STUTTGART/BERLIN (dpa) — Ein Aktivist versucht beim Kirchen­tag in Stutt­gart, die Bühne zu stürmen, auf der gerade Kanzler Olaf Scholz spricht. Der kontert mit einem Vergleich, für den ihn Luisa Neubau­er nun heftig kritisiert.

Die Klima­ak­ti­vis­tin Luisa Neubau­er hat Bundes­kanz­ler Olaf Scholz (SPD) vorge­wor­fen, er habe «Klimaaktivist:innen mit Nazis» verglichen.

Damit habe er die NS-Herrschaft relati­viert, «und auf Parado­xe Art und Weise die Klima­kri­se gleich mit», schrieb Neubau­er bei Twitter. «Er stili­siert Klima­schutz als Ideolo­gie mit Paral­le­le zur NS-Herrschaft. In 2022. Jesus. Das ist so ein Skandal.»

Neubau­er reagier­te damit auf den Auftritt des Kanzlers beim Kirchen­tag in Stutt­gart am vergan­ge­nen Freitag, der von mehre­ren Aktivis­ten gestört worden war. Er hatte die Zwischen­ru­fe mit Hinweis auf geziel­te Störak­tio­nen in der Vergan­gen­heit kriti­siert, dabei aber keinen direk­ten Nazi-Vergleich gezogen, sondern offen gelas­sen, worauf er sich bezog. Verstan­den werden konnten seine Worte etwa ebenso als Anspie­lung auf die Spren­gung von Veran­stal­tun­gen durch radika­li­sier­te Studen­ten­grup­pen in den 1970er Jahren, deren Spätzeit er selbst noch erlebt hatte.

Ein Aktivist hatte bei dem Auftritt des SPD-Politi­kers versucht, die Bühne zu stürmen, wurde daran jedoch von Sicher­heits­kräf­ten gehin­dert und wegge­führt. Ein anderer Aktivist rief laut «Schwach­sinn», als Scholz gerade über den Ausstieg aus der Kohle­ver­stro­mung sprach und die Arbeits­plät­ze, die dadurch im Tagebau verlo­ren gingen.

Scholz: «Erinnern mich an eine Zeit, die lange zurückliegt»

Scholz kommen­tier­te die Störung mit den Worten: «Ich sage mal ganz ehrlich, diese schwarz geklei­de­ten Insze­nie­run­gen bei verschie­de­nen Veran­stal­tun­gen von immer den gleichen Leuten erinnern mich an eine Zeit, die lange zurück­liegt, und Gott sei Dank.» Dazu gehöre auch ein «schau­spie­le­risch geübter Auftritt, bei dem man dann in jedem Fall immer sich insze­niert», sagte er.

«Ich war auch schon auf Veran­stal­tun­gen, da saßen fünf Leute, gleich geklei­det, jeder hatte eine einge­üb­te Haltung, und (die) machen das dann jedes Mal wieder.» Das sei keine Diskus­si­on. «Das ist keine Diskus­si­ons­be­tei­li­gung, sondern das ist der Versuch, Veran­stal­tun­gen für seine eigenen Zwecke zu manipu­lie­ren, das sollte man nicht machen.»