BAD URACH (dpa) — Sollte es in Deutsch­land knapp werden mit Gas, setzen die Metall-Arbeit­ge­ber auf die Hilfe auch der Beschäf­tig­ten. Diese sollten von zu Hause arbei­ten und so den Unter­neh­men Strom und Kosten sparen. Zieht auch die IG Metall mit?

Der Präsi­dent des Arbeit­ge­ber­ver­bands Gesamt­me­tall, Stefan Wolf, setzt im Fall einer Gasman­gel­la­ge auf das Entge­gen­kom­men der Mitar­bei­ter. «Ich glaube, dass es viele Mitar­bei­ter gibt, die versu­chen, dem Unter­neh­men Strom und damit Kosten zu sparen und ihre Arbeits­plät­ze abzusi­chern, indem sie von zu Hause arbei­ten», sagte Wolf der Deutschen Presse-Agentur. «Das erwar­te ich auch.»

«Wie drama­tisch die Situa­ti­on sein wird, wissen wir erst im Herbst, wenn klar ist, ob Putin das Gas komplett abstellt», sagte Wolf. Er fürch­te, dass der russi­sche Präsi­dent «das machen wird und es uns heftig treffen wird». Dann müsse man alle Regis­ter ziehen. Die Unter­neh­men hätten alles, was an Einspa­run­gen geht, vorge­nom­men. Bei Tempe­ra­tu­ren in Büros seien sie aber an die Arbeits­stät­ten­ver­ord­nung gebun­den. «Man sollte darüber nachden­ken, ob man die Arbeits­stät­ten­ver­ord­nung nochmals ändert und wir auf 18 Grad runter­ge­hen können», sagte Wolf. Aktuell sind in Arbeits­räu­men, in denen überwie­gend geses­sen wird, 19 bis 20 Grad als Mindest­wert festge­legt — je nach Arbeitsschwere.

«Seine Produk­ti­ons­mit­ar­bei­ter wird auch Herr Wolf sicher lieber in seinen Werken sehen», sagte IG-Metall-Chef Jörg Hofmann der Deutschen Presse-Agentur. Er habe zudem größte Zweifel, dass es wirklich energie­ef­fi­zi­en­ter ist, wenn sehr viele Arbeit­neh­mer zuhau­se arbei­ten und dort Strom und Wärme­en­er­gie verbrau­chen, sagte Hofmann. «Und es geht ja um das Sparen von Energie in einer Krise und nicht um das Sparen für das Unter­neh­men.» Zudem verbrau­che das Abschal­ten und Wieder­auf­wär­men größe­rer Gebäu­de mehr Energie als das Durch­hei­zen. «Also hier sind mehr als Zweifel angebracht», sagte Hofmann.

Die Menschen müssten umden­ken, forder­te Wolf. «Wir müssen darüber nachden­ken, wie wir den Wohlstand, den wir haben, überhaupt halten können.» Bislang sei es immer darum gegan­gen, den Wohlstand perma­nent zu vermeh­ren. «Wir werden weniger zur Verfü­gung haben und werden unsere Ansprü­che zurück­dre­hen müssen», sagte Wolf. Er sei fest davon überzeugt, dass man durch diese Krise durch­kom­me: «Das wird sicher­lich nicht 2023 sein, aber vielleicht 2024 oder 2025.» Und dann werde es auch wieder etwas zu vertei­len geben.

Aus Sorge um mögli­che Energie-Engpäs­se sind zu Monats­be­ginn Sparvor­ga­ben in Kraft getre­ten, die den Verbrauch im nächs­ten halben Jahr drücken sollen. Für Arbeits­stät­ten in der priva­ten Wirtschaft schreibt die Verord­nung nicht vor, dass zum Beispiel in Büros die Raumtem­pe­ra­tu­ren verrin­gert werden müssen. Es werde aber ermög­licht, dass Arbeit­ge­ber auch im gewerb­li­chen Bereich rechts­si­cher weniger heizen dürfen und Gelegen­heit haben, dem Beispiel der öffent­li­chen Hand zu folgen. Dies sei Grund­la­ge für Selbst­ver­pflich­tun­gen von Betrie­ben und betrieb­li­chen Verein­ba­run­gen zur Energieeinsparung.