ULM — Die Auswir­kun­gen der Corona-Krise sind für das regio­na­le Handwerk auch im dritten Quartal 2020 noch spürbar, die Betrie­be zeigen sich aber hoffnungs­voll. Das zeigen die aktuel­len Konjunk­tur­da­ten der regel­mä­ßi­gen Quartals­um­fra­ge der Handwerks­kam­mer Ulm.

Mehr als jeder zweite Befrag­te (56 Prozent) ist zufrie­den mit seiner Geschäfts­la­ge, darun­ter vor allem das Bauhaupt­ge­wer­be, das Ausbau­hand­werk und die Gesund­heits­hand­wer­ke. 18,5 Prozent sind dagegen mit ihrem Geschäfts­ver­lauf unzufrie­den. Zum Vergleich: Vor einem Jahr auf dem absolu­ten Hoch der Konjunk­tur­ver­läu­fe waren drei von vier Betrie­ben (75 Prozent) mit ihrer Geschäfts­la­ge zufrie­den, 6 Prozent waren unzufrie­den. Die Erwar­tungs­hal­tung der Betrie­be ist aber mittler­wei­le wieder ähnlich wie vor einem Jahr. Von einer Verbes­se­rung der Geschäfts­la­ge geht fast jeder Vierte der Befrag­ten aus (23 Prozent, Vorjahr: 24 Prozent), während 66 Prozent (Vorjahr: 67 Prozent) nicht mit einer Verän­de­rung der aktuel­len Geschäfts­ent­wick­lung rechnen. Mit Sorgen schau­en dagegen 12 Prozent der Betrie­be in die Zukunft (Vorjahr: 9 Prozent).

Dr. Tobias Mehlich, Haupt­ge­schäfts­füh­rer der Handwerks­kam­mer Ulm: „Wir dürfen uns über diese Aufhel­lung freuen. Aber: Die Krise kann im Handwerk zeitver­zö­gert ankom­men. Die spannen­de Zeit kommt erst noch, wenn laufen­de Projek­te abgear­bei­tet sind und Folge­auf­trä­ge kommen oder nicht. Wir sind noch nicht über den Berg.“

Auftrags­la­ge höher als im Vergleichsquartal

Erfreu­lich ist, dass die Auftrags­ent­wick­lung der regio­na­len Handwerks­be­trie­be im dritten Quartal 2020 etwas höher als im Vergleichs­quar­tal 2019 ist. Über volle­re Auftrags­bü­cher freut sich derzeit jeder dritte Befrag­te (34 Prozent, Vorjahr: 26 Prozent). Damit liegen die Betrie­be in ihrer Auftrags­la­ge zwischen Ostalb und Boden­see über dem Landes­durch­schnitt (31 Prozent). Jeder vierte Betrieb (24 Prozent) gibt aller­dings auch Auftrags­ein­bu­ßen an (Vorjahr: 17 Prozent). Im kommen­den Quartal rechnen die Handwerks­be­trie­be im Kammer­be­zirk Ulm durch­aus mit steigen­den Aufträ­gen, jedoch in gerin­ge­rem Umfang als vor einem Jahr. Damit zeigen sich die Betrie­be in der Region hoffnungs­voll. Ein höheres Auftrags­auf­kom­men erwar­tet jeder vierte Befrag­te (26 Prozent, Vorjahr: 29 Prozent). Jeder fünfte Betrieb (20 Prozent, Vorjahr: 15 Prozent) befürch­tet ein gerin­ge­res Auftrags­auf­kom­men. Mehlich: „Jetzt ist die Zeit für öffent­li­che und priva­te Aufträ­ge. Das ist das beste Konjunk­tur­pro­gramm. Aufträ­ge sind für alle besser als Zuschüsse.“

Trotz Krise erhöht sich Beschäftigtenanzahl

Trotz hoher Auftrags­la­ge ist die Kapazi­täts­aus­las­tung der regio­na­len Handwerks­be­trie­be nicht mehr ganz so hoch wie im Vergleichs­quar­tal 2019, dem bishe­ri­gen Konjunk­tur­hoch. Die meisten Betrie­be (45 Prozent) arbei­ten mit einer Auslas­tung von 81–100 Prozent und liegen damit deutlich über dem Landes­durch­schnitt (40 Prozent). Jeder vierte Befrag­te hat derzeit Kapazi­täts­frei­räu­me (24 Prozent; Vorjahr: 8,5 Prozent). Deutlich über ihre Kapazi­täts­gren­zen hinaus haben in den letzten Wochen nur noch 6,5 Prozent der Betrie­be gearbei­tet (Vorjahr: 19 Prozent). In diesen Betrie­ben sind nach wie vor fehlen­de Fachkräf­te die Bremse und gesucht. Trotz Krise hat sich die Beschäf­tig­ten­zahl im Handwerk im letzten Viertel­jahr erneut erhöht: 12 Prozent der Befrag­ten haben zusätz­li­che Arbeits­plät­ze geschaf­fen, während 8 Prozent von Perso­nal­rück­gän­gen berich­te­ten. Die Krise hat also weiter­hin keinen Einfluss auf die handwerk­li­chen Beschäf­ti­gungs­ver­hält­nis­se. Im nächs­ten Quartal wird es aber voraus­sicht­lich keinen Beschäf­ti­gungs­zu­wachs im regio­na­len Handwerk geben, was auch der Jahres­zeit geschul­det ist. 84 Prozent der Betrie­be gehen davon aus, dass ihre Beschäf­tig­ten­zahl gleich bleiben wird. Der Rest versucht in gleichem Maß auf- und abzubau­en. Das Handwerk zeigt sich also weiter­hin als siche­rer und suchen­der Arbeitgeber.

Konjunk­tur­si­tua­ti­on im Landkreis Biberach

Im Landkreis Biber­ach beurtei­len 60 Prozent der Betrie­be ihre aktuel­le Geschäfts­la­ge als gut, 15 Prozent bezeich­nen sie als schlecht. Die Betrie­be blicken im Schnitt also zuver­sicht­lich in die Zukunft. 19 Prozent der Betrie­be im Landkreis Biber­ach rechnen mit einer Verbes­se­rung der Geschäfts­la­ge in den nächs­ten Wochen, 11 Prozent mit einer Verschlech­te­rung. Rund 67 Prozent haben eine aktuel­le Auslas­tung von 80 Prozent oder höher. 78 Prozent der Betrie­be möchten ihre Beschäf­tig­ten­an­zahl halten – ein gutes Zeichen für junge Menschen. „Jeder junge Mensch, der nach einem Ausbil­dungs­platz sucht, kann ihn in seiner Region auch finden — und zwar in nahezu jedem Beruf. Die Betrie­be sind offen für Prakti­ka zum Schnup­pern. So erkennt man leicht, ob es für eine Ausbil­dung passt oder nicht. Einfach einen inter­es­san­ten Ausbil­dungs­be­trieb anspre­chen. Wir freuen uns darüber“, sagt der Geschäfts­füh­rer der Kreis­hand­wer­ker­schaft Biber­ach, Fabian Bacher.