkampfes als «korrupten Politiker», der die Wirtschaft in eine «tiefe Depression» stürzen würde. Biden (77) warf Trump seinerseits vor, bei der Eindämmung der Corona-Pandemie völlig versagt zu haben. Trump spalte die Nation und «spielt Amerikaner gegeneinander aus», sagte Biden. Trump sei der «korrupteste» und «rassistischste» US-Präsident der Geschichte, so Biden.
Trump hielt Biden vor, die USA mit neuen Corona-Auflagen in einen «Gefängnisstaat» verwandeln zu wollen. «Eine Stimme für Biden ist eine Stimme für Lockdowns, Entlassungen und Elend», sagte der Präsident. Biden hat keine neuen Lockdowns angekündigt, sondern versprochen, im Falle seines Wahlsieges bei der Bekämpfung der Pandemie auf Wissenschaftler zu hören.
Seinen letzten Wahlkampfauftritt hatte Trump — wie vor vier Jahren — in Grand Rapids (Michigan). «Das Beste steht noch bevor», sagte er vor seinen Anhängern. Er behauptete dort erneut, die USA seien dabei, in der Pandemie «die Kurve zu kriegen».
Die Zahl der Corona-Neuinfektionen ist aber zuletzt wieder deutlich angestiegen, im Schnitt auf rund 80.000 pro Tag. Nach Daten der Universität Johns Hopkins gibt es in den USA, einem Land mit rund 330 Millionen Einwohnern, bislang rund 9,3 Millionen bestätigte Infektionen. Mehr als 231.000 Menschen sind nach einer Ansteckung gestorben — mehr als in jedem anderen Land der Welt.
Die US-Bürger waren aufgerufen, am Dienstag den Präsidenten, die 435 Abgeordneten des Repräsentantenhauses sowie rund ein Drittel der 100 Mandate im Senat neu zu bestimmen. Zudem gab es in vielen Bundesstaaten auch örtliche Abstimmungen.
Der US-Präsident wird nicht direkt gewählt.