BAD NEUENAHR-AHRWEILER/EUSKIRCHEN (dpa) — Das extre­me Hochwas­ser im Ahrtal und in NRW riss fast 190 Menschen in den Tod. Tausen­de verlo­ren ihre vier Wände. Ein Jahr später geden­ken auch Bundes­prä­si­dent und Bundes­kanz­ler der Flutopfer.

Zum ersten Jahres­tag der tödli­chen Ahr-Flutka­ta­stro­phe besuchen an diesem Donners­tag die Spitzen des Staates das Fluss­tal im Norden von Rheinland-Pfalz.

Bundes­prä­si­dent Frank-Walter Stein­mei­er will am Vormit­tag mit Betrof­fe­nen, Helfern und Kommu­nal­po­li­ti­kern in den teilzer­stör­ten Winzer­dör­fern Alten­ahr und Dernau sprechen. Dabei beglei­tet ihn die rhein­land-pfälzi­sche Regie­rungs­chefin Malu Dreyer (SPD). Anschlie­ßend reist Stein­mei­er nach Euskir­chen in Nordrhein-Westfa­len, um an einem Gedenk­got­tes­dienst für die dorti­gen Opfer teilzunehmen.

«Sicht­ba­res Signal für den Zusammenhalt»

Bei der zentra­len Gedenk­ver­an­stal­tung des Ahrtals in Bad Neuen­ahr-Ahrwei­ler am Abend wird Bundes­kanz­ler Olaf Scholz (SPD) als Gast ohne Redebei­trag erwar­tet. Im Kurpark der stark flutge­schä­dig­ten Kreis­stadt können sich bei dem öffent­li­chen Geden­ken bis zu 2000 Menschen versam­meln. Die Erinne­rung an die Opfer soll laut der Landes­re­gie­rung verbun­den werden mit einem «sicht­ba­ren Signal für den Zusam­men­halt und den gemein­sa­men Aufbruch».

Geplant ist unter anderem eine Anspra­che von Minis­ter­prä­si­den­tin Dreyer. Auch Worte von vier Flutop­fern stehen auf dem Programm. Dreyer ordne­te für Donners­tag in Rhein­land-Pfalz Trauer­be­flag­gung für alle öffent­li­chen Gebäu­de an. Im Inter­view mit den ARD-«Tagesthemen» sagte die Politi­ke­rin am Mittwoch­abend, sie sehe keine Veran­las­sung, sich im Namen der Landes­re­gie­rung zu entschul­di­gen. «Das Ausmaß dieser Katastro­phe konnte so niemand voraus­se­hen.» Zudem sei der Katastro­phen­schutz in Rhein­land-Pfalz kommu­nal veror­tet. «Wir müssen der Frage nachge­hen, warum der Katastro­phen­schutz nicht funktio­niert hat, und was müssen wir vor allem tun für die Zukunft.»

Geden­ken auch in NRW

In Nordrhein-Westfa­len wollen Stein­mei­er und Minis­ter­prä­si­dent Hendrik Wüst (CDU) in der Herz-Jesu-Kirche Euskir­chen bei Bonn sprechen. Außer­dem ist ein Austausch mit Angehö­ri­gen der Opfer geplant. Zu der Gedenk­fei­er werden auch Hilfs­or­ga­ni­sa­tio­nen und Kommu­nal­ver­tre­ter der vom Hochwas­ser betrof­fe­nen Regio­nen erwartet.

Der neue Vorsit­zen­de des Parla­men­ta­ri­schen Unter­su­chungs­aus­schus­ses zur Hochwas­ser­ka­ta­stro­phe im NRW-Landtag, Sven Wolf (SPD), zeigte sich zuver­sicht­lich, dass das Gremi­um in einem Jahr Ergeb­nis­se vorle­gen wird. «Die Menschen in den betrof­fe­nen Gebie­ten erwar­ten von uns zu Recht, dass wir die Arbeit nicht bis zum Sankt-Nimmer­leins-Tag hinzie­hen», sagte Wolf der Düssel­dor­fer «Rheini­schen Post».

Bei dem Hochwas­ser nach extre­mem Stark­re­gen am 14. und 15. Juli 2021 waren mindes­tens 135 Menschen im nördli­chen Rhein­land-Pfalz getötet worden — 134 im Ahrtal und ein Mann in der Eifel. Zwei Menschen werden noch vermisst. Mehr als 750 wurden verletzt. Auf rund 40 Kilome­tern an der Ahr wurden rund 9000 Gebäu­de sowie Straßen, Brücken, Schie­nen, Gas‑, Strom- und Wasser­lei­tun­gen zerstört oder schwer beschä­digt. Im benach­bar­ten Nordrhein-Westfa­len starben bei der Flutka­ta­stro­phe 49 Menschen. Hier gab es ebenfalls schwe­re Zerstö­run­gen. Auch das Lever­ku­se­ner Klini­kum musste geräumt werden.