ULM/STUTTGART (dpa/lsw) — Der Tag der Arbeit gehört den Gewerk­schaf­ten. Wegen des Wegfalls der Beschrän­kun­gen infol­ge der Corona-Pande­mie gibt es erstmals wieder große Kundgebungen.

Am Tag der Arbeit hat der Deutsche Gewerk­schafts­bund (DGB) in Baden-Württem­berg «kräfti­ge Tarif­er­hö­hun­gen» gefor­dert. Diese seien das beste Rezept gegen die steigen­den Lebens­er­hal­tungs­kos­ten und für Unter­neh­men finan­zier­bar, sagte DGB-Landes­chef Kai Burmeis­ter in Ulm bei einer von rund 50 Kundge­bun­gen im Südwes­ten anläss­lich des Feier­tags. Rund 20.000 Menschen demons­trier­ten dabei nach Angaben vom Sonntag für gute Arbeit und gerech­te Politik.

Die stell­ver­tre­ten­de Bundes­vor­sit­zen­de der IG Metall, Chris­tia­ne Benner, trat in Stutt­gart ans Redner­pult. «Wir stehen für sozia­le Gerech­tig­keit, Frieden und die Gleich­stel­lung von Frauen und Männern», sagte sie nach Angaben der Gewerk­schaft. Der ökolo­gi­sche Wandel der Arbeits­welt koste viel Geld. «Zusätz­lich brauchen wir bei drastisch steigen­den Preisen, insbe­son­de­re für Energie und Lebens­mit­tel, einen weite­ren finan­zi­el­len Ausgleich für Arbeit­neh­me­rin­nen und Arbeitnehmer.»

Die Erbschafts­steu­er solle erhöht, die Vermö­gen­steu­er wieder einge­führt und Kapital­erträ­ge höher besteu­ert werden, forder­te Benner. «Alle Menschen müssen von wirtschaft­li­chem Fortschritt profi­tie­ren, nicht nur Super­rei­che, die mit Milli­ar­den­sum­men digita­le Monopo­le errichten.»

«Baden-Württem­berg braucht eine Gerech­tig­keits­of­fen­si­ve», sagte Burmeis­ter bei der zentra­len DGB-Kundge­bung in Ulm. «Die Pande­mie steckt uns noch in den Knochen, jetzt kommen der immense Preis­an­stieg hinzu und die Folgen des grausa­men Krieges in der Ukraine.»

Konkret schlägt der Gewerk­schafts­bund eine Reichen­steu­er vor. «Es ist an der Zeit, dass die starken Schul­tern auch wirklich mehr beisteu­ern zum Gemein­we­sen. Eine Vermö­gens­ab­ga­be ist dafür ein sinnvol­les Instru­ment», hatte Burmeis­ter vorab gesagt.

Von der Politik forder­te der Landes­chef ein Entlas­tungs­pa­ket für alle Bürger und plädier­te für eine Senkung der Mehrwert­steu­er auf Gas und Strom. Auch rief er die Landes­re­gie­rung dazu auf, ein Tarif­treue­ge­setz einzu­füh­ren. Nur noch jeder zweite Beschäf­tig­te sei in Baden-Württem­berg von Tarif­ver­trä­gen geschützt.

Für knapp zehn Millio­nen Menschen verhan­del­ten die DGB-Gewerk­schaf­ten Tarif­ver­trä­ge in diesem Jahr. Zum Teil wurden den Angaben nach schon Steige­run­gen von fünf Prozent und mehr erreicht. Auch in der nächs­ten Runde sollen laut Burmeis­ter weite­re Erhöhun­gen durch­ge­setzt werden.