MAGDEBURG (dpa) — Vier Tage lang suchte die AfD in einem langwie­ri­gen Verfah­ren die Kandi­da­ten für die Europa­wahl im kommen­den Jahr. Zum Abschluss ihres Wahlpar­tei­tags in Magde­burg soll es heute um Inhal­te gehen.

Nach Abschluss ihrer Kandi­da­ten­kür für die Europa­wahl 2024 will die AfD heute in Magde­burg über ihr Wahlpro­gramm beraten. Zur Debat­te steht ein Entwurf, der die «geord­ne­te Auflö­sung der EU» sowie ein Ende des Euro fordert. Einige Delegier­te bei der Europa­wahl­ver­samm­lung plädier­ten auch für einen deutschen Austritt der Europäi­schen Union, den sogenann­ten Dexit. Gesucht wird ein Kompro­miss, wie Partei­chef Tino Chrup­al­la der Deutschen Presse-Agentur sagte.

«Insge­samt wollen wir natür­lich die Formu­lie­rung reinbe­kom­men, dass wir einen Neustart dieser EU wollen», sagte Chrup­al­la. Refor­men habe die AfD bereits vor fünf Jahren gefor­dert. Es sei jedoch nichts passiert. «Wenn das nicht möglich ist, muss es möglich sein, auch als Natio­nal­staat zu sagen: Es reicht.»

Exper­ten: Rückkehr zu D‑Mark würde Krise auslösen

Aus Sicht der AfD soll an die Stelle der EU «ein Bund europäi­scher Natio­nen» treten. Freihan­del, Zolluni­on und eine europäi­sche Sicher­heits­ar­chi­tek­tur seien weiter gewünscht. «Es ist ja nicht so, dass wir einen Austritt fordern und danach kommt nichts», beton­te Chrupalla.

Seit langem fordert die AfD eine deutsche Abkehr vom Euro und die Rückkehr zur D‑Mark. Nach Einschät­zung von Exper­ten würde dies eine Wirtschafts‑, Finanz- und Banken­kri­se für Deutsch­land und die übrigen Länder der Währungs­uni­on auslö­sen. Ein deutscher EU-Austritt wäre womög­lich ein Ende der Gemein­schaft in bishe­ri­ger Form. Umfra­gen zufol­ge ist eine große Mehrheit in Deutsch­land dagegen. Wie eine «geord­ne­te Auflö­sung» der EU ausse­hen könnte, ist unklar.

Zweifel an menschen­ge­mach­tem Klimawandel

Die AfD wendet sich im Entwurf ihres Wahlpro­gramms auch gegen Klima­schutz­maß­nah­men und spricht von einer «Klima­hys­te­rie». Chrup­al­la sagte, der menschen­ge­mach­te Anteil am Klima­wan­del sei «so gering, dass das keinen Ausschlag hat». Und er fügte hinzu: «1,5 Grad Erwär­mung der Erde? Es wird nichts passie­ren, wenn die Erde 1,5 Grad wärmer ist. Das sind auch alles Dinge, wo mit Hyste­rie gearbei­tet wird. Wenn vom Schmel­zen der Pole gespro­chen wird: Der Nordpol, wir sehen es, ist in einer guten Verfassung.»

Am vergan­ge­nen Wochen­en­de und dann diesem Freitag und Samstag hatte die AfD in einem sehr langwie­ri­gen Prozess ihre Kandi­da­ten für die Europa­wahl im kommen­den Jahr bestimmt. Angesichts hoher Umfra­ge­wer­te erwei­ter­te sie ihre Liste auf 35 Plätze, die nach stunden­lan­gen Vorstel­lungs- und Abstim­mungs­run­den besetzt wurden. Das letzte Ergeb­nis der Stich­wahl um Platz 35 stand gestern nach über 14-stündi­ger Sitzung fest. In den Vorstel­lungs­run­den fanden sowohl die Auflö­sung der EU als auch der Dexit durch­aus Unterstützung.

Die vom Verfas­sungs­schutz als rechts­extre­mer Verdachts­fall einge­stuf­te Partei hatte am vergan­ge­nen Wochen­en­de mit der Kandi­da­ten­auf­stel­lung begon­nen. Spitzen­kan­di­dat wurde der Europa­ab­ge­ord­ne­te Maximi­li­an Krah, der auch intern nicht unumstrit­ten ist.