Liebe Wochen­blatt-Leserin­nen und Leser,

ich weiß, dass es Eltern mit Super­kräf­ten gibt. Die können ihre Kinder abends zum Einschla­fen bringen — ohne Theater und Tamtam. Neulich habe ich mit meiner Freun­din Babsi telefo­niert. Da sagt sie: „Warte mal kurz, ich leg die Kinder schnell hin“ – und fünf Minuten später war sie wieder da. Echt!

Ich habe keine Super-Einschlaf­kräf­te. Meine Kinder haben aber Super-Wachblei­be­kräf­te. Den ganzen Tag über haben sie keine Zeit zum Reden, aber wenn sie einschla­fen sollen! Wir bespre­chen vor allem, was alles Schönes passiert war. Dann wollen sie Schlaf­lie­der singen, dann trinken, dann nochmal Pipi. Dann noch Quatsch machen, dann hüpfen, dann alle Kuschel­tie­re mit ins Bett holen. Dann alle Kuschel­tie­re wieder raus. Dann die Schmu­se­de­cke suchen. Dann Licht anmachen („bitte nur noch einmal kurz“). Irgend­wann werde ich wütend. Außer meinen Kindern kann mich nur meine Mutter so auf die Palme bringen. Zwischen­durch denke ich manch­mal leider (und fühle mich ganz schlecht dabei): Diese kleinen Teufelchen!

Aber dann: Wenn sie schla­fen, kann ich mich kaum losrei­ßen. Ich höre ihnen beim Atmen zu. Ich schaue in ihre wunder­schö­nen, fried­li­chen Gesich­ter und denke: Ach, was sind die beiden nur für süße Engel!

Bis bald,
eure Julia