BRÜSSEL (dpa) — Histo­ri­sche Entschei­dung: Nach Finnland will auch Schwe­den in die Nato. Doch aus Ankara kommt Gegen­wind. Nato-General­se­kre­tär Stolten­berg fordert nun ein Zugehen auf die Türkei.

Im Ringen um eine Zustim­mung der Türkei zur Aufnah­me Finnlands und Schwe­dens in die Nato hat General­se­kre­tär Jens Stolten­berg dazu aufge­ru­fen, die Forde­run­gen Ankaras ernst zu nehmen.

«Die Türkei ist ein geschätz­ter Bündnis­part­ner und alle Sicher­heits­be­den­ken müssen angegan­gen werden», teilte Stolten­berg am Montag­abend nach einem Gespräch mit dem türki­schen Außen­mi­nis­ter Mevlüt Cavuso­glu mit. «In diesem histo­ri­schen Augen­blick müssen wir zusammenstehen.»

Der türki­sche Präsi­dent Recep Tayyip Erdogan und Außen­mi­nis­ter Cavuso­glu hatten Finnland und Schwe­den zuvor mehrfach eine Unter­stüt­zung der von der Türkei bekämpf­ten kurdi­schen Arbei­ter­par­tei PKK und der Kurden­mi­liz YPG in Syrien vorge­wor­fen. Zudem wird kriti­siert, dass auch Nato-Staaten wegen des türki­schen Vorge­hens gegen diese Gruppie­run­gen die Liefe­rung von Rüstungs­gü­tern an die Türkei einge­schränkt haben.

Man könne nicht einem Beitritt von Ländern zustim­men, die Sanktio­nen gegen die Türkei verhäng­ten, drohte Erdogan am Montag in Ankara. Mit Blick auf den geplan­ten Besuch einer finni­schen und schwe­di­schen Delega­ti­on in der Türkei sagte er, sie sollten sich erst gar nicht bemühen.

Waffen­ge­schäf­te könnten bei Verhand­lun­gen eine Rolle spielen

Wie die Türkei von einem Veto gegen einen Nato-Beitritt von Schwe­den und Finnland abgehal­ten werden kann, ist unklar. Nach Angaben von Diplo­ma­ten könnten neben Erklä­run­gen der beiden Nordlän­der zum Kampf gegen den Terro­ris­mus auch Waffen­ge­schäf­te eine Rolle spielen. So will die Regie­rung in Ankara in den USA F‑16-Kampf­jets kaufen — in Washing­ton war ein mögli­cher Deal zuletzt aber politisch umstritten.

Grund für Finnlands und Schwe­dens Wunsch nach Aufnah­me in die Nato sind Sicher­heits­sor­gen, die im Zuge von Russlands Angriffs­krieg gegen die Ukrai­ne aufge­kom­men sind. Beide Länder verfolg­ten bis dahin jahrzehn­te­lang eine Politik der Bündnisneutralität.