SCHWERIN (dpa) — Udo Linden­berg ist zurück. Sein erstes Konzert nach Corona ist ein Feuer­werk: Alte und neue Songs, politi­sche State­ments, begeis­ter­te Fans. Nach dem Tour-Auftakt in Schwe­rin folgen bis Mitte Juli 20 Konzerte.

Udo Linden­berg war auf Entzug und seine Fans auch. Jetzt hat der Altro­cker sein «Udopi­um» wieder: Er ist zurück auf der Bühne.

Das erste Konzert nach der Corona-Zwangs­pau­se in Schwe­rin ist von den Fans heiß ersehnt, von manchem wohl auch bang erwar­tet worden. Haben Pande­mie und Lockdown Spuren bei dem inzwi­schen 76-Jähri­gen hinterlassen?

Die Sorgen erwei­sen sich als unbegrün­det: Linden­berg legt eine zweistün­di­ge Show hin, bei der er alle Regis­ter zieht und alles gibt. Keine stimm­li­chen oder Kondi­ti­ons­schwä­chen. «Wir sind wieder da, wo wir hinge­hö­ren, wo unser echtes Zuhau­se ist», ruft Linden­berg sicht­lich gelöst und glück­lich seinem Panik-Orches­ter und den 8000 begeis­ter­ten Konzert­be­su­chern in der ausver­kauf­ten Sport- und Kongress­hal­le Schwe­rin zu. «Geiles Konzert. Danke Schwerin!»

Pande­mie-Jahre waren hart für Lindenberg

Die Jahre der Corona-Pande­mie hätten zu den schlimms­ten in seinem Leben gehört, bekennt Linden­berg. Keine Auftrit­te, er als einzi­ger Gast im Lockdown im Hambur­ger Atlan­tic-Hotel, wo er wohnt. Die Korri­do­re abgedun­kelt. «Da trifft man auf Geister, gute Geister, böse Geister, Flaschen­geis­ter», plaudert er.

Er habe im Lockdown neue Shows entwi­ckelt, sich mit Joggen fit gehal­ten und viel gemalt, erzählt er Journa­lis­ten hinter der Bühne. Er signiert ein paar Plaka­te und zeich­net seine Männchen drauf. Neben den Plaka­ten zeich­net er weiter auf der Wand — der Schalk hat Linden­berg nicht verlas­sen. Das Malen ist Udos zweite Leiden­schaft neben der Musik. Seine animier­ten Zeich­nun­gen flimmern während des Konzerts über die große Bühnen-Leinwand und illus­trie­ren seine Songs.

Linden­berg bietet ein Best of aus seiner langen Karrie­re — von «Honky Tonky Show» bis zum «Sonder­zug nach Pankow», von «Cello» bis «Reeper­bahn». Das Publi­kum ist von der ersten Minute an voll dabei, singt mit — als hätte es keine Unter­bre­chung der Musiker-Publi­kum-Bezie­hung durch die Corona-Pande­mie gegeben. «Zum ersten Mal auf der Bühne nach drei Jahren Entbeh­rung, Verzicht und Entzug», ruft Linden­berg seinen jubeln­den Fans zu. «Das Udopi­um ist wieder da — endlich!»

«Wir brauchen Utopien»

Linden­berg schleicht und tänzelt und hüpft über die Bühne wie eh und je, wirbelt das Mikro herum, schäkert mit Tänze­rin­nen und Sänge­rin­nen. Rund 150 Mitwir­ken­de sind dabei, das Panik­or­ches­ter natür­lich und auch ein Kinder­chor. Politi­sche State­ments dürfen nicht fehlen — Udo Linden­berg lästert über den Zustand der Katho­li­schen Kirche, feiert die Schwu­len­be­we­gung und äußert sich auch zum Ukraine-Krieg.

Zwischen den Songs «Wozu sind Kriege da» und «Wir ziehen in den Frieden» sagt er: «Auch wenn manche sagen, Pazifis­mus wäre heute naiv: Wir brauchen doch Utopien. Trotz allem Realis­mus, wir dürfen die Utopie niemals aufge­ben. Es geht um die Zukunft unserer Kinder, in der Ukrai­ne, in Russland und in Deutsch­land und überall auf der Welt.»

Udo Linden­berg und seine Anhän­ger haben ihr «Udopi­um» wieder. Die Fans werden sich auf die 20 Konzer­te freuen, die dem Schwe­ri­ner Tourauf­takt bis zum 10. Juli folgen, von Berlin bis München und von Mannheim bis Hamburg. Alle sind nach Angaben des Manage­ments bis auf Restkar­ten ausverkauft.

Von Iris Leithold, dpa