Pande­mie? Welche Pande­mie? Das könnte man denken, wenn man in die Insta­gram-Feeds mancher Stars und Influen­cer schaut. Denn Fotos aus dem Karibik-Urlaub gibt es dort weiter­hin zu sehen. Das ärgert manche sehr.

Jeden Tag gibt es derzeit neue Corona-Hiobs­bot­schaf­ten: viele Tote, hohe Infek­ti­ons­zah­len und mit dem Impfen wird es noch dauern.

Wer hat noch nicht darüber nachge­dacht, davor an einen Urlaubs­ort zu entflie­hen? Doch das bleibt für die meisten Menschen ein Tagtraum, für manche Promi­nen­te dagegen nicht.

Dieter Bohlen verschlug es offen­bar auf die Maledi­ven. Die Influen­ce­rin Cathy Hummels reiste nach Dubai in den Verei­nig­ten Arabi­schen Emira­ten und poste­te bei Insta­gram Fotos vor Palmen. Das brasi­lia­ni­sche Model Izabel Goulart, Freun­din von Fußball­pro­fi Kevin Trapp, lässt sich beim Baden auf der Karibik­in­sel St. Barth ablich­ten, wo es auch viele andere Promis hinzog. Sophia Thomal­la und ihr Lebens­ge­fähr­te Loris Karius grüßen bei Insta­gram aus dem Schnee. Die Reise­bil­der sorgen in den sozia­len Medien nicht nur für Freude oder Neid, sondern auch für einigen Ärger.

Denn um die Verbrei­tung des Corona­vi­rus so weit wie möglich einzu­däm­men, raten viele Regie­run­gen und Fachleu­te weltweit von nicht zwingend notwen­di­gen Reisen ab. In Deutsch­land etwa werden die Regeln für Einrei­sen­de aus Corona-Risiko­ge­bie­ten im Ausland ab dem 11. Januar noch einmal verschärft. Quaran­tä­ne und Testpflicht gehören dazu. Etwa 150 der rund 200 Länder weltweit stuft die Bundes­re­gie­rung als Corona-Risiko­ge­bie­te ein. Auch wenn nicht alle Reise­zie­le der Promi­nen­ten dazuge­hö­ren, ist die Devise generell eigent­lich: Besser zu Hause bleiben!

Das lassen auch Nutzer und Nutze­rin­nen bei Insta­gram die Stars wissen. «Es ist ja nicht so, dass ich es dir nicht gönne, aber musst (du) den zum Business­trip dekla­rier­ten Urlaub denn ständig posten? Hier sterben gerade so viele Menschen wie noch nie an Corona», kommen­tiert eine Nutze­rin etwa zu einem Strand­fo­to von Hummels. «Lockdown ist halt nur fürs Fußvolk», schreibt eine andere. Niemand respek­tie­re den Lockdown, steht in der Kommen­tar­spal­te unter einem Post von Goulart. Ein Nutzer kann nicht verste­hen, warum Dieter Bohlen nicht zu Hause bleiben könne.

Die Reaktio­nen kommen für die Medien­wis­sen­schaft­le­rin Joan Bleicher von der Univer­si­tät Hamburg nicht überra­schend. «Gerade Posts von Promi­nen­ten sind in sozia­len Medien Ausgangs­punkt für Kommen­ta­re und schei­nen als Wut-Kataly­sa­to­ren zu fungie­ren. Egal, was gepos­tet wird, es kommen immer irgend­wel­che Hass-Kommen­ta­re», sagt sie. Das spitze sich in diesem Bereich zu, da der Faktor Neid dazukomme.

Fotos aus atembe­rau­bend schönen Urlaubs­or­ten gehören zum Influen­cer-Einmal­eins. In der aktuel­len Situa­ti­on seien sie aber «taktisch unklug», so Bleicher. Die negati­ven Reaktio­nen seien womög­lich nicht einkal­ku­liert worden. Viele Stars gelten als Vorbil­der, sagte Bleicher. Bei Verhal­ten, das nicht als regel­kon­form angese­hen werde, entste­he schnell Kritik. Aller­dings sei das Reisen ja auch nicht verbo­ten momen­tan, es gebe nur Reise­war­nun­gen, betont Bleicher.

Der Komiker Oliver Pocher zeigt für den Reise­spaß wenig Verständ­nis. «Leute… niemand hat etwas gegen Urlaub oder Schnee… Auch ich war schon einmal im Skiur­laub oder auch in der Sonne und in Dubai… nur einfach sich nochmal ein paar Monate zurück­hal­ten und seinen Egois­mus hinten anstel­len», schreibt er bei Insta­gram. Und wenn man es schon mache, solle man es nicht noch zur Schau stellen, findet er. Mehr als 160.000 Likes bekommt der Beitrag.

Anderer­seits: Auch die Urlaubs­fo­tos werden nicht gerade selten mit einem Herz markiert. Sehr viele Kommen­ta­re sind ebenfalls positiv. Treffen in großen Gruppen oder andere Corona-Tabus sind auf den Fotos der Stars auch nicht auffäl­lig. Für manche Nutzer und Nutze­rin­nen könnten die Posts vielleicht Eskapis­mus bieten, sagt Bleicher: «Man träumt sich in diese Reise­welt des Promi­nen­ten hinein, weil man selber nicht mehr reisen kann.»

Cathy Hummels sah sich offen­bar trotz­dem mit so viel Kritik konfron­tiert, dass sie sich in einem weite­ren Post erklär­te. Sie entschul­di­ge sich, wenn ein falscher Eindruck entstan­den sei. «Meine Reise nach Dubai ist in erster Linie rein beruf­lich, aber natürlich nutze ich auch die freie Zeit mit meinem Sohn und wir machen es uns so schön es geht», schrieb sie. Viele Inter­pre­ta­tio­nen gingen aber auch in eine «falsche und unwah­re Richtung». Aus diesem Grund ging sie mit bei Insta­gram für ein paar Tage in den «Lockdown»: «Ich melde mich wieder aus Deutsch­land aus der Quarantäne».