FRANKFURT/MAIN (dpa) — Geehrt werde der Autor, der bei einem Atten­tat 2022 schwer verletzt wurde, unter anderem für seine Unbeug­sam­keit und seine Lebens­be­ja­hung, teilte der Stiftungs­rat mit.

Der britisch-indische Schrift­stel­ler Salman Rushdie erhält den Friedens­preis des Deutschen Buchhan­dels. Der 76-Jähri­ge, der im vergan­ge­nen Sommer bei einem Atten­tat schwer verletzt wurde, bekommt die Auszeich­nung im Herbst in der Frank­fur­ter Pauls­kir­che. Geehrt werde der in Indien gebore­ne Autor «für seine Unbeug­sam­keit, seine Lebens­be­ja­hung und dafür, dass er mit seiner Erzähl­freu­de die Welt berei­chert», teilte der Stiftungs­rat am Montag in Frank­furt am Main mit.

Seit seinem 1981 erschie­ne­nen Meister­werk «Mitter­nachts­kin­der» beein­dru­cke Rushdie durch seine Deutun­gen von Migra­ti­on und globa­ler Politik. In seinen Romanen und Sachbü­chern verbin­de er erzäh­le­ri­sche Weitsicht mit steti­ger litera­ri­scher Innova­ti­on, Humor und Weisheit, hieß es weiter. «Dabei beschreibt er die Wucht, mit der Gewalt­re­gime ganze Gesell­schaf­ten zerstö­ren, aber auch die Unzer­stör­bar­keit des Wider­stands­geis­tes Einzelner.»

«Einfalls­reich und zutiefst menschlich»

Rushdie war während eines Vortrags im vergan­ge­nen Sommer in den USA mit einem Messer angegrif­fen und schwer verletzt worden. Er ist seitdem auf einem Auge blind. Der Angriff kam mehr als 30 Jahre nachdem der frühe­re Revolu­ti­ons­füh­rer im Iran, Ayatol­lah Chomei­ni, wegen Rushdies Roman «Die satani­schen Verse» 1989 per Fatwa zur Ermor­dung des Autors aufge­ru­fen hatte. Rushdie schreibt inzwi­schen an einem Buch über den missglück­ten Angriff. Trotz der Folgen des Atten­tats schrei­be er weiter, — «einfalls­reich und zutiefst mensch­lich», erklär­te der Stiftungsrat.

Seit Jahrzehn­ten lebe der Autor in ständi­ger Gefahr. «Dennoch ist er nach wie vor einer der leiden­schaft­lichs­ten Verfech­ter der Freiheit des Denkens und der Sprache – und zwar nicht nur seiner eigenen, sondern auch der von Menschen, deren Ansich­ten er nicht teilt», hieß es in der Begrün­dung. «Unter hohen persön­li­chen Risiken vertei­digt er damit eine wesent­li­che Voraus­set­zung des fried­li­chen Miteinanders.»

Rushdie: Bin ein wenig eingeschüchtert

Er fühle sich sehr geehrt und sei dankbar für diese wichti­ge Auszeich­nung, zitiert der Stiftungs­rat Rushdie: «Ich kann der Jury nur für ihre Großzü­gig­keit danken. Ich weiß, wie bedeut­sam dieser Preis ist, und ich bin ein wenig einge­schüch­tert von der Liste der bishe­ri­gen Preis­trä­ge­rin­nen und Preis­trä­ger, zu der sich mein Name nun gesel­len wird. Ich freue mich wirklich sehr.»

Der Friedens­preis des Deutschen Buchhan­dels ist mit 25.000 Euro dotiert. Gewür­digt werden damit Persön­lich­kei­ten, die in Litera­tur, Wissen­schaft oder Kunst zur Verwirk­li­chung des Friedens­ge­dan­kens beigetra­gen haben. Im vergan­ge­nen Jahr wurde der ukrai­ni­sche Autor Serhij Zhadan ausgezeichnet.

Der Börsen­ver­ein des Deutschen Buchhan­dels, die Berufs­or­ga­ni­sa­ti­on der Verla­ge und Buchhand­lun­gen, vergibt den Preis seit 1950. Die Ehrung wird tradi­tio­nell zum Abschluss der Frank­fur­ter Buchmes­se überreicht. In diesem Jahr ist die Verlei­hung für den 22. Oktober geplant.