STUTTGART (dpa/lsw) — Der Streit ums verkürz­te Gymna­si­um, der Zwist um die Grund­schulemp­feh­lung und die Debat­te um gerech­te Chancen in der Schule werden aus Sicht der FDP weite Teile des Landtags­wahl­kamp­fes im Jahr 2026 bestim­men. «Der nächs­te Landtags­wahl­kampf wird sicher­lich auch nicht zuletzt unter dem Vorzei­chen der Bildungs­po­li­tik stehen», sagte der baden-württem­ber­gi­sche Frakti­ons­chef Hans-Ulrich Rülke am Freitag in Stutt­gart. Das Thema bewege die Menschen — «und es ist das, wo die baden-württem­ber­gi­sche Landes­po­li­tik erkenn­bar am schwächs­ten ist», sagte er weiter.

Als wichti­ge Eckpunk­te erwähn­te der Libera­le ein weite­res Mal den Lehrkräf­te­man­gel vor allem in der Grund­schul- und Sonder­päd­ago­gik, die Gemein­schafts­schu­le und die Rückkehr zum neunjäh­ri­gen Gymna­si­um. «Aus unserer Sicht ist aber die Ursün­de der baden-württem­ber­gi­schen Bildungs­po­li­tik nach 2011 die Abschaf­fung der verbind­li­chen Grund­schulemp­feh­lung», sagte Rülke. Bei einer Regie­rungs­be­tei­li­gung nach der kommen­den Wahl sei es das wichtigs­te Ziel, diese wieder einzuführen.

Derzeit ist in Baden-Württem­berg das achtjäh­ri­ge Gymna­si­um Standard. G9 gibt es nur noch als Modell­pro­jekt an 44 staat­li­chen Schulen und an einigen Privat­schu­len. Eine Eltern­in­itia­ti­ve hatte im Novem­ber mit der Sammlung von Unter­schrif­ten für einen Volks­an­trag begon­nen, mit dem die Eltern die landes­wei­te Rückkehr zum neunjäh­ri­gen Gymna­si­um errei­chen wollen. Die Landes­re­gie­rung hatte zuletzt angekün­digt, dafür offen zu sein.

In einem Positi­ons­pa­pier zieht die FDP eine erneu­te schul­po­li­ti­sche Bilanz von Grünen, SPD und CDU und fasst ihre eigenen Empfeh­lun­gen zusam­men. Die Kritik der Opposi­ti­ons­par­tei fällt scharf aus: «Unter grüner Führung wurde das baden-württem­ber­gi­sche Bildungs­sys­tem in den letzten zwölf Jahren auf beispiel­lo­se Art und Weise ruiniert», sagte der bildungs­po­li­ti­sche Sprecher Timm Kern am Freitag.