BIBERACH — Die Hochschu­le Biber­ach (HBC) erhält eine weite­re Förde­rung, um nachhal­ti­ge Mobili­tät voran­zu­trei­ben – an den Campus-Stand­or­ten und in der Region. Wie das Minis­te­ri­um für Umwelt, Klima und Energie­wirt­schaft Baden-Württem­berg gestern (Donners­tag, 28. Januar 2021) bekannt gab, wird das Projekt „HBC. Intel­liCh­ar­ge – Aufbau von intel­li­gent gesteu­er­ten Ladesta­tio­nen sowie Entwick­lung eines Geschäfts­mo­dells für Parkein­rich­tun­gen auf Landes­lie­gen­schaf­ten“ der Biber­acher Wissen­schaft­ler Profes­sor Matthi­as Grandel und Profes­sor Volker Wachen­feld mit knapp 400 000 Euro gefördert.

Das Vorha­ben ist ein weite­rer Baustein für die Entwick­lung eines klima­neu­tra­len Campus. Nachdem die HBC ihre Infra­struk­tur im Bereich von elektrisch betrie­be­nen Zweirä­dern – Pedelecs und Roller – bereits ausbaut, unter­stützt das Land nun auch den Aufbau einer Ladeinfra­struk­tur für Elektro­au­tos. „Damit schaf­fen wir die Grund­la­ge dafür, dass Studie­ren­de wie Beschäf­tig­te der Hochschu­le auf Elektro­mo­bi­li­tät umstei­gen können“, sagt Kanzler Thomas Schwäb­le. Die verschie­de­nen Nutzer­grup­pen sollen künftig für sie passen­de Model­le finden und auf möglichst wenig Bürokra­tie stoßen. Wer beispiels­wei­se eine länge­re Strecke zur HBC zurück­le­gen müsse, können sein Fahrzeug künftig direkt am Campus aufla­den und mit ausrei­chen­der Batte­rie­la­dung die Heimrei­se antreten. 

Insge­samt fördert das Land mit Zuschüs­sen von mehr als 3,5 Millio­nen Euro Lademög­lich­kei­ten für Elektro­au­tos, insbe­son­de­re in Parkhäu­sern und Tiefga­ra­gen, so das Umwelt­mi­nis­te­ri­um. Bezuschusst werden insge­samt elf innova­ti­ve Projek­te im Rahmen des Förder­pro­gramms INPUT aus dem Themen­feld Energie des Strate­gie­dia­logs Automo­bil­wirt­schaft der Landes­re­gie­rung. Förder­fä­hig waren Projek­te, die sich in das allge­mei­ne Strom­netz integrie­ren lassen, so Umwelt­mi­nis­ter Franz Unter­stel­ler. „Je mehr Strom­ver­brau­cher wir haben desto wichti­ger ist es, flexi­ble Verbrau­cher, wie zum Beispiel Ladesta­tio­nen für E‑Autos, zu integrie­ren und bei Bedarf auch steuern zu können. Sonst ist es schwer, die Netze stabil zu halten. INPUT steht also nicht nur allge­mein für den Ausbau der Ladeinfra­struk­tur, sondern auch und vor allem für deren intel­li­gen­te Netzanbindung.“

Hier setzt das Projekt „Intel­liCh­ar­ge“ der Hochschu­le Biber­ach an. Mit der intel­li­gen­ten Steue­rung der insge­samt 14 geplan­ten Ladepunk­te und einer statio­nä­ren Batte­rie als Zwischen­spei­cher werde eine Netzüber­las­tung bei gleich­zei­ti­gem Laden von Fahrzeu­gen vermie­den, erläu­tert Volker Wachen­feld. Mithil­fe der Landes­för­de­rung möchte der Exper­te für Elektri­sche Syste­me, Netzin­te­gra­ti­on erneu­er­ba­rer Energien und Energie­spei­cher neue Ladekon­zep­te erarbei­ten; hier sieht er konkre­ten Forschungs- und Entwick­lungs­be­darf nicht nur für das Automo­bil­land Baden-Württemberg

Zudem will die HBC mit neuen, intel­li­gen­ten Tarif- und Anreiz­mo­del­len experi­men­tie­ren, erklärt Matthi­as Grandel. „Es ist nicht immer notwen­dig, dass eine Batte­rie zu 100 Prozent geladen wird“, so der Profes­sor für Smart Energy und Digita­le Geschäfts­mo­del­le. Manch­mal reiche es aus, genügend Ladung für eine bestimm­te Strecke zu haben und das Auto zu einem anderen Zeitpunkt und einem anderen Ort komplett zu laden. Auch dies helfe Netzüber­las­tung zu vermei­den – „und hier wollen wir passen­de Anrei­ze schaffen“.

Partner für das Trans­fer­pro­jekt haben die Profes­so­ren auch außer­halb der Hochschu­le gefun­den. Die Stadt­wer­ke Biber­ach und der Energie­ver­sor­ger e.wa riss beispiels­wei­se bringen ihre Erfah­run­gen im Ladema­nage­ment ein, die Wissen­schaft­ler wieder­um spiegeln ihre Ergeb­nis­se dem lokalen Projektpartner.

Das Forschungs­pro­jekt „Intel­liCh­ar­ge“ fließt darüber hinaus direkt in die Lehre insbe­son­de­re der Energie-Studi­en­gän­ge ein. So stellt die Ladeinfra­struk­tur eine prakti­sche Erwei­te­rung des bestehen­den Smart Grid Labors der Hochschu­le Biber­ach dar. „Wir können den Studie­ren­den des Energie-Ingenieur­we­sens ein reales Beispiel für eine Steue­rung im Smart Grid zeigen und damit experi­men­tie­ren“, beschreibt Wachen­feld den Lehrtrans­fer. Im Studi­en­gang Energie­wirt­schaft befas­sen sich aktuell bereits zwei Studie­ren­de inner­halb ihrer Abschluss­ar­bei­ten mit innova­ti­ven Betriebsmodellen. 

In den kommen­den Monaten – das Projekt läuft zunächst bis Ende des Jahres – können weite­re Studie­ren­de an konkre­ten Aufga­ben­stel­lun­gen mitwir­ken. „Beim Umstieg auf Elektro­mo­bi­li­tät steht unsere Gesell­schaft erst ganz am Anfang – die Studie­ren­den inter­es­sie­ren sich stark für diese Zukunfts­the­ma­tik und ihre Möglich­kei­ten“, so die Profes­so­ren. Angebo­te zur Mitar­beit an techni­schen und betrieb­li­chen Aspek­ten werden sie ab dem Sommer­se­mes­ter finden, das Mitte März beginnt.