In immer mehr Ländern wird das öffent­li­che Leben im Novem­ber weitge­hend herun­ter­ge­fah­ren. Die Ausbrei­tung des Corona­vi­rus soll so wieder unter Kontrol­le gebracht werden.

In beiden Ländern tritt im Laufe der kommen­den Woche ein Teil-Lockdown ähnlich wie in Deutsch­land in Kraft. Schulen sollen dabei weitge­hend geöff­net bleiben, wie die Regie­rungs­chefs am Samstag erklär­ten. In Öster­reich gelten die neuen Regeln von Diens­tag an, in England ab Donners­tag. Die Beschrän­kun­gen sind weitrei­chend: Kultur‑, Freizeit- und Sport­ein­rich­tun­gen müssen schlie­ßen, ebenso das Hotel- und Gastge­wer­be — nur Essen zum Mitneh­men und Liefe­run­gen sind erlaubt.

«Es ist notwen­dig, diesen Schritt zu setzen, um eine Überlas­tung der Inten­siv­me­di­zin zu verhin­dern», sagte der öster­rei­chi­sche Bundes­kanz­ler Sebas­ti­an Kurz. «Unser Ziel ist es, im Dezem­ber schritt­wei­se wieder zu öffnen und zu einem halbwegs norma­len Leben zurück­zu­keh­ren.» Auch in London schlägt die Regie­rung Alarm: «Das Virus breitet sich derzeit schnel­ler aus, als es unsere wissen­schaft­li­chen Berater in einem Worst-Case-Szena­rio angenom­men haben», sagte Premier­mi­nis­ter Boris Johnson. «Jetzt ist es Zeit zu handeln, denn es gibt keine Alternative.»

Kontak­te sollen soweit wie möglich einge­schränkt werden. Öster­reich setzt dafür auf ein Ausgangs­be­schrän­kun­gen, die landes­weit zwischen 20 und 6 Uhr gelten sollen. In der Zeit ist das Verlas­sen der eigenen Wohnung nur noch aus bestimm­ten Gründen erlaubt — etwa zur Erholung, für Grund­be­dürf­nis­se, zur Betreu­ung oder familiä­rer Unter­stüt­zung, zur Arbeit oder bei Gefah­ren. Außer­dem enthält die Verord­nung Kontakt­be­schrän­kun­gen, laut denen sich nur Perso­nen aus zwei Haushal­ten treffen dürfen. «Die meisten Anste­ckun­gen finden statt bei Menschen, die sich kennen, die sich mögen. Da rückt man enger zusam­men. Das führt zu Anste­ckun­gen», sagte Kurz.

Auch die Englän­der sollen ihre Wohnun­gen nicht mehr ohne trifti­ge Gründe wie Arbeit, Sport, Erholung und Pflege Angehö­ri­ger verlas­sen. Treffen mit anderen Haushal­ten sind bis auf wenige Ausnah­men ebenso verboten.

Bei der Schlie­ßung von Geschäf­ten geht Johnson weiter als sein Amtskol­le­ge Kurz: Nur Super­märk­te und andere lebens­not­wen­di­ge Geschäf­te sollen in den kommen­den Wochen in England geöff­net bleiben, alle anderen müssen schlie­ßen. Die restli­chen Teile Großbri­tan­ni­ens haben eigene Corona-Regeln.

Anders als im Frühjahr soll jedoch der Bildungs­be­reich soweit wie möglich von dem parti­el­len Lockdown ausge­nom­men werden: Schulen und Univer­si­tä­ten blieben geöff­net, beton­te Johnson. In Öster­reich gilt das für jünge­re Schüler genau­so — Oberstu­fen­schü­ler und Studie­ren­de sollen jedoch wieder online unter­rich­tet werden.

Wie in Deutsch­land und Frank­reich ist der Teil-Lockdown vorerst auf den Novem­ber beschränkt — mit der Hoffnung auf Locke­run­gen in der Weihnachtszeit.

Der öster­rei­chi­sche Finanz­mi­nis­ter Gernot Blümel (ÖVP) machte Betrie­ben, die unter den Schlie­ßun­gen leiden, Hoffnung auf schnel­le Entschä­di­gun­gen. Die Regie­rung in London kündig­te an, ihr eigent­lich Ende Oktober auslau­fen­des Unter­stüt­zungs­pro­gramm, das der deutschen Kurzar­beit ähnelt, um einen Monat zu verlängern.

Die Infek­ti­ons­zah­len in Öster­reich steigen seit Wochen steil und fast täglich auf neue Höchst­wer­te. Am Samstag zählte das Land mit knapp 9 Millio­nen Einwoh­nern 5349 neue Fälle inner­halb eines Tages. Am Freitag war mit 5627 Neuin­fek­tio­nen eine Rekord­mar­ke erreicht worden. In den vergan­ge­nen sieben Tagen gab es im Schnitt 301,1 Neuin­fek­tio­nen pro 100.000 Einwohner.

Großbri­tan­ni­en mit knapp 68 Millio­nen Einwoh­nern melde­te am Samstag fast 22.000 Neuin­fek­tio­nen. Damit durch­brach das Land die Schwel­le von einer Milli­on bestä­tig­ten Corona­vi­rus-Fällen seit Beginn der Pande­mie. In den vergan­ge­nen zwei Wochen zählte das Verei­nig­te König­reich 451 Fälle pro 100.000 Einwohnern.

Gesund­heits­be­ra­ter Patrick Vallan­ce warnte, die zweite Corona-Welle könne in Großbri­tan­ni­en noch mehr Menschen das Leben kosten als die erste, wenn die Infek­ti­ons­ra­te sich nicht massiv nach unten ändere. Bereits jetzt übersteigt die Zahl der Toten mit Covid-19 auf dem Toten­schein die Schwel­le von 60.000 Menschen, womit Großbri­tan­ni­en das am schwers­ten von der Pande­mie getrof­fe­ne Land in Europa ist. Johnsons Regie­rung wurde schon im Frühjahr vorge­wor­fen, zu spät reagiert zu haben.