Es ist wie bei Bewer­bungs­ge­sprä­chen: Um die Kandi­da­tin­nen und Kandi­da­ten besser verglei­chen zu können, sollten sie am besten kurz nachein­an­der kommen. Kretsch­mann und Co. beschleu­ni­gen deshalb ihr Casting.

Die grünen Wahlsie­ger machen bei der Suche nach einem Koali­ti­ons­part­ner Tempo. Schon an diesem Mittwoch wollen sich Minis­ter­prä­si­dent Winfried Kretsch­mann (Grüne) und die Grünen-Spitze mit allen drei mögli­chen Bündnis­part­nern zu Sondie­rungs­ge­sprä­chen treffen. Zunächst war geplant gewesen, am Mittwoch nur mit der CDU zu starten und das erste Gespräch über ein mögli­ches Ampel-Bündnis mit SPD und FDP erst am Freitag zu führen. Auf das Vorzie­hen habe man sich am Montag­abend in der Vorbe­spre­chung der grünen Sondie­rungs­grup­pe geeinigt, bestä­tig­te Grünen-Frakti­ons­chef Andre­as Schwarz am Diens­tag der dpa in Stuttgart.

Vormit­tags sei die CDU dran, danach die SPD, und am späte­ren Nachmit­tag kämen die Libera­len. Es gehe bei der Reihen­fol­ge nach Stärke der Partei­en. Es sei aber durch­aus möglich, dass es noch weite­re Sondie­rungs­tref­fen gebe. «Wir starten zügig, haben aber keinen Zeitdruck», sagte Schwarz. Der neue Landtag tritt am 11. Mai das erste Mal zusam­men, am 12. Mai soll der 72-jähri­ge Kretsch­mann zum dritten Mal zum Minis­ter­prä­si­den­ten gewählt werden. Die CDU hofft auf eine Fortset­zung der grün-schwar­zen Koalition.

Die Grünen hatten die Landtags­wahl am Sonntag mit einem Rekord­ergeb­nis von 32,6 Prozent gewon­nen. Die CDU lande­te bei nur noch 24,1 Prozent, das ist ein neuer Tiefpunkt. Die AfD büßte am meisten ein im Vergleich zu der Wahl vor fünf Jahren und bekam 9,7 Prozent. Die SPD liegt mit schwa­chen 11,0 Prozent auf Platz drei vor der FDP, die sich auf 10,5 Prozent steigern konnte.

Zur Sondie­rungs­grup­pe der Grünen gehören Kretsch­mann, die Grünen-Landes­vor­sit­zen­den Sandra Detzer und Oliver Hilden­brand sowie Frakti­ons­chef Andre­as Schwarz. Als ständi­ge Vertre­tung wird das Vierer-Team von Finanz­mi­nis­te­rin Edith Sitzmann begleitet.

Für die CDU sollen Landes­chef und Innen­mi­nis­ter Thomas Strobl, General­se­kre­tär Manuel Hagel, Frakti­ons­chef Wolfgang Reinhart, Frakti­ons­vi­ze Nicole Razavi sowie die Sigma­rin­ger Landrä­tin Stefa­nie Bürkle die Chancen für eine Neuauf­la­ge von Grün-Schwarz auslo­ten. Das habe der Landes­vor­stand am Montag­abend einstim­mig bestä­tigt, erklär­te Hagel.

Die SPD nominier­te Partei- und Frakti­ons­chef Andre­as Stoch sowie General­se­kre­tär Sascha Binder und die beiden stell­ver­tre­ten­den Vorsit­zen­den Dorothea Kliche-Behnke und Rita Schwar­zelühr-Sutter, die zudem Parla­men­ta­ri­sche Staats­se­kre­tä­rin im Bundes­um­welt­mi­nis­te­ri­um ist. Kliche-Behnke schaff­te über den Wahlkreis Tübin­gen den Sprung in den Landtag.

Bei der FDP stand das Team für die Sondie­rung zunächst nicht vollstän­dig fest. Gesetzt sind aber Landes­chef Micha­el Theurer, General­se­kre­tä­rin Judith Skudel­ny und Frakti­ons­chef Hans-Ulrich Rülke. Zunächst solle noch die Landtags­frak­ti­on an diesem Diens­tag über die Aufstel­lung für die Sondie­rung beraten, hieß es. Rülke will sich zudem als Frakti­ons­chef bestä­ti­gen lassen. Nach dem guten Ergeb­nis vom Sonntag gilt die Wahl als sicher.

Grünen-Landes­chef Hilden­brand hatte gesagt, bei den Sondie­rungs­ge­sprä­chen gehe es neben Inhal­ten wie den Kampf gegen den Klima­wan­del auch darum, ob die Chemie stimme. Es müsse eine «Vertrau­ens­kul­tur» entstehen.